Lokales

Für die Rechte von Flüchtlingen

Der Kirchheimer Arbeitskreis Asyl feiert an der Bastion sein 25-jähriges Bestehen

Unter dem Motto „Gemeinsam für die Rechte der Flüchtlinge in Baden-Württemberg“ feierte der Arbeitskreis Asyl (AK) am Samstag sein 25-jähriges Bestehen. Beim Fest rund um den Flüchtlingsbaum bei der Kirchheimer Bastion machte der Arbeitskreis auf die restriktive Asylgesetzgebung aufmerksam.

Für die Rechte von Flüchtlingen
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Für die Rechte von Flüchtlingen

Kirchheim. 25 Jahre Flüchtlingsarbeit in Kirchheim: Das ist für den Arbeitskreis Asyl ein Grund zum Feiern. Dass jedoch ein Fest einer Organisation, die sich für die Würde und Teilhabe von Flüchtlingen einsetzt, nicht ohne Kritik und politische Forderungen auskommt, liegt in der Natur der Sache. Wer zum Fest an der Bastion wollte, musste deshalb erst einmal an einem Container vorbei, in dem die beengten Lebensverhältnisse, in denen Flüchtlinge in Deutschland auf den Abschluss ihres Asylverfahrens warten, beispielhaft dargestellt wurden.

Marianne Gmelin vom AK Asyl verwies auf die Anfänge des Arbeitskreises Mitte der 1980er-Jahre, als Flüchtlinge aus den verschiedensten Ländern in die Teckstadt kamen. „Damals haben sich Menschen gefunden, die zu den Asylsuchenden Kontakt aufnahmen und ihnen Hilfe anboten“, so Gmelin. 1986 sei der AK gegründet worden. Seitdem hätten die Engagierten „viel Kraft und Energie aufgebracht“, aber auch Freundschaften geknüpft und viele positive Erfahrungen gesammelt. Der Arbeitskreis Asyl wird in diesem Jahr zum zweiten Mal von der Teckboten-Weihnachtsaktion unterstützt.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker betonte in ihrem Grußwort, dass Asylbewerber in Deutschland vielen Unwägbarkeiten gegenüberstehen. „Es gibt ein einjähriges Arbeitsverbot für Menschen die zu uns kommen, und wenn ihnen eine Stelle angeboten wird, muss nachgewiesen werden, dass sie nicht durch Deutsche besetzt werde kann“, so die Verwaltungschefin. „Es gibt Sozialleistungen, die niedriger sind als die Sozialhilfe, und keinen Sprachkurs, obwohl gerade die Sprache der Weg in die Integration ist.“

Eine Zugangsprognose des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge gehe davon aus, dass Ende 2011 rund 6 000 Asylbewerber nach Baden-Württemberg gekommen sein werden. „Da frage ich mich, ob wir es bei tatsächlich nicht schaffen, diese Menschen unterzubringen“, so Matt-Heidecker.

Seit Oktober 2010 bestehe die Möglichkeit, visafrei in die EU einzureisen. Im Zuge dessen sei befürchtet worden, dass die Zahl der Zuwanderer aus Albanien, Bosnien und Herzegowina ansteigen werde. Dies habe sich nicht bewahrheitet. Konstant sei der Zustrom von Menschen aus dem Iran, Afghanistan und dem Irak geblieben. „Ich denke, diesen Menschen muss die Bundesrepublik die Möglichkeit geben, hier eine neue Heimat zu finden“, erklärte Angelika Matt-Heidecker. „Wir wissen nicht, wie sich die aktuelle Situation in Nordafrika und dem Nahen Osten entwickelt. Ich denke aber wir sollten darauf eingestellt sein, mehr Menschen aufzunehmen.“

Der Oberbürgermeisterin zufolge leben derzeit rund 200 Asylbewerber in Kirchheim, die aus dem Leben gerissen worden seien, die teilweise traumatische Erfahrungen gemacht hätten und mit einer fremden Gesellschaft konfrontiert seien. „Diese Menschen haben einen Anspruch auf Teilhabe auf Augenhöhe“, so Matt-Heidecker, die betonte, dass die nachhaltige Integrationsarbeit, die in der Teckstadt geleistet werde, „ein Garant für das menschliche Zusammenleben“ sei. Dazu leiste der AK Asyl einen wichtigen Beitrag.

Andreas Lindner vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg kritisierte in seiner Rede, dass es bei der Landesaufnahmestelle in Karlsruhe kein Verfahren gebe, das es ermögliche, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie alleinreisende Frauen, Verfolgte, Traumatisierte oder Kranke zu erkennen. Diese Menschen brauchen laut Lindner eine spezielle Unterstützung oder Förderung, doch das werde Ehrenamtlichen beziehungsweise nicht staatlichen Stellen überlassen.

Lindner kritisierte außerdem die soziale Lebenssituation der Flüchtlinge. „Die 4,5 Quadratmeter Wohnraum, die pro Flüchtling als Mindestgröße im Flüchtlingsaufnahmegesetz festgelegt sind, müssen abgeschafft werden“, so Lindner. Auch die Massenunterbringung in den Zimmern müsse aufgegeben werden. In vielen Unterkünften müssten Familien über Jahre hinweg in einem Raum zusammenleben. „Das ist nicht haltbar.“

Padmi Liyanage und Mansour Mostafazadeh berichteten im Anschluss über ihr persönliches Flüchtlingsschicksal. Abschließend enthüllten Angelika Matt-Heidecker und Marianne Gmelin eine Hinweistafel am Fuße des Trompetenbaumes bei der Bastion. Sie weist auf die Pflanzung des Baumes im Jahr 2008 hin. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch Breakdance-Einlagen und die Musikgruppe Tilufa.