Lokales

To-go-Trend hinterlässt seine Spuren

Wegwerfbecher und Co. belasten die Umwelt – Mancherorts denkt man bereits um

Auch in Kirchheim sind sie in praktisch jeder Bäckerfiliale, an jeder Tankstelle und in jedem Café zu haben: Coffee-to-go-Becher. Begeistert von diesem Trend sind weder Umweltschützer noch Bauhofmitarbeiter.

Menschen mit Coffee-to-go-Bechern in den Händen sind mittlerweile ein gewohntes Bild. Auch andere Einwegverpackungen werden oft
Einmal-Becher sind nicht mehr überall gern gesehen. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Coffee-to-go-Becher und zahlreiche andere Einwegverpackungen, die achtlos weggeworfen werden, bescheren den Mitarbeitern des Kirchheimer Bauhofs um Leiter Christian Maiwald jede Menge Arbeit. „Seit geraumer Zeit hinterlässt alles, was ,to go‘ ist, seine Spuren in der Stadt“, sagt der Leiter. Schwerpunkte, wo sich der Müll am meisten häuft, kann er zwar nicht nennen; aber generell sei zu beobachten, dass die Leute ihren Abfall einfach gedankenlos überall hinwerfen.

„Seit Einführung der ,To-go-Angebote‘ hat der Abfall um 20 Prozent zugenommen“, schätzt Christian Maiwald. Auch beim alljährlichen Markungsputz stoßen die Helfer auf zahllose Einwegbecher und Verpackungen von Schnellrestaurants, die einfach im Straßengraben landen, ergänzt er.

Kein Verständnis bringt auch Dr. Wulf Gatter, der Vorsitzende der Kirchheimer NABU-Gruppe, für den Trend der Wegwerfbecher auf: „Das ist eine enorme Umweltbelastung.“ Generell würden „die Einweg-Geschichten in vielen Bereichen einreißen“, wodurch Unmengen an Müll produziert würden. Gatter erinnert sich an ein weniger schönes Erlebnis in einer Bäckerei in der Teck­region: Die Verkäuferin wollte seine Brezeln in einem Plastikbeutel verpacken. „Ich fragte nach einer Papiertüte und erhielt die Antwort: ,Plastikbeutel bekommen wir gratis von unserem Großhändler, Papiertüten nicht‘.“

Als er vor Kurzem am Neckar unterwegs war, musste er schockiert feststellen, dass sich an den Schleusen Plastikmüll „in ungeheuren Mengen“ fängt. Ein weiteres einschneidendes Erlebnis hatte der Kirchheimer im Urlaub: Beim Tauchen im östlichen Mittelmeer „weitab von jeglicher Industrieansiedlung“, sah er auf dem Meeresboden Millionen silbrige Partikel aufleuchten. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich diese als „fein zerschredderte Plastikteilchen“.

In punkto To-go-Becher lässt der NABU-Vorsitzende das Argument, dass diese recycelbar sind, nicht gelten: „Man kann sie recyceln, aber nur einmal, dann sind sie endgültig Müll.“

Viele Wegwerfbecher wurden bis vor einem Jahr auch in der Cafeteria des Kirchheimer Krankenhauses verbraucht. Doch ob der Umweltbelastung machten sich die Verantwortlichen ihre Gedanken. Deshalb wurde eine neue Regelung eingeführt: „Die Mitarbeiter müssen einen Aufpreis von zehn Cent für ein Heißgetränk im To-go-Becher bezahlen“, sagt Krankenhaussprecher Jan Schnack. Seither sei der Konsum von Kaffee in den umweltschädlichen Gefäßen stark zurückgegangen. Viele seiner Kollegen würden ihre eigenen Thermobecher mitbringen, die sie am Kaffeeautomaten auffüllen. Die Wegwerfbecher im Krankenhaus ganz abzuschaffen, wäre zwar wünschenswert, aber schwierig, sagt Schnack. Auch könne man für die Patienten und Besucher den Aufpreis für die To-go-Becher nicht einführen, ergänzt er. Müssten diese ebenfalls zehn Cent mehr dafür bezahlen, „hätten wir in der Cafeteria schnell einen Tassenschwund“. Dann würden etliche Menschen einfach die Porzellantassen mitnehmen und diese nicht mehr zurückbringen, glaubt er.

Dieses Problem würde sich vermutlich auch in der Kantine der Firma Recaro Automotive in Kirchheim ergeben, würde man die Pappbecher ganz abschaffen, sagt Pressesprecher Tilman Schäfer. Mit dem Thema Umweltbelastung durch die To-go-Becher beschäftigt man sich dort trotzdem. „Die Pappbecher werden bei uns nur in sehr geringem Maße genutzt“, betont Schäfer. In der Regel würden Kaffee und Tee in Porzellanbechern ausgegeben. Eine Ausnahme mache man nur für die Mitarbeiter, die in der Produktion tätig sind und ihren Kaffee zum Arbeitsplatz mitnehmen wollen.

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