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In den Gemeinden rund um die Teck hat die Wende hin zu erneuerbaren Energien längst begonnen

Fast alle Kommunen rund um die Teck haben in den vergangenen Jahren ihre Schulen und Kindergärten energetisch saniert – nicht nur der Umwelt wegen, sondern auch, um Heizkosten zu sparen. Doch in vielen Gemeinden wird viel mehr getan, um die Energiewende voranzutreiben.

Auch der Landkreis Esslingen setzt auf erneuerbare Energien: Auf dem Dach des Kompostwerks produziert eine PV-Anlage Strom. Foto
Auch der Landkreis Esslingen setzt auf erneuerbare Energien: Auf dem Dach des Kompostwerks produziert eine PV-Anlage Strom. Foto: Jean-Luc Jacques

Bissingen. Wer vom Breitenstein ins Tal schaut, sieht sie auf vielen Bissinger Dächern funkeln: Die Photovoltaikanlagen (PV), die der Gemeinde 2010 Platz 157 in der Solarbundesliga und den ersten Platz in der Kreiswertung eingebracht haben. Aktuell bringt es die Gemeinde auf 506 Watt pro Einwohner – das ist kreisweit mit Abstand Spitze. Federführend ist die Gruppe „Öko-Check“ der Lokalen Agenda 21. Die Gemeinde betreibt zudem PV-Anlagen auf der Gemeindehalle und versorgt seit 2009 den Bauhof und zwei umliegende Wohngebäude mit einer Holzpellets­heizung. Ökostrom bezieht die Gemeinde bisher nicht, bei der nächsten Bündelausschreibung soll aber ein Angebot eingeholt werden.

Owen. Die Stadt Owen kauft ihren Strom beim privaten Elektrizitätswerk Ensinger ein, das sowohl Strom mit Wasserkraftanlagen erzeugt als auch Stadt, Owener Privathaushalte und örtliche Unternehmen mit einem eingekauften Strommix versorgt. Dieser Mix besteht zu über 60 Prozent aus regenerativen Energien. Zum Vergleich: Beim Marktführer EnBW sind es 24 Prozent. Zudem betreibt die Gemeinde drei PV-Anlagen: auf den Dächern des Feuerwehrgerätehauses, auf dem Grundschulgebäude und dem Kindergarten Bahnhofstraße. Der Kindergarten wird mit Erdwärme beheizt, die Beginenklause mit einer Wärmepumpenanlage.

Holzmaden. Die Gemeinde Holzmaden will ihre öffentlichen Gebäude künftig zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgen. Das hat der Gemeinderat 2010 beschlossen. Die Gemeinde geht davon aus, dass ihr durch den Bezug von Strom aus regenerativen Quellen Mehrkosten in Höhe von 2 300 Euro pro Jahr entstehen – bei einem Jahresverbrauch von 125 300 Kilowattstunden (kWh). Wer den Ökostrom liefert, wird sich bei der Bündelausschreibung herausstellen, an der die Kommune teilnimmt. Fest steht aber schon jetzt, dass mindestens ein Drittel des Stroms aus Anlagen stammen muss, die nicht älter als sechs Jahre sind. Damit soll sichergestellt werden, dass der Ausbau der regenerativen Energien auch wirklich vorangetrieben wird. Außerdem beteiligt sich die Gemeinde Holzmaden an der Bürgerenergiegenossenschaft Weilheim.

Ohmden. Auf dem Dach des Feuerwehrhauses in Ohmden produziert eine PV-Anlage Strom. Betreiberin ist die Bürgerenergiegenossenschaft Weilheim.

Lenningen. Die Gemeinde Lenningen hat sich vom Marktführer EnBW unabhängig gemacht und gemeinsam mit dem Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige die „Energieversorgung Lenningen“ gegründet. Ziel ist es, das Stromnetz zu übernehmen und selbst zu betreiben. Entlang der Lauter gibt es eine Vielzahl von Wasserkraftanlagen, in denen privat Strom erzeugt wird. Die Gemeinde betreibt mehrere PV-Anlagen. Der Bauhof, die Grundschule Oberlenningen und der Kindergarten Gutenberg werden mit einer Holzpelletsheizung versorgt. Die neue Mehrzweckhalle in Unterlenningen soll mit Erdwärme beheizt werden. Alle Schulgebäude und Kindergärten in sämtlichen Ortsteilen werden mit Ökostrom versorgt. Außerdem gibt es in Lenningen eine „Lenninger Solar­GbRmbH“, die eine PV-Anlage auf dem Hauptschuldach am Schulzentrum Oberlenningen betreibt und deren Gesellschafter Lenninger Bürger und die Gemeinde sind. Eine weitere Solargesellschaft ist im Aufbau.

