Lokales

Die Alterung ist überall

Neue Teckboten-Serie: Wie sich der demografische Wandel auf das alltägliche Leben auswirkt

Deutschland vergreist. Das weiß jedes Kind. Dass die ­Gesellschaft immer älter wird, ist ­jedoch mehr als eine Binsenweisheit. Der demografische Wandel ist im Alltag vieler Menschen spürbar. In einer neuen Serie widmet sich der Teckbote der Alterung und ihren Folgen.

Alte Menschen - Rentner - Senioren, Spaziergang, Bewegung im Alter , Paar
Alte Menschen - Rentner - Senioren, Spaziergang, Bewegung im Alter , Paar

Kirchheim. Mit dem demografischen Wandel verhält es sich ein wenig wie mit der Globalisierung. Wann immer in den 90er-Jahren ein neues Phänomen auftauchte, schrieb man es der Globalisierung zu. Was das konkret bedeutete, wussten zwar die wenigsten, aber immerhin war eine Schublade gefunden. Der demografische Wandel ist auch so eine Worthülse, die in keinem Grußwort und keiner Sonntagsrede fehlen darf. Dabei verbergen sich hinter diesem Schlagwort ganz konkrete Entwicklungen, die viele Menschen in ihrem Alltag unmittelbar betreffen.

Der demografische Wandel ist in allen Lebensbereichen angekommen. In Lenningen stehen Häuser und Wohnungen leer, während der Wohnungsmarkt in Kirchheim wie leer gefegt ist. Die Zahl der Pflegeheime in der Stadt hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht. Vielen heimischen Unternehmen fehlen schon heute die Fachkräfte. Die Kommunen müssen den Spagat schaffen zwischen den Interessen der älteren Bevölkerung und jenen junger Familien. Eigentumswohnungen sind zunehmend auf die Bedürfnisse der Hochbetagten zugeschnitten. In vielen Vereinen sind die jüngsten Mitglieder 60 Jahre alt, einige müssen aufgeben. Schulen bangen um ihre Zweizügigkeit. Das sind nur ein paar Folgen der Alterung, die überall in Kirchheim und Umgebung spürbar sind. Ihnen widmet sich der Teckbote in einer neuen Serie.

Heute leben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt etwa 82  Millionen Menschen, 2060 werden es nur noch 65 bis 70 Millionen sein. Aktuell sind 20 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre oder älter. Im Jahr 2060 ist es jeder Dritte. Eine andere Zahl veranschaulicht das Missverhältnis zwischen Sterbefällen und Geburten noch drastischer: Während im Jahr 2009 auf 100 Personen im Erwerbsalter 34 Rentner kamen, werden es 2030 mehr als 50 sein.

Die Alterung der Gesellschaft geht nicht überall gleich vonstatten. Besonders dramatisch ist sie im Osten der Republik zu beobachten. Im Südwesten werden zwar auch nicht mehr Kinder geboren, aber in strukturstarken Regionen wie Stuttgart wird der demografische Wandel durch den Zuzug vieler Menschen abgefedert.

Auch zwischen Stadt und Land gibt es ein dramatisches Gefälle. Wie dramatisch, lässt sich direkt vor der Haustür beobachten (siehe Grafik oben). Lenningen verliert bis zum Jahr 2030 10,2 Prozent seiner Bevölkerung, Kirchheim „nur“ 1,9 Prozent. Diese Werte sind nicht deshalb so unterschiedlich, weil in Lenningen mehr Menschen sterben oder weniger Kinder geboren würden als in Kirchheim. In beiden Kommunen übersteigt die Zahl der Todesfälle die der Geburten längst. Aber Kirchheim kann das Missverhältnis dadurch wettmachen, dass junge Menschen in die Stadt ziehen und dort ihre Familien gründen. Lenningen kann das nicht von sich behaupten. Der Blick in die Statistik zeigt: Die ländliche Bevölkerung wird immer älter. Und die Einwohnerverluste können in Lenningen – im Gegensatz zur Stadt – nicht durch Zuzüge von außen ausgeglichen werden.