Lokales

Keine „Eiszeit“ im Klinikbereich

Kreiskliniken, Esslinger Krankenhaus und Filderklinik kooperieren nicht nur in der Onkologie

Das ist neu: Die Kreiskliniken im Verbund mit dem Städtischen Klinikum Esslingen und der Filderklinik wollen nicht nur gemeinsam einen onkologischen Schwerpunkt bilden, sondern sich auch vereint in wichtigen Fragestellungen der Gesundheitspolitik positionieren.

Einweihung neuer Bettenbau B2 am Krankenhaus Kirchheim
Einweihung neuer Bettenbau B2 am Krankenhaus Kirchheim

Kirchheim. Die alten Streitigkeiten scheinen vergessen. Von einer „Eiszeit“ gar wollte Bernd Sieber, Geschäftsführer der Esslinger Klinik, nichts wissen, und so saßen er, Volker Ernst, der kaufmännische Geschäftsführer der Filderklinik, und „Hausherr“ Franz Winkler, Geschäftsführer der Kreiskliniken, ges­tern in der Kirchheimer Klinik-Zent­ralverwaltung und propagierten die Kooperation. Und diese bezog sich nicht nur auf den gemeinsamen onkologischen Schwerpunkt, der flächendeckend den Kreis versorgen soll, sondern auch auf die Positionierung der drei großen Kliniken in Fragen der Gesundheitspolitik.

Winkler und Sieber erinnerten daran, dass es bei Diagnoseverfahren und bei der Notarztversorgung bereits eine Zusammenarbeit gibt, ebenso im Bereich der Kinderkrankheiten. „Wir haben den Versorgungsauftrag im Landkreis zu stemmen und viele gemeinsame Themen,“ sagte Franz Winkler.

2009 griffen die Kreiskliniken und das Esslinger Klinikum das Thema onkologischer Schwerpunkt auf. Nachdem sich die Onkologie in Esslingen vor wenigen Wochen zum onkologischen Zentrum zertifizieren ließ, Ruit gerade dabei ist und Nürtingen folgt, werden bis Jahresende die drei Zentren zum onkologischen Schwerpunkt zusammengehen und die Filderklinik mit ins Boot nehmen. Damit ist eine flächendeckende kreisweite, qualitativ einheitliche Versorgung von Krebspatienten möglich. Das Ziel ist, laut Geschäftsführer Winkler, den onkologischen Schwerpunkt im Kreis Esslingen im November im Landeskrankenhaus-Ausschuss genehmigt zu bekommen.

Mit dem onkologischen Schwerpunkt sieht der Geschäftsführer der Kreiskliniken die Beschlüsse des Gemeinderats Esslingen sowie des Kreistags umgesetzt. „Wir befinden uns auf der Zielgeraden.“ Damit ist auch der in den kommunalpolitischen Gremien viel diskutierte Punkt „Kooperation“ entschärft worden. „Die Kommunikation unter den Chefärzten der Kliniken war schon immer gut“, meinte Franz Winkler.

Auf eine Fusion der Kliniken angesprochen, sah Bernd Sieber dafür keine Notwendigkeit: „Die Prognosen der großen Schließungs- und Privatisierungswellen sind nicht eingetroffen. Wir sind noch nicht im Stadium der Verlobung“. Und Franz Winkler verdeutlichte: „Eine Fusion richtet sich nach den Interessen der Gesellschafter, das kann nicht auf Geschäftsführerebene abgehandelt werden.“

Im Bereich der inneren Medizin und der chirurgischen Versorgung stehen die Kliniken im Landkreis weiterhin im Wettbewerb. „Das hat den Patienten nicht geschadet“, so Sieber, der einem „gesunden Wettbewerb“ das Wort redete und auf das Land verwies, das eben eine solche Konkurrenz fördere.

Während sich Kreiskliniken und Esslinger Krankenhaus im Pflegebereich mit dem Nachwuchs schwertun, konnte sich Volker Ernst nicht beklagen. „Wir haben in der Filderklinik aufgrund der anthroposophischen Ausrichtung eine starke Nachfrage.“ Interesse bekundete der kaufmännische Geschäftsführer an einer Kooperation bei der Ausbildung der Ärzte, wie dies im onkologischen Schwerpunkt kreisweit der Fall ist.

Ein Thema, bei dem sich die drei Geschäftsführer ebenfalls einig waren, ist die Krankenhausfinanzierung. Ihre Hoffnung setzen die Klinik-Geschäftführer in die Ankündigung der neuen Landesregierung, die Investitionsmittel aufzustocken. Davon könnte das Klinikum Esslingen mit seiner neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie profitieren. Und die Filderklinik, deren Betten zu 85 Prozent ausgelastet sind, denkt ans Erweitern. Doch auch dies kostet viel Geld.

Auf Dauer nicht haltbar ist für Franz Winkler die niedrige gesetzliche Budgetierung des laufenden Betriebs. „Womit sollen wir die Tarif­erhöhungen und Sachkostensteigerungen bezahlen?“ Dabei plagen den Geschäftsführer nicht nur Sorgen um die „nicht auskömmliche Finanzierung“, sondern auch um den Fachkräftemangel in Medizin und Pflege. Der Bundesfreiwilligendienst schaffe hier keine Abhilfe.

Bauarbeiten Krankenhaus Kirchheim , chirurgische Station
Bauarbeiten Krankenhaus Kirchheim , chirurgische Station