Lokales

Tiere sammeln bleibt ein Problem

Verein respekTIERmich beteiligte sich an einer Rettungsaktion mit 82 Meerschweinchen

In einer Rettungsaktion wurden 82 Meerschweinchen aus schlechter Haltung befreit und von mehreren Tierschutzvereinen in der Region aufgenommen. Die Tiere wurden unter schlimmsten ­Bedingungen gehalten – ein weiterer Fall von „Animal Hoar­ding“, Tiere sammeln.

Eines der geretteten Meerschweinchen fühlt sich in einem Topf wohl. Foto: privat
Eines der geretteten Meerschweinchen fühlt sich in einem Topf wohl. Foto: privat

Kreis Esslingen. Fälle, wie der der 82 Meerschweinchen, kommen immer häufiger ans Licht. Tiere zu sammeln, ihnen aber gleichzeitig keine angemessene Fürsorge zukommen zu lassen, und dies oft verbunden mit der fehlenden Einsicht, dass die Tiere leiden, sind entscheidende Kriterien für Animal Hoarding. Dies ist die Folge einer ernst zu nehmenden Erkrankung, der eine psychische Störung zugrunde liegt.

„Animal Hoarding, das Tiere sammeln, ist ein großes und vor allem vielschichtiges Problem, das nur mit einer begleitenden Psychotherapie des Hoarders, also des Tierhalters, in den Griff zu bekommen ist. Bei der alleinigen Wegnahme der Tiere, die ohne therapeutische Behandlung erfolgt, ist mit einer Rückfallquote von nahezu 100 Prozent zu rechnen. Häufig wird das Ausmaß des Animal Hoarding erst viel zu spät ersichtlich. Es müsste viel früher und vor allem durchgreifend gehandelt werden. Dafür benötigen wir die rechtlichen Grundlagen“, fordert Ina Hegewald, Vorsitzende des Tierschutzvereins respekTIERmich mit Sitz in Kirchheim.

„Animal Hoarding beginnt nicht mit einem Paukenschlages. Es ist ein schleichender Prozess, der zu einer immer stärkeren Verwahrlosung der Tiere führt – bis hin zu schwer kranken, verhaltensauffälligen und im schlimmsten Fall sogar toten Tieren“, so Hegewald weiter. Selbst in einer solchen Situation nimmt der Hoarder meist keine Notiz von dem schweren Leid, das er den Tieren in seiner Obhut zufügt. Oftmals läuft eine Beratung durch Veterinärämter oder Tierschützer ins Leere. Eine Wegnahme der Tiere ist erst zu einem aus Tierschutzsicht viel zu späten Zeitpunkt durch das Gesetz möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass sich nach Auflösung eines solchen Falls die „Tierhölle“ meist woanders fortsetzt, denn Animal Hoarding ist eine Krankheit; ohne Therapie geht das Tiersammeln immer weiter.

Die Aufnahme von einem Moment auf den anderen von einer großen Anzahl von Tieren einer Tierart stellt Tierschutzvereine immer wieder vor große Probleme. Nicht nur, dass die Unterbringung und Pflege organisiert und bewältigt werden muss, auch die finanzielle Belastung ist enorm.

Im genannten Fall hatten die Tierschützer dennoch Glück, dass der Halter seine Grenzen erkannte und bereit war, die Haltung von Meerschweinchen zu beenden. „Aus den fünfzehn von uns aufgenommenen Meerschweinchen wurden durch Nachwuchs vierundzwanzig, von denen einige bereits glücklich umgezogen sind und einige noch ein neues Zuhause suchen“, so die Erste Vorsitzende. Bis es so weit ist, werden die munteren Nager in den Pflegestellen weiter betreut, und der Verein freut sich, dass trotz der immensen Arbeitsbelastung so vielen Tieren ein Neustart in ein tiergerechtes Leben ermöglicht wurde. pm

Info

Wer Kontakt mit dem Verein respekTIERmich aufnehmen möchte, hat dazu unter der Telefonnummer 0 71 23/93 82 88 oder E-Mail-Adresse info@respektiermich.de die Möglichkeit.