Lokales

S-Bahn-Umfahrung rückt in weite Ferne

Verband Region Stuttgart lehnt Beteiligung an den Kosten für eine Machbarkeitsstudie ab

„Die Regionalräte lassen uns wieder mal im Regen stehen“, kommentierte der Wendlinger CDU-Stadtrat Walter Heilemann jüngst einen Brief des Verbands Region Stuttgart. Darin geht es um die Forderung Wendlingens, die Südumfahrung der S-Bahn in einer Machbarkeitsstudie zu prüfen. Die Region lehnt ein solches Vorgehen ab.

Wie lange noch fährt die S-Bahn durch das Wendlinger Stadtgebiet? Foto: Christa Ansel
Wie lange noch fährt die S-Bahn durch das Wendlinger Stadtgebiet? Foto: Christa Ansel

Wendlingen. Die S-Bahn-Trasse von Wendlingen nach Kirchheim führt mitten durch die Stadt. Ein Zustand, den niemand auf Dauer festzementieren will. Die Bemühungen der Stadtverwaltung und des Gemeinderats, die Pläne für eine Südumfahrung Wendlingens im Zusammenhang mit dem Bau der ICE-Neubaustrecke zu favorisieren, haben jetzt einen Dämpfer erhalten.

Die Stadt Wendlingen hat das Angebot eines Planers für die Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie für diese Südumfahrung eingeholt und beim Verband Region Stuttgart eine Mitfinanzierung des rund 40 000 Euro teuren Papieres angefragt.

Diese von Wendlingen so dringend gewünschte Südumfahrung ist zwar im Entwurf des Regionalverkehrsplanes enthalten, hat dort aber nicht den Stellenwert, den man sich in Wendlingen wünscht. Ein entsprechender Vorstoß des Bürgermeisters bei der Region verwies auf diese Forderung und den Wunsch nach einem Ringschluss des S-Bahn-Netzes von den Fildern ins Neckartal. Dies würde möglicherweise andere Vorhaben wie den achtspurigen Ausbau der Autobahn A 8 obsolet machen.

Der Wunsch Wendlingens, dies über eine Machbarkeitsstudie nachzuweisen, wurde von der Region abgelehnt. Die Region und deren Verkehrsplaner Dr. Jürgen Wurmthaler verweisen auf die Bestandsstrecke, die 2008 und 2009 für den S-Bahn-Betrieb ertüchtigt worden sei. Das vordringliche Ziel der Raumschaft und der Region, die S-Bahn über Wernau und Wendlingen nach Kirchheim zu führen, sei erfüllt.

Verwiesen wird von der Region auf die Vereinbarung zur Refinanzierung der S-Bahn-Maßnahme. Darin ist festgehalten, dass „die Umfahrung Wendlingens ein langfristiges Ziel der Stadt Wendlingen ist und von der Durchführung der heutigen S-Bahn-Verlängerung unberührt ist“.

Der Verband Region Stuttgart verweist auf die Freihaltung der Umfahrungstrasse im Regionalplan. „Wir schätzen die Umsetzung der Planung jedoch so langfristig ein, dass es nicht gerechtfertigt erscheint, aktuell Planungen voranzutreiben, die zum Zeitpunkt einer möglichen Realisierungsplanung überholt sein werden.“

In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates berichtete Bürgermeister Steffen Weigel von einem Telefonat mit dem Verkehrsplaner der Region, der auch der Stadt von der Durchführung einer Machbarkeitsstudie zum jetzigen Zeitpunkt abrate. Die Region bitte um Verständnis dafür angesichts der Problemlagen in anderen Städten, die auf den Anschluss einer S-Bahn warteten. Da sei die Optimierung von Bestandsstrecken nicht vermittelbar.

Für Wendlingen stelle sich dies aber deutlich anders dar, so Steffen Weigel. Er werde mit der Forderung nach einer Südumfahrung gegenüber der Region nicht nachlassen. Steffen Weigel gab dem CDU-Stadtrat recht. „Jeder hört uns zu, versteht uns“, aber keiner treffe eine Entscheidung, die der Stadt weiterhelfe.

Für Stadtrat Werner Kinkelin (Freie Wähler) war immer schon klar, dass die S-Bahn nicht auf die Schnelle aus der Stadt zu bekommen sei. Das brauche ein bis zwei Generationen, auch weil das Geld für eine Umfahrung fehle. „Wir hätten von Anfang an dagegen sein sollen“, war des Stadtrats Fazit. Dagegen wehrte sich Wendlingens Bürgermeister. Der Nutzen der S-Bahn sei für die Gesamtstadt groß. Und das auch bei einer Trassenführung durch die Stadt.

Für den SPD-Stadtrat Ansgar Lottermann war das Bekenntnis zur S-Bahn richtig, auch wenn Probleme für die Anwohner und die Stadtentwicklung nicht zu leugnen seien. Auch er sieht angesichts der hohen Kosten für eine Umfahrung deren Realisierung in nächster Zeit nicht für realistisch an.