Lokales

Nabern wählt einen „Mann der Tat“

Ferdinand Truffner soll die Nachfolge von Susanne Jakob als Ortsvorsteher antreten

Der neue Naberner Ortsvorsteher heißt Ferdinand Truffner. Im ersten Wahlgang konnte sich der 25-Jährige aus Rottenburg am Necker – genauer gesagt aus dem Ortsteil Bieringen – gegen die einzige verbliebene Mitbewerberin durchsetzen. Wann genau er sein neues Amt antreten wird, steht noch nicht fest.

Wahl des neuen Ortsvorstehers  in Nabern
Wahl des neuen Ortsvorstehers in Nabern

Andreas Volz

Kirchheim. Helmut Kapp, der die Ortsvorsteherwahl als kommissarischer stellvertretender Ortsvorsteher leitete, erläuterte zunächst die wichtigsten Hintergründe: Nachdem Susanne Jakob Anfang April ihr Amt als Bürgermeisterin von Holzmaden angetreten hatte, war ihre Stelle als hauptamtliche Ortsvorsteherin Naberns neu ausgeschrieben worden. Die Wahl, die der Ortschaftsrat am 20. Mai getroffen hatte, war vom Kirchheimer Gemeinderat allerdings nicht bestätigt worden, sodass die Stelle ein weiteres Mal ausgeschrieben werden musste. Im Gegensatz zur ersten Ausschreibung sei aber die Bewerbungsfrist von zwei auf vier Wochen ausgedehnt worden. Daraufhin seien zwölf Bewerbungen eingegangen. Drei Kandidaten waren nun zur Wahl in die Naberner Gießnauhalle eingeladen. Eine Bewerberin habe kurzfristig abgesagt, sodass der Ortschaftsrat sich nur noch für Ferdinand Truffner oder für dessen Gegenkandidatin entscheiden konnte.

Ferdinand Truffner hat bei seiner Vorstellung in der Gießnauhalle ganz offensichtlich die Naberner Gefühlslage gut getroffen. So bezeichnete er sich zunächst als „Kind einer schönen Ortschaft“ – Bieringen im Neckartal – und stellte fest: „Ortschaften sind wichtig für unser Heimatgefühl.“ Als nächstes sprach er über Engagement und Ehrenamt. Für ihn selbst sind in diesem Fall drei Schlagworte wichtig: „Kommunalpolitik, Blasmusik, Blaulicht“. Zur Kommunalpolitik gehört sein Engagement in der CDU und im Rottenburger Gemeinderat. In der Blasmusik ist er in seinem Heimatort als Trompeter aktiv. Aus dieser Erfahrung heraus sagte er: „Ohne funktionierende und aktive Vereine gibt es keine funktionierende und aktive Gesellschaft.“ Und was das Blaulicht betrifft, so ist Ferdinand Truffner seit seinem Zivildienst als ehrenamtlicher Rettungshelfer aktiv. Sein Fazit: „Ich konnte schon in jungen Jahren viel Lebenserfahrung sammeln.“

Beruflich fehlt es ihm ebenfalls nicht an Erfahrung: Als „Bachelor of Arts in Public Management“ – was dem früheren Abschluss als „Diplom-Verwaltungswirt (FH)“ entspricht – arbeitet er derzeit noch bei der Stadtverwaltung in Horb. In der Ausbildung und an seiner derzeitigen Stelle habe er auf allen Ebenen der Verwaltung Erfahrung gesammelt. Was die Finanzverwaltung betrifft, sei er beispielsweise von Anfang an mit der Doppik vertraut. Die alte kamerale Haushaltsführung hat er gar nicht mehr kennengelernt. In Horb ist er unter anderem für die Produktbeschreibungen im doppischen Haushalt zuständig.

Die Stadt Horb liegt nicht nur ebenfalls am Neckar, so wie Rottenburg auch. Horb hat dazu – genau wie Rottenburg – 17 Teilorte, wie Ferdinand Truffner verriet. Zum Thema „Ortsteile“ sprach er sich in der Gießnauhalle ganz explizit für die unechte Teilortswahl aus. Auch die Tatsache, dass es in Nabern eine Ortschaftsverwaltung gibt, sieht er als ungeheuren Vorteil.

Die Frage nach einem Wohnortswechsel im Fall seiner Wahl zum Ortsvorsteher beantwortete Ferdinand Truffner schon, bevor sie überhaupt gestellt wurde: „Meine Freundin und ich wollen uns hier niederlassen.“ Seine Partnerin habe sich bereits nach einem Arbeitsplatz in ihrem Beruf als Hebamme in der Umgebung von Kirchheim umgeschaut.

