Lokales

Legionellen lieben‘s lauwarm

Alte Leitungen in öffentlichen Gebäuden bereiten den Stadtverantwortlichen Kopfschmerzen

Legionellen in den Turnhallen des Schlossgymnasiums und des Ludwig-Uhland-Gymnasiums haben nicht nur Sport Treibende und Schüler vor einigen Wochen aufgeschreckt. Zwar konnte die Verwaltung alsbald Entwarnung geben, der Sportbetrieb läuft wie eh und je. Dennoch bereiten die alten Wasserleitungen den Verantwortlichen in Kirchheim Sorgen.

Da ist Skepsis angebracht: Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmer präsentiert ein Rohrstück aus der Turnhalle beim Schlossgymnasium,
Da ist Skepsis angebracht: Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmer präsentiert ein Rohrstück aus der Turnhalle beim Schlossgymnasium, durch das wahrlich nicht mehr viel fließen kann.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Auf dem Tisch von Kirchheims Hochbauamtschef Wolfgang Zimmer liegen nicht nur Papier und Bleistift. Dort liegt derzeit auch ein Rohrstück. Es glänzt nicht etwa sauber und neu. Vielmehr handelt es sich um ein altes Leitungsstück, fast zugewachsen mit Ablagerungen und Kalkresten.

„Das sind wahre Legionellenbrutstätten“, macht der Fachmann klar und hält das Rohr, das es auch schon zu einem Auftritt im Gemeinderat gebracht hat, mit kritischem Blick in die Höhe. Auf Anhieb wird die Problematik deutlich: Hier kann nichts mehr ungehindert und schnell fließen. Rohrverstopfungen und Ablagerungen senken das Durchflusstempo. Das führt wiederum dazu, dass die Rohre nicht mehr gut gespült werden. Außerdem sinkt die Temperatur im Rohr. Selbst Kochwasser kommt da nach wenigen Metern nur noch handwarm an.

Für die Legionellen ist das von Vorteil, heißes Wasser bedeutet nämlich für sie den sicheren Tod. Die stäbchenförmigen Bakterien lieben‘s dagegen lauwarm und unbeweglich. Besonders leicht vermehren sich die Keime in Sporthallen, in denen mehrere Tage, beispielsweise übers ganze Wochenende hinweg, nicht geduscht wird und das Wasser deshalb lange ohne Bewegung in großen Behältern steht.

So wie das Rohr auf dem Rathausschreibtisch sehen leider viele Wasserleitungen in öffentlichen Einrichtungen in Kirchheim aus, erläutert Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer. Die Leitungen stammen nämlich vielfach noch aus den 60ern und 70ern des vergangenen Jahrhunderts, also aus einer Zeit, in der man von wachsendem Wasserverbrauch ausging und deshalb weitaus größere Querschnitte verbaute, als dies heute üblich ist. Insgesamt 29 öffentliche Gebäude nimmt die Stadt derzeit im Hinblick auf Legionellen systematisch unter die Lupe, ein Teil ist schon begutachtet.

Das Ergebnis wird die Verantwortlichen noch lange beschäftigen. Die gute Nachricht ist: Fast nirgends wurde Legionellenbefall festgestellt, und wenn, dann liegt die Konzentration weit unter den zulässigen Grenzwerten. Mit der schlechten Nachricht hält der Bürgermeister auch nicht hinterm Berg: „Wir werden in den nächsten Jahren gehörig investieren müssen“, sagt Günter Riemer und kündigt für den nächsten Monat schon mal eine umfassende Information im Gemeinderat an.

Für das Ludwig-Uhland-Gymnasium gibt es bereits konkrete Überlegungen, die mit Sanierungskosten in sechsstelliger Höhe verbunden sind.