Lokales

Gemeinsam gegen Vaskulitis

Patienten mit entzündeten Blutgefäßen werden künftig in Kirchheim und Tübingen behandelt

Die Universitätsklinik Tübingen und die Kreiskliniken Esslingen gründen gemeinsam das Vaskulitis-Zentrum Süd. Ziel ist es, Patienten, die unter entzündeten Blutgefäßen – so genannten Vaskulitiden – leiden, besser behandeln zu können.

Professor Dr. Hellmich , Rheumatologie , Behandlungsgespräch , Arzt , Krankenhaus
Professor Dr. Hellmich , Rheumatologie , Behandlungsgespräch , Arzt , Krankenhaus

Antje Dörr

Kreis Esslingen. Anders als Diabetes oder Arthrose ist Vaskulitis keine Volkskrankheit. Nur wenige Patienten erkranken an Vaskulitiden, Entzündungen der Blutgefäße. Entsprechend wenige Ärzte kennen sich wirklich damit aus. Zwei Ausnahmen sind Professor Dr. Bernhard Hellmich, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie der Klinik Kirchheim und Dr. Jörg Henes, Leiter des Bereichs Rheumatologie am Universitätsklinikum Tübingen. Beide haben seit einiger Zeit einen Vaskulitis-Schwerpunkt in ihren Abteilungen und entsprechend Erfahrung auf diesem Gebiet. Das gab den Anstoß zur Gründung des Vaskulitis-Zentrums Süd. Start ist am Samstag, 8. November, beim Gründungssymposium an der Uniklinik Tübingen.

„Bei seltenen Erkrankungen wie Vaskulitis hat sich die Gründung solcher Zentren bewährt“, sagt Bernhard Hellmich. Dort arbeiteten Spezialisten verschiedener medizinischer Fachdisziplinen zusammen. Praktisch könnte die Zusammenarbeit beispielsweise so laufen: Ein Patient wird mit Verdacht auf Vaskulitis in die Klinik Kirchheim überwiesen. „Wir schauen uns dann alle Organe an“, erklärt Bernhard Hellmich. Möglich sind in der Klinik Kirchheim gastroenterologische, internistische, kardiologische, neurologische sowie HNO-Untersuchungen. „Für die Augen und die Haut brauchen wir die Uniklinik“, so Hellmich. Patienten würden nach Tübingen gefahren und dort bevorzugt untersucht. Von dort kämen sie mit einem Therapievorschlag zurück und würden in Kirchheim interdisziplinär behandelt.

Ein weiteres Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Forschung auf dem Gebiet voranzutreiben. Über die Ursachen der Vaskulitis ist beispielsweise noch wenig bekannt. „Wir sind froh, dass wir nun aus zwei Kliniken Patienten für unsere Studien zusammenführen können“, so Jörg Henes. Medikamentöse Behandlungsverfahren für die Krankheit gibt es. Eine Heilung ist jedoch nicht möglich.

Ein Problem ist, dass Vaskulitis häufig nicht schnell genug erkannt wird. „Viele Symptome sind sehr unspezifisch“, sagt Jörg Henes, und Bernhard Hellmich ergänzt: „Es dauert meist sehr lange, bis die Patienten bei uns ankommen“. Vaskulitis äußere sich beispielsweise in Hautausschlägen, starken Durchblutungsstörungen an Fingern und Füßen, einem pelzigen Gefühl in Armen und Beinen, Nachtschweiß, entzündeten Augen und plötzlichem starken Gewichtsverlust. Hinzu kämen häufig hohe Entzündungswerte. Weil durch die Vaskulitiden die Blutversorgung der Organe leidet, kann es laut Hellmich im äußersten Fall zu Organversagen kommen.

Das Gründungssymposium am Samstag, 8. November, richtet sich an Ärzte, die mehr über Vaskulitis erfahren wollen. Ab 9 Uhr stehen Im Großen Hörsaal der Uniklinik Tübingen Vorträge auf dem Programm.