Dettingen. Die Gemeinde Dettingen plant an der Lauter auf Höhe des Bauhofs ein Gravitations-Wasserwirbel-Kraftwerk, mit dem auch ohne große Fallhöhen Strom gewonnen werden kann. Außerdem gibt es in Dettingen drei private Wasserkraftwerke. Im Neubaugebiet Goldmorgen hat die Gemeinde alle Bauplätze so ausrichten lassen, dass beste Voraussetzungen für die Nutzung der Sonnenenergie bestehen. Wärme für das Hallenbad, die Sporthalle und die Verbundschule liefert seit 2007 ein Holzhackschnitzelheizkraftwerk. 2012 sollen auch die Werkrealschule und die Schlossberghalle daran angeschlossen werden. Im Jahr 2010 wurde die „Bürger­energiegenossenschaft Dettingen“ gegründet. Sie betreibt eine PV-Anlage auf dem Dach der Werk­realschule. Eine zweite PV-Anlage ist auf dem Dach der Aussegnungshalle auf dem Neuen Friedhof ge­plant.

Weilheim. In der Stadt Weilheim gibt es seit 2009 eine Bürgerenergiegenossenschaft, die drei PV-Anlagen betreibt: auf dem Dach des Bauhofs, des Feuerwehrhauses in Ohmden und der Lindach-Sporthalle. 2011/2012 stammt der Strom, den die Stadtverwaltung einkauft, zu 45 Prozent aus regenerativen Quellen. Das Freibad beheizt die Stadt mit einer Flusswasser-Wärmepumpe, den Kindergarten Bahnhofstraße sowie das Rathaus mit Erdwärme. Die Zipfelbachhalle in Hepsisau und das Feuerwehrmagazin werden mit einer Holzpelletsheizung versorgt, der Bauhof und die Lindach-Sporthalle mit einer Holzhackschnitzelheizung.

Schlierbach. Die Gemeinde Schlier­bach arbeitet in Fragen der erneuerbaren Energien eng mit anderen Kommunen zusammen. Ein Beispiel ist die Interessengemeinschaft für die Umsetzung eines kommunalen Energiemanagements gemeinsam mit acht anderen Gemeinden und drei Verwaltungsverbänden des südlichen Landkreises Göppingen. Eine weitere Kooperation ist das Projekt „EULE“, im Rahmen dessen mithilfe von EU- und Landesfördergeldern ein Biomassezentrum mit Schnittgutabfällen aus Streuobstwiesen gegründet werden soll. Weiterhin hat die Gemeinde auf ihrer Gemarkung eine private Biogasanlage mit einer Leistung über 500 kW zugelassen. Eine Bürgerinitiative hat schon 2004 auf dem Dach des DRK-Gebäudes eine PV-Anlage installiert. Die Gemeinde betreibt weitere PV-Anlagen, beteiligt sich an der Bürgerenergiegenossenschaft Voralb und beheizt den Bauhof sowie Wohngebäude der Gemeinde mit Holzpellets. Das Warmwasser für die neue Sporthalle stammt aus Solarthermie.

Kirchheim. Die Stadt Kirchheim hat Dächer für Bürgersolaranlagen zur Verfügung gestellt. PV-Anlagen befinden sich auf dem Bürgerhaus in Lindorf, der Grund- und Werkrealschule Jesingen und der neuen Raunersporthalle. Auf der Sporthalle Stadtmitte hat der Förderverein der Alleenschule eine PV-Anlage ins­talliert. Die Stadt will ihre Gebäude künftig zu 30 Prozent aus Ökostrom versorgen. Wer den Ökostrom liefert, wird sich bei der Bündelausschreibung herausstellen, an der die Stadt teilnimmt. Seit mehreren Jahren gibt es eine Gruppe Energie in der Lokalen Agenda. Ehrenamtliche bieten im Rathaus für Bürger Energieberatung an. Außerdem beteiligt sich die Stadt finanziell an der Energieagentur des Landkreises Esslingen, die ihren Sitz in Nürtingen hat. Die Stadt will ihre Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien weiter verstärken: In der Juli-Sitzungsrunde werden dem Gemeinderat Energiegewinnungspotenziale, die es auf der Markung Kirchheim gibt, vorgestellt. Im Fokus sind die Wasserkraft und der Ausbau der Solarenergie. Außerdem wird geprüft, inwieweit im Gruppenklärwerk Wendlingen aus Abwasser Energie gewonnen werden kann.