Eine andere Frage wurde dann aber tatsächlich aus dem Publikum gestellt: die Frage nach den Zukunftsplänen eines „jungen, dynamischen, flexiblen“ Menschen, ob er also längerfristig in Nabern bleiben oder sich doch eher früher als später für einen Posten als Bürgermeister bewerben wolle. Auch hier nahm Ferdinand Truffner kein Blatt vor den Mund: „Dass die Ortsvorsteher Bürgermeister werden, ist eine Tradition in Nabern. Mit dieser Tradition möchte ich nicht brechen.“ Er könne also nicht garantieren, dass er 15 oder gar 30 Jahre in Nabern bleiben werde. Eines aber versprach er auf jeden Fall, und zwar ohne jeden Anflug von falscher Bescheidenheit: „Solange ich da bin, mache ich den Job recht.“

Was er in Nabern bewirken will, lasse sich jetzt noch nicht einfach in einem Zehn-Punkte-Programm zusammenfassen. Dennoch sprach Ferdinand Truffner den einen oder anderen Punkt an: So seien Kindergarten und Schule zu einem Bildungshaus zusammenzuführen. Außerdem brauche Nabern eine bedarfsgerechte Innen- wie Außenentwicklung. Ferner legt der neue Ortsvorsteher Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Vereinen.

Bei der Frage nach dem richtigen Umgang mit dem demografischen Wandel sprach er abermals die Bedeutung der Ortschaften als Heimat an: „Wer immer hier gelebt hat, will auch seinen Lebensabend hier verbringen. Deshalb ist die Pflege vor Ort überaus wichtig.“ Keiner aus Bieringen würde jemals freiwillig nach Rottenburg in ein Heim ziehen, sagte er und übertrug diese Erfahrung auch auf Nabern und Kirchheim. Folglich gehe es darum, in Nabern Möglichkeiten für die ambulante wie die stationäre Pflege zu schaffen oder vorhandenen Strukturen zu erweitern.

Insgesamt hatte sich Ferdinand Truffner, der auch als Musikvereinsmitglied gerne tatkräftig anpackt – sei es bei Festen oder im Vorstand –, bereits am Ende seiner Vorstellung charakterisiert als „ein Mann der  Tat und weniger der leeren Worte.“ Letzteres bewies er, als ihn der kommissarische Ortsvorsteher Helmut Kapp nach der Wahl fragte, ob er noch Gruß- und Dankesworte an die Versammlung richten wolle. Der neu gewählte Ortsvorsteher bedankte sich daraufhin in einem Satz beim Ortschaftsrat für das Vertrauen, das ihm durch die Wahl entgegengebracht worden war, und fragte dann nur: „Hat jemand eine Wohnung in Nabern? Der kann sich gerne an mich wenden.“

Ein bisschen Zeit bleibt freilich noch für die Wohnungssuche, denn Helmut Kapp, der sich an diesem Abend als langjähriges Mitglied des Naberner Ortschaftsrats verabschiedete, stellte fest: „Wann Sie das Amt antreten können, werden wir in den nächsten Tagen mit Ihrem jetzigen Arbeitgeber abklären.“ Den Nabernern sei zwar daran gelegen, dass Ferdinand Truffner so bald wie möglich nach Nabern komme – „aber realistisch sind ungefähr drei Monate.“

Habemus!

Kommentar. Es gab zwar weder weißen Rauch in der neuen Naberner Gießnauhalle, noch hat der kommissarisch handelnde ehemals stellvertretende Ortsvorsteher Helmut Kapp ein lautstarkes „Habemus praestantem loci“ verkündet – was in etwa bedeuten könnte: „Wir haben einen Ortsvorsteher.“ Aber trotzdem dürften fast alle Naberner, die zur öffentlichen Ortschaftsratssitzung gekommen waren, in etwa so erleichtert gewesen sein wie der katholische Teil der Welt, wenn das Konklave in der Sixtinischen Kapelle nach nervenaufreibenden Tagen oder gar Wochen einen neuen Papst gewählt hat: Nabern bekommt einen neuen Ortsvorsteher.

Eigentlich wäre das nichts Besonderes: Es ist schon längst Routine, dass die hauptamtlichen Ortsvorsteher in Nabern und in Jesingen nach einigen Jahren für einen Bürgermeisterposten kandidieren, gewählt werden und den Kirchheimer Teilort wieder verlassen. Die Stelle wird dann neu ausgeschrieben, und unter etlichen kompetenten Bewerbern wählt der Ortschaftsrat einen neuen Chef für die Ortsverwaltung.

In Nabern aber war es dieses Mal so einfach nicht: Nach der ersten Runde hatte der Kirchheimer Gemeinderat den gewählten Bewerber nicht bestätigt. Der Kandidat zog daraufhin zurück, und die Ortsvorsteherwahl ging in die – nicht vorgesehene – Verlängerung. Das hatte Ende Mai hohe Wellen geschlagen. Inzwischen aber sind die Naberner wohl allesamt froh, dass es so gelaufen ist.

Nun ist also alles wieder beim Alten: Es gibt einen neuen, jungen Ortsvorsteher, und der hat auch schon verkündet, dass er einer langen Naberner Tradition nicht im Wege stehen will. Es ist also fest damit zu rechnen, dass auch Ferdinand Truffner irgendwo im Ländle Bürgermeister sein wird, bevor ihn der Kirchheimer Gemeinderat in fünf Jahren routinemäßig als Ortsvorsteher bestätigen müsste. Dass er nächsten Mittwoch bestätigt wird, daran bestehen – ohne der Entscheidung des Gemeinderats vorgreifen zu wollen – keinerlei Zweifel.