Lokales

Mit dem „Maschinchen“ am Hang

Frauen und ihre Traktoren (2): Karen Oelkrug aus Bissingen und ihr Fendt Farmer 205 P

Karen Oelkrug ist mit Traktoren groß geworden. Bereits als kleines Mädchen hat sie die Oma auf einem grünen Allgaier mitgenommen. Heute geht die 40-jährige Agrar-Ingenieurin auf ihrem „Maschinchen“, einem Fendt Farmer 205 P, ihrem Beruf nach und hat Spaß dabei.

Karen Oelkrug mit ihrem ¿Maschinchen¿ in der Pferdekoppel der Jungviehweide.Foto: Jean-Luc Jacques
Karen Oelkrug mit ihrem ¿Maschinchen¿ in der Pferdekoppel der Jungviehweide.Foto: Jean-Luc Jacques

Bissingen. Karen Oelkrug gerät heute noch ins Schwitzen, wenn sie sich an ihr Praktikum 1994 im Köngener Schlossgut zurückerinnert. Sie muss­te damals den großen MB-Trac mit einer drei Meter breiten Kreisel­egge im Schlepp zum Hof zurück fah­ren, während in der Nachbarschaft das Altenheim eingeweiht wurde. Links und rechts in der Straße parkten Autos. Es war Millimeterarbeit, das Monster mit dem eiser­nen Anhängsel ohne Schramme durch das Blechspalier mit den vielen Außenspiegeln zu jonglieren. Doch es ging gut. Seither hat die studierte Agrar-Ingenieurin einen Heidenrespekt vor großen Schleppern.

Auf ihr „Maschinchen“, wie Karen Oelkrug ihren Fendt Farmer liebevoll nennt, lässt Karen Oelkrug aber nichts kommen. Mit dem grünen 72-PS-Traktor, Baujahr 1986, macht ihr das Mähen, Schwaden und Häckseln auf den Wiesen im Bissinger Tal so richtig Spaß. Irgendwann stellten die Oelkrugs dann auf ein 2,80 Meter breites Frontmähwerk um, das am großen Fendt 312 Vario von Hansjörg Oelkrug angedockt wird. „Seither geht alles schneller. Jetzt mäht mein Mann mit dem Vario und ich schwade mit dem Maschinchen“, erzählt die 40-Jährige. Den „Kleinen“ nimmt die Landwirtin auch zum Ausmähen der Obstbaumwiesen und um Holz zu holen. Dafür gibt es eine spezielle Eisenpritsche, die hinter dem Heck befestigt wird.

Und was sagt ihr Mann, wenn seine Frau im Eisensitz des „Farmers“ Platz nimmt? „Fahr nicht so schnell“, lacht Karen Oelkrug, die ihr Temperament nicht selten auf ihren Schlepper überträgt. An den Hangwiesen der Jungviehweide allerdings schaltet sie einen Gang zurück. „Ich musste zuerst lernen, meine Angst zu überwinden“, gesteht die Landwirtin. Vor allem wenn sie über Absätze in den Weiden fuhr, hielt sie sich reflexartig mit einer Hand am Bügel fest. Auch das Mähen mit dem Doppelmesser am Hang war am Anfang ein Lernprozess für Karen Oelkrug. „Ich musste herausbekommen, wie sich der Schlepper in Schräglage verhält.“ Inzwischen kennt sie ihr „Maschinchen“ mit den breiten Grünlandreifen und vertraut ihren Fahrkünsten.

Schräglage oder nicht – lange schon sind die Zeiten vorbei, in denen sie von ihrer Oma als kleines Mädchen auf dem Kotflügelsitz des grünen Allgaiers ins Geschirr gebunden wurde und mitfahren durfte. Karen Oelkrugs Großeltern führten eine Nebenerwerbslandwirtschaft, wie das nach dem Krieg auf dem Land so üblich war – und besaßen einen Traktor. Den Allgaier, Baujahr 1953, mit dem die junge Bissingerin gerne auf Omas Wiese herumtuckerte, den gibt‘s heute noch. „Den zu fahren war kinderleicht. Der hatte Handgas und eine Turbokupplung. Das war ein sogenannter Wandler“, erzählt die Landwirtin.

Mit 18 Jahren machte sie offiziell den Schlepperführerschein. Dann ließ sie sich zur Bankkauffrau ausbilden. Doch irgendwie zog es sie weg vom Banktresen hinaus in die Landwirtschaft – und hinauf auf den Schlepper. Und dort ist sie heute noch glücklich, wenngleich sich ihrer immer wieder düstere Träume bemächtigen, in denen ihre drei Kinder ihr „Maschinchen“ entführen. „Es wäre schade, wenn ich nicht mehr fahren könnte.“ Aber so weit ist es, Gott sei dank, noch nicht.