Lokales

Gekippte Fenster sind offene Fenster

Die Polizei warnt vor Einbrüchen und setzt auf Aufklärung – Eigenvorsorge ist wichtig

Mit der früher einsetzenden Dämmerung steigt das Risiko, Opfer eines Einbruchs zu werden. Doch auch außerhalb der dunklen Jahreszeit werden Einbrecher immer aktiver: Im ersten Halbjahr 2014 sind im Vergleich zum Vorjahr im Bereich Kirchheim mehr Wohnungseinbrüche verzeichnet worden.

Bei der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen setzt die Polizei auf Prävention: So wie hier am Kirchheimer Würstlesberg ziehen „Präv
Bei der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen setzt die Polizei auf Prävention: So wie hier am Kirchheimer Würstlesberg ziehen „Präventionsstreifen“ durch die Wohngebiete und machen Einwohner auf potenzielle Schwachstellen aufmerksam.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. „Es ist ein landes- und bundesweiter Trend beobachtbar“, erklärt Michael Schaal, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. „Die Zahl der Wohnungseinbrüche in diesem Jahr steigt deutlich an.“ Insbesondere im Raum Filderstadt und Kirchheim habe es im ersten Halbjahr 2014 deutlich mehr Einbruchsfälle gegeben als noch 2013. „Es gibt zwar immer wieder Delikte, die an Häufigkeit hervorstechen – mal sind es Sachbeschädigungen, mal Fahrzeugeinbrüche. In den letzten Jahren handelt es sich aber vermehrt um Wohnungseinbrüche“, so Schaal.

„Woran genau das liegt, können wir uns nicht erklären. Eine derartige Zunahme erwarten wir für gewöhnlich erst mit Beginn der dunklen Jahreszeit“, meint Björn Reusch, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit im Präsidiumsbezirk. Aktuelle Zahlen nennt die Polizei nicht, aber zumindest eine Aussage kann getroffen werden: Die Vorjahreszahlen wurden bereits im September erreicht.

Die Auswertung der Kriminalstatistik 2013 habe gezeigt, dass die meisten Wohnungseinbrüche in den Nachmittags- und frühen Abendstunden verübt werden. Um den gestiegenen Fallzahlen entgegenzutreten, hat die Polizei ihre Präsenzzeiten entsprechend angepasst. Außerdem steht die Aufklärung der Bevölkerung bei Aktionen wie der bundesweiten Einbruchschutzkampagne „K-Einbruch“ im Vordergrund: Sogenannte „Präventionsstreifen“ ziehen in die Wohngebiete und machen die Bürger auf all jene Dinge aufmerksam, die es Einbrechern und Dieben besonders leicht machen, in Wohnungen und Häuser einzudringen oder ihr Ziel auszuwählen. Dazu gehören beispielsweise gekippte oder offene Fenster und Terrassentüren, unverschlossene Haustüren sowie überfüllte Briefkästen.

In der Regel bevorzugen Kriminelle unbewohnte Ziele. Vor allem in der Winter- und Urlaubszeit sei es deshalb ratsam, auch in Abwesenheit durch ein brennendes Licht den Eindruck zu erwecken, es sei jemand im Haus.

„Wir suchen aktiv das Gespräch mit den Bürgern, um auf Missstände und leichtsinniges Handeln aufmerksam zu machen. Gekippte Fenster sind für Kriminelle offene Fenster – es braucht nicht viel Werkzeug, um sie aufzuhebeln, oft reicht schon ein Schraubenzieher“, sagt Reusch. Einbruchschutz muss dabei nicht immer teuer sein. Gerade bei Neu- oder Umbauvorhaben kann es sich lohnen, Sicherungsmaßnahmen kostengünstig umzusetzen. Schon durch einfache Maßnahmen wird den Ganoven das Leben schwerer gemacht: Haus- und Wohnungstüren, aber auch Fenster und Balkontüren sollten in Abwesenheit stets abgeschlossen sein. Besser ist es, wenn diese zusätzlich durch etwa rundumlaufende Pilzzapfen gesichert sind, die ein Aufbrechen erschweren. Auch heruntergelassene Rollläden und Jalousien sollten vermieden werden, da sie signalisieren, dass die Bewohner unterwegs sind.

Immer wieder machen derart optimierte Gebäude Einbrechern einen Strich durch die Rechnung: Laut Kriminalstatistik scheitern etwa 46 Prozent der Einbruchsversuche, weil die Täter nicht in die Wohnung gelangen. Wenn in drei Minuten kein Erfolg erzielbar ist, wechseln sie zudem häufig das Objekt.

Zur Einbruchsprävention setzt die Polizei aber auch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Eine erhöhte Wachsamkeit in der Nachbarschaft trägt dazu bei, Diebe und Einbrecher dingfest zu machen, bevor sie überhaupt Schaden anrichten können – häufig sind die psychischen Folgen eines Eindringens in die Privatsphäre gravierender als die finanziellen Verluste. Wenn also jemand im Wohngebiet verdächtige Personen entdeckt, solle er sich nicht davor scheuen, sich Notizen zu machen und seine Beobachtungen gegebenenfalls über den Polizei-Notruf 110 zu melden.

Für weitere Tipps zum Thema Einbruchschutz bieten die Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen kostenlose Beratungen an. Auf Wunsch kommen die Berater auch nach Hause, um Vorschläge zur Wohnungssicherung zu unterbreiten. Weitere Tipps und Informationen gibt es auf der Webseite der Polizeikampagne unter www.k-einbruch.de im Internet.

Auswertung der Kriminalstatistik 2013 – Einbrüche in Kirchheim und Umgebung

Ein Blick in die offizielle Kriminalstatistik 2013 des Polizeipräsidiums Reutlingen verrät: Die Anzahl der Straftaten insgesamt ist im vergangenen Jahr um 2 222 Fälle auf insgesamt 47 968 zurückgegangen und erreicht damit einen Zehnjahrestiefstand. Besorgniserregend ist jedoch der Anstieg im Bereich des Wohnungsdiebstahls: Hier war 2013 präsidiumsweit eine Zunahme um acht Prozent auf insgesamt 803 Fälle (2012: 743) zu verzeichnen. Im Kreis Esslingen ging diese Zahl 2013 im Vergleich zum Vorjahr zwar um über vier Prozent auf 396 Fälle zurück (2012: 414), 2014 jedoch wurde diese Zahl bereits im September erreicht. Etwa 46 Prozent der Einbruchsversuche scheitern, weil die Täter nicht in die Wohnung gelangen. Grund genug für die Polizei, ihre Aktivitäten zur Aufklärung zu intensivieren. Einbruchsfälle in Kirchheim und Umgebung im Jahr 2013: Kirchheim: 35 Notzingen: 0 Hochdorf: 1 Ohmden: 0 Holzmaden: 4 Weilheim: 3 Neidlingen: 0 Lenningen: 7 Bissingen: 0 Owen: 3 Dettingen: 1 Beuren: 1 Erkenbrechtsweiler: 2 Neuffen: 8 Wendlingen: 18 Wernau: 4 Köngen: 12 Oberboihingen: 0 Gesamt: 99