Lokales

U3-Kinderbetreuung auf gutem Weg

Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze wird erfüllt – Fachkräftemangel immer noch ein Problem

Der Landkreis Esslingen ist im Bereich der Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren gut aufgestellt. Das geht aus der Bestandserhebung hervor, die im Kreistag vorgestellt wurde. Ein großes Problem stellt aber nach wie vor der Fachkräftemangel dar.

Frühstückspause: Kinder unter drei Jahren im Teck-Kindergarten in Kirchheim.Foto: Jean-Luc Jacques
Frühstückspause: Kinder unter drei Jahren im Teck-Kindergarten in Kirchheim.Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. „In den vergangenen Jahren wurden immense Anstrengungen unternommen, um ein bedarfsgerechtes Angebot für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren zu schaffen – mit Erfolg“, stellte Landrats-Vize Matthias Berg im Jugendhilfeausschuss fest. „Es war eine Mammutaufgabe, die die Städte und Kommunen hier gestemmt haben“, so Berg.

Seit dem 1. August 2013 haben Kinder zwischen einem und drei Jahren Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder bei einer Tagesmutter. Mit den insgesamt vorhandenen Plätzen in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege liegt der Versorgungsgrad im Landkreis Esslingen bei 33,8 Prozent. Zum 1. März 2014, dem Stichtag der im Ausschuss vorgestellten Erhebung, befanden sich 24,9 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Kindertagesbetreuung. Damit stehen laut Erhebung rechnerisch sogar mehr Plätze zur Verfügung, als bisher tatsächlich in Anspruch genommen werden.

Insgesamt gibt es im Landkreis Esslingen 3 272 Plätze in Kindertageseinrichtungen oder -tagespflege für unter Dreijährige – 2012 waren es noch nur 2 489 Plätze. „Klagen von Eltern, die leer ausgehen und ihren Rechtsanspruch vor Gericht einfordern gab es keine“, bestätigte Barbara Ziegler-Helmer, Leiterin des Kreisjugendamtes. Einzelne Anfragen bei der Fachberatung Kindertagesbetreuung des Landkreises konnten im Einvernehmen mit Eltern und Kommunen beantwortet und gelöst werden, so Ziegler-Helmer. Insbesondere in städtischen Bereichen könne der Bedarf stellenweise das Angebot übersteigen, was aber auch mit den Angebotsformen, Öffnungszeiten und Wünschen der Eltern zusammenhängt.

Die größten Schwierigkeiten bereitet nach wie vor die Gewinnung geeigneter Fachkräfte im Erzieherinnenbereich: „So schnell wie die Zunahme der Tagesplätze war, konnte man kaum ausbilden“, so Berg. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, hatte das Land gemeinsam mit dem Landesjugendamt die praxisintegrierte, vergütete Erzieherausbildung (PIA) konzipiert, die bereits im Herbst 2012 auch im Landkreis Esslingen an den Start gegangen ist. Außerdem wurde der Fachkräftekatalog erweitert, um neben Erzieherinnen auch weitere geeignete pädagogische Kräfte beschäftigen zu können. Während die PIA sich bewähre, werde der erweiterte Fachkräftekatalog allerdings derzeit nicht flächendeckend in Anspruch genommen.

Der Bericht wurde fraktionsübergreifend positiv aufgenommen. Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um die Themen Finanzierung und Fachkräftemangel.

„Ein Problem ist die Methodik“, sagte Frank Buß (Freie Wähler) und meinte damit die deutlich gesunkenen Zuweisungen nach dem Finanzausgleichsgesetz. Bekam der Landkreis Esslingen in 2013 noch knapp 3,1 Millionen Euro für die Kleinkinderbetreuung zugewiesen, sind es für 2014 nur noch rund 2,5 Millionen. Hintergrund ist die Erstattung von 68  Prozent der Betriebskosten durch das Land, die in diesem Jahr erstmals greift – zuvor wurde ein Festbetrag gewährt, bei dem noch ein höherer Bedarf an Betreuungsplätzen zugrunde gelegt wurde.

Die Haltung der Landesregierung sei schwierig, merkte Ursula Merkle (CDU) an. Das unerwartete Zurückfahren der Zuschüsse für das Jahr 2014 treffe alleine den Haushalt der Stadt Esslingen mit einem Defizit von knapp zwei Millionen Euro. „Für alle Kommunen, die nicht mit dieser deutlichen Reduzierung gerechnet haben, ist das nur schwer auszugleichen“, so Merkle.

Beim Thema Fachkräftemangel appellierte Carla Bregenzer (SPD) daran, „auch in Zeiten, wo jeder und jede gebraucht wird, die Qualität nicht aus den Augen zu verlieren“.

Der Mangel an geeignetem Personal bereitet auch Georg Zwingmann (Grüne) Sorgen – er sieht weitere Kosten auf den Kreis zukommen und warf die Frage auf: „Qualität wurde genannt – aber woher soll die kommen?“ Man könne nicht einerseits damit argumentieren, dass nur das Beste gut genug für die Betreuung der Kinder sei, andererseits aber die Menschen, die diese Arbeit leisten, nicht adäquat bezahlen, so Zwingmann. Der Beruf müsse finanziell höher bewertet werden, anders sei das Problem aus seiner Sicht kaum zu lösen.