Lokales

Bürger besorgt wegen Stromtrasse

Landtagsabgeordneter Andreas Schwarz im Dialog mit TransnetBW – Bürgerin nutzte Fragestunde

Die geplante Hochleistungs-Stromtrasse der Firma TransnetBW, die nach derzeitigem Planungsstand möglicherweise in Wendlingen endet, bewegt Bürger und Politiker gleichermaßen. Dies zeigen die Anfrage einer Bürgerin in Notzingen an den Schultes und die des Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz an die TransnetBW.

In Notzingen besteht die Sorge, dass die geplante Hochleistungs-Stromtrasse über die Bodenbachgemeinde nach Wendlingen führt.Fot
In Notzingen besteht die Sorge, dass die geplante Hochleistungs-Stromtrasse über die Bodenbachgemeinde nach Wendlingen führt.Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. „Vieles ist bei Transnet noch im Ungewissen. So scheint die Tatsache, dass die hiesige Raumschaft stark durch vorhandene beziehungsweise im Bau befindliche Infrastruktureinrichtungen wie Autobahn, Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm, Vorranggebiete für Windenergie und anderes mehr tangiert ist, noch nicht angekommen zu sein“, sagt Andreas Schwarz, Landtagsabgeordneter Grünen. Dieser Eindruck entstand bei ihm während eines Treffens vor wenigen Tagen mit Vertretern der Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW. Gleiches gelte für die hier ausgewiesenen Naturschutzgebiete. „Hier ist Transnet wohl nicht klar, dass es viele FFH- und Natura-2000-Schutzgebiete gibt“, so Andreas Schwarz.

In vielen Gemeinden regt sich Unmut über die Informationspolitik von TransnetBW (wir berichteten). Bekannt ist bislang lediglich, dass die Trasse für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) in Wendlingen nahe des bereits bestehenden Umspannwerks bei Bodelshofen enden soll. Über die Trassenführung schweigt sich die Firma bislang aus. „Nach dem Plan der TransnetBW soll die Trasse ,CO6WDL‘ nun von Kupferzell in den Raum Wendlingen führen und hier enden und zwar im Umkreis von zehn Kilometer um das Umspannwerk in Bodelshofen herum“, konnte Susanne Schullerer aus Notzingen in Erfahrung bringen. Dies teilte sie dem Gemeinderat bei der Bürgerfragestunde mit, ebenso ihre Befürchtungen: „Ziehen Sie auf einer Landkarte einen Strich von Kupferzell nach Bodelshofen – dieser Strich führt direkt über Notzinger Gemarkung.“ Das Rathaus sei gerade einmal fünf Kilometer von diesem Umspannwerk entfernt. „Ich bin besorgt darüber, dass eine riesige Stromtrasse über unsere Köpfe gebaut werden soll – und ob in Berlin gerade eben darüber entschieden wird, ob vor unserer Nase ein Konverter gebaut soll, der eine Fläche von zehn Fußballfeldern braucht“ erklärte sie weiter.

Aus diesem Grund wollte Susanne Schullerer von Bürgermeister Sven Haumacher unter anderem wissen, ob er in dieses Thema eingearbeitet ist und die Interessen der Notzinger Bürger vertritt. Dieser reagierte etwas unwirsch auf die Äußerungen, die er als Belehrung empfand. Seiner Ansicht nach liegt die Wahrscheinlich bei null Prozent, dass die neue Leitung über Notzinger Markung verläuft.

Weit mehr Gehör fand die besorgte Bürgerin bei den Gemeinderäten. „Wir sollten rechtzeitig was tun. Welchen Erfolg man erzielen kann, zeigt die verhinderte Müllverbrennungsanlage“, sagte Hans-Joachim Heberling. Die berechtigten Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen will Hans Prell: „Wenn man mitverfolgt, was bei Transnet alles im Verborgenen läuft, muss es einen nicht verwundern, dass dieses Verhalten umso mehr Misstrauen und Ängste schafft.“ Notzingen müsse unbedingt am Ball bleiben und frühzeitig an Informationen kommen, damit sich alle eine Meinung bilden können – und sich gegebenenfalls wehren. „Wenn sich kein Widerstand regt, dann kommt die Trasse“, will er auf keinen Fall die Hände in den Schoß legen. Gleicher Ansicht ist auch Herbert Hiller. „Wir müssen wach bleiben und nicht warten, bis die Trassenführung zementiert ist“, erklärte er. Sorge, dass der Konverter nach Notzingen kommt, hat er keine: „Der braucht zehn Hektar ebenes Gelände – und das gibt es bei uns nicht.“

Auch den Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz treiben Fragen um, die er Transnet in einem Brief mitteilte: Unter anderem interessierten ihn Gesichtspunkte und Kriterien bei der Festlegung des Endpunkts und was Wendlingen auszeichne. „Wird die Transnet GmbH bei der weiteren Planung des Endpunkts sowie den Verfahrensschritten den von Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, entwickelten Leitfaden für eine neue Planungskultur anwenden?“, heißt es in dem Schreiben weiter. Für die HGÜ ist eine Bundesbehörde zuständig, weshalb der entwickelte „Landes-Leitfaden“ nicht gelte, heißt es in der Antwort. Transnet habe jedoch den „Leitfaden für eine neue Planungskultur“ ins Tagesgeschäft integriert und institutionalisiert, indem weit vor Beginn der formellen Genehmigungsverfahren Bürger, Kommunen, Träger öffentlicher Belange und politische Mandatsträger durch Diaologverfahren in die Planung einbezogen würden. „Dies würde – im Falle einer Bestätigung der Gleichstromverbindung in den Raum Wendlingen –auch für die dann beginnenden Planungen gelten“, antwortet Transnet. Ein HGÜ-Endpunkt bemisst sich laut Firma nach dem Verbraucherschwerpunkt und eine vorhandenen Infrastruktur, die Gleichstrom in Drehstrom umwandeln und weiterleiten kann. Beides trifft auf Wendlingen auf: Es liegt im Ballungsraum Mittlerer Neckar und hat ein Umspannwerk.