Lokales

Kein Job von acht bis fünf

Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf ist seit vier Jahren im Amt und zieht eine positive Halbzeitbilanz

Vor vier Jahren ist Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf als damals jüngster Verwaltungschef im Ländle angetreten. Jetzt bestätigt die Halbzeitbilanz seiner ersten Amtsperiode den ehemaligen Spitzensportler und Jahrgangsbesten der Verwaltungshochschule Ludwigsburg.

Marcel Musolf vor dem Bauhof in der ehemaligen Kelter in Bissingen.Foto: Jean-Luc Jacques
Marcel Musolf vor dem Bauhof in der ehemaligen Kelter in Bissingen.Foto: Jean-Luc Jacques

Bissingen. Marcel Musolf wechselte im April 2011 vom Kämmererstuhl auf den Chefsessel der Gemeindeverwaltung. Rund 96 Prozent der Bissinger Wähler wollten den gebürtigen Karlsruher als Bürgermeister sehen. Damals war der Spitzensportler im Fechten und Einser-Mann der Verwaltungshochschule Ludwigsburg 25 Jahre jung.

Inzwischen zogen vier Jahre ins Land – Zeit, um eine Zwischenbilanz seiner ersten Amtsperiode zu ziehen. Und die entspricht ganz dem Spitzensportler: Millionen Euro schwere Projekte wie die erweiterte und modernisierte Aussegnungshalle, die sanierten Ortsdurchfahrten in Bissingen und Ochsenwang, der Umbau des Schulstandorts nach Wegfall der Hauptschule zum neuen, barrierefreien Bildungshaus, die Kinderbetreuung, der Kindergarten und die Ganztageskrippen und die Ortsbücherei finden sich ebenso auf der Erfolgsliste wie die Sanierung des alten Ortskerns, die Innenentwicklung, der Umbau des ehemaligen Kindergartens Pfarrstraße und das Gemeindeentwicklungsprojekt 2025.

Wie andere Kommunen unterstützt auch Bissingen den Kreis Esslingen bei der Bewältigung der Flüchtlingsunterbringung. Hatte Musolf dabei in Bissingen eine gewisse Vorbereitungszeit, so musste er in Ochsenwang rasch handeln. Innerhalb kürzester Zeit informierte er Gemeinderat und Bürger und initiierte einen Arbeitskreis Asyl.

Bei all den Vorhaben ließen Musolf und sein Kämmerer Dominik Rothe das Gemeindesäckel nicht aus den Augen. Absolut ausgeschlafen schaffte es der Verwaltungschef, alle möglichen Fördertöpfe anzuzapfen. Erst die Mittel von Bund und Land versetzten die Gemeinde in die Lage, die geplanten Projekte zu verwirklichen.

Doch nicht nur die Fördertöpfe machten vieles möglich. „Wir haben von 2011 bis 2014 auch von einer pros­perierenden Wirtschaft profitiert“, sagt der Bürgermeister. Nicht zuletzt deshalb wird die Entwicklung der Betriebe in den kommenden Monaten ein großes Thema im Gemeinderat sein.

Viele der Projekte, die in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit angestoßen wurden, sieht Musolf nicht als Eintagsfliegen nach dem Motto „abgearbeitet – erledigt“, sondern weiß sie eingebettet in einen strategischen Prozess. Das gilt für die Gewerbeentwicklung ebenso wie für die Innenverdichtung, den Altenhilfeplan und die Ganztagesbetreuung. Dabei ist der Bürgermeister dankbar für den notwendigen Vertrauensvorschuss des Gemeinderats.

Nach einem Organisationsprojekt mit der Hochschule Ludwigsburg baute die Verwaltung ihren Bürgerservice aus, bündelte Aufgaben und veränderte ihre Strukturen. Dabei lobt der Chef der Verwaltung sein Team, das sein sportliches Arbeitstempo mitträgt und ihm den nötigen Rückhalt gibt.

„Immer ein offenes Ohr“ hat der Bürgermeister für die Vereine. Auch in schwierigen Situationen versucht er, für alle Beteiligten einen gangbaren Weg zu finden. Und welcher Erfolg sich einstellt, wenn alle Vereine und Organisationen an einem Strang ziehen und um die Unterstützung der Kommune wissen, zeigte das Jubiläum „900 Jahre Ochsenwang“. Einen ständigen Austausch hält der Bürgermeister auch mit den Kirchen, vor allem mit der evangelischen Kirchengemeinde am Ort, für fruchtbar. Das zeigte sich nicht nur beim Thema Aussegnungshalle. Auch das Thema Flüchtlingshilfe verbindet beide.

„Ich hätte mir 2011 nicht träumen lassen, dass wir so viele Projekte aufs Gleis setzen können“, sagt Musolf. Bereits damals war er sich aber bewusst, dass der Bürgermeisterberuf keine „One-Man-Show“ und nicht „von acht bis fünf“ zu stemmen ist. Dennoch hat er seinen Wechsel zum Schultes nicht bereut. Der Beruf macht ihm viel Spaß, wenngleich der Workaholic gerne mehr Zeit für seine junge Familie hätte. Deshalb lautet sein Wunsch: „Der Tag sollte mehr Stunden haben“.