Lokales

Bürger machen mobil für Radweg

In Ohmden und Schlierbach hat sich eine Initiative gegründet – NABU-Ortsverband übt Kritik an Plänen

Der Ausbau der Kreisstraße zwischen Ohmden und Schlierbach ist seit langem ein heißes Thema. Noch dieses Jahr soll eine Entscheidung fallen. Jetzt hat sich eine gemeindeübergreifende Bürgerinitiative gegründet. Sie macht sich für den Bau eines Geh- und Radwegs entlang der Verbindungsstraße stark.

Spontanaktion mit guter Resonanz: Zahlreiche Radler kamen dem Aufruf der neu gegründete Bürgerinitiative nach und nahmen am Akti
Spontanaktion mit guter Resonanz: Zahlreiche Radler kamen dem Aufruf der neu gegründete Bürgerinitiative nach und nahmen am Aktionstag teil, um sich für den Bau eines Geh- und Radwegs an der Verbindungsstraße zwischen Ohmden und Schlierbach stark zu machen.Foto: Benjamin Döbel

Ohmden/Schlierbach. „Ja zum Radweg“, steht auf Plakaten geschrieben. Zwei Leintücher sind mit der Parole „Ausbau der Kreisstraße nur mit Radweg“ beschriftet. Zahlreiche Bürger aus Ohmden und Schlierbach, Gemeinderäte und Vertreter der Kommunen sind am vergangenen Sonntag mit dem Rad zur Kreuzeiche gefahren, um sich an einem Aktionstag der neu gegründeten Bürgerinitiative zu beteiligen. Sie setzt sich ein für die Sanierung der maroden Kreisstraße zwischen Schlierbach und Ohmden und für den Bau eines Geh- und Radwegs entlang dieser Straße. „Der Radweg wird benötigt“, betont Jörn Feldsieper, Gemeinderat in Schlierbach und Mitinitiator der Bürgerinitiative. „Radfahren auf der Kreisstraße ist gefährlich“, betont auch sein Ohm­dener Mitstreiter Johann Steffl.

In einer Pressemitteilung kritisiert die Bürgerinitiative den schlechten Zustand der Straße, die mangelnde Breite und die brüchigen Seitenränder. Wer dort zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs und womöglich auch noch ortsunkundig sei, müsse „um Leib und Leben bangen“, heißt es darin. Es folgt ein Appell, im Rahmen eines kreisübergreifenden und verkehrssicheren Fuß- und Radwegenetzes die Kreisstraße auszubauen – „aber bitte mit Radweg“.

Schlierbachs Bürgermeister Paul Schmid schlägt in die gleiche Kerbe: „Die Straße in die Hand zu nehmen, ohne einen Geh- und Radweg vorzusehen, ist unverantwortlich“, legt er seine Meinung dar und verweist auf die notwendige Verkehrssicherheit. Hügelig, kurvig und schmal sei die Straße. Nach dem Ausbau seien höhere Geschwindigkeiten sowie mehr und schwerere Lastwagen zu erwarten – ein erhebliches Risiko für Radler. Diesen Punkt hebt auch Ohmdens Bürgermeister Martin Funk hervor. Er plädiert schon lange für eine große Lösung. „Eine Sanierung ohne Geh- und Radweg macht keinen Sinn“, betont er. Seiner Ansicht nach ist der Ausbau der Kreisstraße eine einmalige Möglichkeit, den von den Bürgern geforderten Geh- und Radweg zu realisieren. „Diese Möglichkeit wird sonst auf Jahrzehnte hinaus vertan“, gibt Funk zu bedenken.

Schon lange brodelt es in Ohmden und Schlierbach, weil es in Sachen Kreisstraße nicht voranging. Im Frühjahr hatten einige Ohmdener Gemeinderäte dem Kreis Esslingen sogar Verzögerungstaktik vorgeworfen. Auch jetzt, kurz vor der Entscheidung, herrscht Misstrauen. „Anscheinend ist auf Kreisebene die Informationen angekommen, dass der Geh- und Radweg den Bürgern gar nicht so wichtig sei“, berichtet Jörn Feldsieper. Zusammen mit Johann Steffl und Dr. Klaus Dolde aus Ohmden hat er nun die Bürgerinitiative ins Leben gerufen. „Wir wollen klar machen, dass ein Großteil der Bevölkerung den Radweg braucht“, sagt Feldsieper und verweist darauf, dass beide Gemeinderäte einstimmige Beschlüsse pro Radweg gefällt haben.

Aber es gibt auch Stimmen gegen den Bau eines Geh- und Radwegs. Ernst Frank von der NABU-Ortsgruppe Holzmaden-Ohmden gehört dazu. Er übt Kritik an dem zusätzlichen Flächenverbrauch. „Ich habe ein Problem mit einem geteerten, 2,50 Meter breiten Radweg“, sagt er. Er liege mitten im Vogelschutzgebiet. Für ihn wäre der Weg einer von zahlreichen jüngeren Eingriffen in die Ohmdener Umwelt, die den Lebensraum von Tieren stark beeinträchtigen.

Kritisch sieht er auch den Straßenausbau allgemein – „zumindest so, wie er sich entwickelt hat“, sagt Ernst Frank. Aus dem einstigen gemeindeeigenen Schotterweg sei eine Straße geworden, die in der Theorie auf 7,5 Tonnen beschränkt sei. „Mittlerweile fahren dort aber vermehrt Lastwagen mit Auflieger“, klagt er. Eine Freigabe für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen nach der Sanierung hält er für falsch: „Ich bin dafür, dass die Tonnage-Beschränkung bleibt – und dass sie auch wirklich durchgesetzt wird.“

Dass die Straße gänzlich ungeeignet für Fahrräder ist, streitet er unterdessen nicht ab. „Ich sehe ein, dass Radfahren dort gefährlich ist“, sagt er. Für Freizeitradler – und die seien dort seines Erachtens fast ausschließlich unterwegs – gebe es aber schönere, ruhigere Alternativen. „Man müsste sie nur ausschildern“, so Ernst Frank.

Schlierbachs Bürgermeister Paul Schmid sieht das anders: „Wenn man den Radverkehr als alternatives Verkehrsmittel anschaut – und das tut die aktuelle Landesregierung – dann muss man auch die Konsequenzen ziehen.“ Ein gut ausgebautes Radwegenetze gehöre dazu.

Dass den Bürgern in Ohmden und Schlierbach der Ausbau samt Radweg wichtig ist, davon zeigt sich Johann Steffl überzeugt. „Obwohl die Sternfahrt zur Kreuzeiche am vergangenen Sonntag spontan war, sind sehr viele Menschen gekommen“, freut er sich.

Von den Kreisverwaltungen kommen unterdessen Signale, die für eine große Lösung sprechen. Beide Landkreise planen einen Ausbau mit Geh- und Radweg und wollen den Entscheidungsgremien entsprechende Vorschläge vorlegen. Die Abstimmung ist für Oktober vorgesehen. „Sofern die Gremien der Landkreise zustimmen, kann mit einem Baubeginn in 2016 gerechnet werden“, prognostiziert Peter Keck, Pressesprecher des Landkreises Esslingen.