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Pfarrer Brändle verlässt Peterskirche

Oberkirchenrat entbindet Seelsorger auf eigenen Wunsch von Dienstpflichten in Weilheim

Bevor über der Weilheimer Peterskirche am gestrigen Sonntag Böller den Beginn des Städtlesfests markierten, hatte eine Vertreterin des Oberkirchenrats im Kircheninnern eine Nachricht verkündet, die den Besuchern des ökumenischen Gottesdienstes durch Mark und Bein ging: Pfarrer Peter Brändle hat darum gebeten, ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Dienstpflichten in Weilheim zu entbinden.

Knapp sechs Jahre war Peter Brändle Pfarrer an der Weilheimer Peterskirche. Trotz der relativ kurzen Wirkungszeit hinterlässt er
Knapp sechs Jahre war Peter Brändle Pfarrer an der Weilheimer Peterskirche. Trotz der relativ kurzen Wirkungszeit hinterlässt er große Fußspuren. Nun muss sich die Kirchengemeinde nach einem neuen Seelsorger umschauen.Fotos: Jean-Luc Jacques

Weilheim. „Herr Brändle hat mitgeteilt, dass er seinen Dienst als Pfarrer in Weilheim nicht mehr tun kann, weil er eine außereheliche Beziehung eingegangen ist“, teilte Kathrin Nothacker, Personalreferentin des Oberkirchenrats der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, mit. Zuvor war in der Peterskirche unter der Überschrift „Herzenssache(n)“ ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden, der laut Pfarrer Eckhard Schlatter, Seelsorger des Pfarramts II in Weilheim, aus „gegebenem Anlass“ eigentlich anders hätte gestaltet werden müssen.

Als Kathrin Nothacker die „bedauerliche, aber notwendige Mitteilung“ machte, hätte man eine Stecknadel im vollen Kirchenschiff fallen hören können. Brändle habe den Oberkirchenrat gebeten, ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Dienstpflichten zu entbinden. Diesem Wunsch habe der Oberkirchenrat entsprochen, so Kathrin Nothacker. „Die Einschätzung, dass er seinen Pfarrdienst hier nicht mehr tun kann, teilt der Oberkirchenrat.“ Nach der Klärung der Situation werde Peter Brändle ein anderer Dienstauftrag übertragen. „Der Oberkirchenrat wie auch Pfarrer Brändle selbst sehen die Glaubwürdigkeit seines Pfarrdienstes in der Weilheimer Gemeinde in dieser Situation nicht mehr gegeben“, so die Kirchen-Vertreterin aus Stuttgart. Zusammen mit Brändle soll nun überlegt werden, wo und wie es mit einem veränderten Dienstauftrag weitergehen kann. Inständig bat Kathrin Nothacker die Gemeinde darum, die betroffenen Familien in der Fürbitte zu begleiten und mitzuhelfen, ihre Privatsphäre zu schützen. Sie kündigte an, dass sich Dekanin Renate Kath und Eckhard Schlatter zusammen mit dem Kirchengemeinderat um die Vertretung im Pfarramt kümmern werden.

„Wir sind bestürzt über die Mitteilung, die Pfarrer Brändle uns vergangene Woche gemacht hat“, sagte der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Jürgen Hildebrandt, flankiert von sämtlichen Mitgliedern des Gremiums. Brändle habe sich weit über das normale Maß hinaus für die Kirchengemeinde eingesetzt. Hildebrandt rief dazu auf, den guten, einladenden Weg des Miteinanders gemeinsam weiterzugehen. Er lud zum geplanten Gemeindefest mit Sponsorenlauf am kommenden Sonntag ein. „Kommen Sie und zeigen Sie uns Ihre Verbundenheit.“ Der Kirchengemeinderat werde sich darum bemühen, schnellstmöglich einen Nachfolger für Brändle zu bekommen.

Peter Brändle sei nicht vom Dienst suspendiert, also nicht aus dem Pfarrdienst ausgeschieden, betonte die im Gottesdienst anwesende Dekanin Renate Kath auf Nachfrage. „Besonders wichtig ist mir, dass es für alle eine Zukunft gibt. Wir werden nicht den Stab über Pfarrer Brändle brechen.“ Auch Kathrin Nothacker hatte am Ende ihrer Verlautbarung auf die Gnade Gottes abgehoben, auf die alle Christen angewiesen seien.

Peter Brändle, Jahrgang 1967, war im September 2008 als Nachfolger von Walter Veil an der Peterskirche eingesetzt worden. Der auch als kirchlicher Kabarettist auftretende Pfarrer hinterlässt große Fußspuren in der Gemeinde. Dort hatte er unter anderem die Stiftung Peterskirche mitinitiiert und 2012 zusammen mit über 100 Organisatoren unter dem Motto „Kreuz & Quer – Kirche neu erleben“ eine bunte Themenwoche auf die Beine gestellt, die über 4 000 Besucher in die Limburghalle lockte.