Lokales

Schnelles Internet kommt

Nabern und Lindorf erhalten noch dieses Jahr eine flächendeckende Breitbandversorgung

Das Warten hat ein Ende: ­Nabern und Lindorf werden noch dieses Jahr komplett mit DSL versorgt. Dafür gekämpft hat eine private Bürgerinitiative zusammen mit der gemein­nützigen Frauenhoffer-Stiftung – ein Erfolgsmodell.

Fahrkarte für die Datenautobahn: Vier dicke Ordner mit über 300 unterzeichneten Neukunden-Verträgen überreichten Vertreter der P
Fahrkarte für die Datenautobahn: Vier dicke Ordner mit über 300 unterzeichneten Neukunden-Verträgen überreichten Vertreter der Privaten Internet Initiative Nabern-Lindorf am Naberner Ortsbrunnen an die Frauenhoffer-Stiftung und die NeckarCom GmbH. Von rechts nach links auf dem Bild zu sehen sind die Stiftungsgründer Regine und Franz Frauenhoffer, Jürgen Herrmann, Geschäftsführer der NeckarCom, Sabine Lehmann, in Lindorf federführend für die Initiavtive tätig, der Lindorfer Ortsvorsteher Stefan Würtele, Klaus Pesl, ebenfalls federführend für die Initiative in Lindorf, Holger Kölsch aus Nabern, Jürgen Hülß, Gründer der Initiative in Nabern und Andreas Kreibig aus Nabern mit Sohn Fabian.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Quälendes Warten, Verbindungsraten von gerade mal 400 Kilobit pro Sekunde – und manchmal auch gar kein Signal mehr. Was Internetnutzer in städtischen Gebieten nur noch aus dem vergangenen Jahrtausend kennen, ist für zahlreiche Menschen in ländlichen Re­gionen heute noch an der Tagesordnung. So auch in Nabern und Lin­dorf: Zwei Drittel der Haushalte in den beiden Kirchheimer Teilorten haben kein DSL. Bemühungen der Stadt Kirchheim, die Teilorte an die Datenautobahn anzuschließen, liefen ins Leere. Das Problem: Städte und Kommunen sind verpflichtet, die Breitbandversorgung auszuschreiben und dem günstigsten Bieter den Zuschlag zu geben. Ob das günstigste Angebot nun aber tatsächlich Highspeed-Internet oder lediglich die gesetzliche Mindestversorgung von DSL 1000 – und damit keine nennenswerte Verschnellerung – bringt, ist im Vornherein nicht absehbar.

Mit dieser verfahrenen Situation wollte sich Ortschaftsratsmitglied Jürgen Hülß aus Nabern nicht abfinden. Der Rechtsanwalt beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und informierte sich über andere Möglichkeiten, an DSL zu kommen. Im Herbst vergangenen Jahres stieß er über einen Beitrag in der Landesschau zufällig auf die Frauenhoffer-Stiftung, die sich für schnelles Internet im ländlichen Baden-Württemberg einsetzt, und nahm Kontakt zu den Gründern Franz und Regine Frauenhoffer auf – der erste Schritt hin zur Breitbandversorgung in Nabern und Lindorf.

Ende 2010 gründete sich die Private Internet Initiative Nabern-Lindorf, die fortan eng mit der Frauenhoffer-Stiftung zusammenarbeitete. Jetzt, nur wenige Monate später, sind die Verträge mit dem Telekommunikationsunternehmen NeckarCom unter Dach und Fach. „Nabern und Lindorf bekommen noch dieses Jahr schnelles Internet“, verkündet Jürgen Hülß. Plätze für die neuen Verteilerkästen sind bereits gefunden und die ersten Bauarbeiten sind schon abgeschlossen.

„Die Stiftung ist ein absoluter Glücksfall für uns gewesen“, betont Jürgen Hülß. Denn die Frauenhoffer-Stiftung tut genau das, was Städte und Gemeinden wegen zahlreicher Vorschriften nicht dürfen und Bürgerinitiativen nicht können: Sie verhandelt mit den Telekommunikationsanbietern über sinnvolle und finanzierbare DSL-Lösungen auf dem Land. Für Nabern und Lindorf konnte Franz Frauenhoffer die NeckarCom GmbH, eine hundertprozentige ­EnBW-Tochter, gewinnen. Die Vorgabe des Anbieters lautete, dass bis zum Stichtag mehr als 300 unterzeichnete DSL-Neukunden-Verträge aus Lindorf und Nabern vorliegen müssen, um die Teilorte kostenlos anzuschließen. „Wir sind bei 320“, freut sich Jürgen Hülß. Dafür haben sich die Aktiven der Internet Initiative zusammen mit den Ortschaftsräten Lindorf und Nabern schwer ins Zeug gelegt. Es gab Informationsveranstaltungen, Flugblätter und Hilfestellung beim Ausfüllen der Verträge.

„Nabern und Lindorf bekommen jetzt Highspeed-Internet, das bis an die Ortsränder reicht“, betont Stiftungsgründer Franz Frauenhoffer. 35 Megabit pro Sekunde kommen in Lindorf per Glasfaserkabel an, in Nabern über Richtfunk. „Das ist ein turboschnelles Rohr durch die Luft“, so Frauenhoffer. Die Verteilung bis zu den Haushalten erfolgt über die Kupferkabel der Telekom. So sollen auch die bislang vollkommen unterversorgten Gebiete wie beispielsweise das Neubaugebiet Braike in Nabern mit mindestens zwölf bis 16 Megabit pro Sekunde versorgt werden.