Lokales

Erfolgreiche Suche nach ärgerlichen Zivilisationsspuren

Markungsputzete in Kirchheim, Ötlingen, Lindorf und Nabern förderte wieder bergeweise Müll zutage

Der zwingend für das letzte Februarwochenende terminierte samstägliche Markungsputz der Stadt Kirchheim ging bei idealen Bedingungen reibungslos über die Bühne. Zeitgleich sammelten fleißige freiwillige Helfer auch in Ötlingen, Lindorf und Nabern Müll auf.

Markungsputz in Kirchheim, Teilnahme von div. Vereinen und Kinderg¿rten , Baubetriebsamt
Markungsputz in Kirchheim, Teilnahme von div. Vereinen und Kinderg¿rten , Baubetriebsamt

Kirchheim. Mit Rücksicht auf die kalendarisch definiert aufblühende Natur und den darauf exakt abgestimmten unverrückbar festgesetzten Fristen des Naturschutzes wurde das letzte Februarwochenende genutzt, um an allen Ecken und Enden der Stadt, aber auch an Bachläufen und Gewässern mit der größtmöglichen Sorgfalt für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Sämtliche städtischen Kindergärten und die Konrad-Widerholt-Grundschule hatten schon am vergangenen Freitag in ihrer direkten Umgebung mit engagierter Mithilfe der teilweise geradezu begeistert mit anpackenden Kinderschar für Ordnung gesorgt.

Das Team des städtischen Baubetriebsamts war ebenfalls in den vergangenen Tagen schon mit gutem Beispiel vorangegangen, hatte im Vorfeld bereits besonders neuralgische Punkte inspiziert und dabei auch rund 25 Kubikmeter Müll „nach Hause“ gebracht. Neben gezielten Einsätzen in der Hegel- und Schöllkopfstraße und im Kruichling wurde unter anderem auch im Bereich der Sammelstelle in der Saarstraße vorab all das eingesammelt, das dort garantiert nicht hingehört, sich aber immer wieder rasch ansammelt. Sehr viele fleißige Helfer waren zudem auch in den Stadtteilen Ötlingen, Nabern und Lindorf unterwegs, um ihre erstaunlichen „Funde“ auf dem zum Mülltrennungszentrum gewordenen Gelände des Baubetriebsamts abzuliefern.

Was dann am vergangenen Samstag von 9 Uhr bis zur Mittagszeit von den Mitgliedern unterschiedlichster Vereine und Gruppierungen am Bauhof abgeliefert wurde, befremdete und zeichnete doch auch ein erschreckend realistisches Bild der Wegwerfgesellschaft. Weihnachtsbäume, die trotz eingerichteter Sammelstellen und teilweise sogar organisierter Abholung an der Haustür einfach „wild entsorgt“ wurden, waren dabei noch die geringsten Ärgernisse für die Mitarbeiter des Bauhofs, die die eingesammelten und anschließend fachgerecht getrennten Fundstücke der Putzete nun endgültig und richtig entsorgen müssen.

Abgefahrene Reifen und nicht mehr funktionsfähige Räder waren besonders stark vertreten, aber auch marode Kühlkombinationen, einst attraktive Anbaumöbel, ein schon total zugewachsener Einkaufswagen, Elektroschrott oder Kanister mit schwer zuordenbaren, garantiert aber nicht unbedingt gesunden Flüssigkeiten. Auf der nach den gestrengen Entsorgungskriterien vorsortierten Müllhalde auf dem Gelände des Baubetriebshofs landete sogar ein mit einer eindruckvollen Staubpatina überzogenes, im Bereich der Kirchheimer Bürgerseen entsorgtes Surfboard.

Im Einsatz waren am Samstag neben Verschönerungs-, Reit- und Fahrverein, Waldkindergarten, Kirchheimer Fischern und Feuerwehrmitgliedern, Angelverein, der Fliegergruppe Wolf Hirth, der Konrad-Widerholt- Förderschule und engagierten Anwohnern des Klosterviertels sowie der Oberen Vorstadt vor allem auch die Mitglieder der Gruppe „Ahmadiyya Muslim Jamaat“. Diese Vereinigung sorgt nicht nur seit Jahren schon am frühen Neujahrsmorgen in der Kirchheimer Fußgängerzone für Sauberkeit und beseitigt als Geschenk an die Stadt und ihre Bewohner die Spuren der vorangegangenen Nacht. Immer wieder erkundigen sich die Verantwortlichen über das ganze Jahr hinweg bei Christian Maiwald, dem Leiter des Baubetriebsamts, ob er nicht zusätzliche Hilfe brauche.

Durch ihren Glauben überzeugt davon, dass äußerliche Reinheit auch Einfluss auf die Seele hat, konnten sie mit Hilfe vieler auch aus Reutlingen angereisten Kindern und Jugendlichen gemeinsam mit den anderen Gruppen dafür sorgen, dass Kirchheim sich wieder als etwas saubereres und adretteres Mittelzentrum präsentieren kann.

Neben ungemein viel Müll wurde auch ein brandneues Rad gerettet, das jetzt in der Boschstraße 10 - wie viele andere „Fundräder“ auf seinen Besitzer wartet. Auch zwei Geldbeutel wurden aufgefischt, die zwar kein Bargeld mehr aber immerhin wertvolle Scheckkarten enthielten.