Lokales

Wenige Migranten bei der Feuerwehr

Integrationsausschuss hebt Bedeutung des zivilgesellschaftlichen Engagements hervor

Viele Migranten sind ehrenamtlich engagiert. Allerdings bleiben sie häufig unter sich, in Vereinen wie der Feuerwehr oder dem DRK sind nur wenige anzutreffen. Wie sich das ändern kann, war Thema des Integrationsausschusses.

Kirchheim. Der Integrationsausschuss ist selbst ein gutes Beispiel für aktives Bürgerengagement. Er besteht aus Mitgliedern des Gemeinderats sowie sachkundigen Einwohnern. Letztere sind unter anderem Bürger mit Migrationshintergrund oder Vertreter von Diensten und Einrichtungen. Der Ausschuss ermöglicht Kirchheimer Bürgern eine aktive kommunalpolitische Beteiligung.

In diesem Jahr hat sich der Integrationsausschuss das Thema „Integration durch bürgerschaftliches Engagement“ vorgenommen. Dabei soll es um die Entwicklung von Strategien gehen, wie mehr Migranten für ein Engagement gewonnen werden können. Viele Migranten stammten aus Ländern, in denen zivilgesellschaftliches Engagement eher fremd sei, sagte Roland Böhringer, der Leiter des Amts für Familie und Soziales. Dennoch engagieren sich Migranten in vielfacher Weise, in erster Linie jedoch in ihren Vereinen und im Feld der Integration. Laut dem baden-württembergischen Freiwilligensurvey sind 30 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund ab 16 Jahren bereits engagiert und mindestens nochmals so viele dazu bereit. Ein Potenzial, das es auszuschöpfen gilt.

Im weiteren Verlauf stellten die einzelnen Ausschussmitglieder dar, in welcher Form sie sich über die Ausschussarbeit hinaus engagieren. Dabei zeigte sich eine beeindruckende Bandbreite, die von der Besuchsarbeit im Seniorenzentrum über die Arbeit in der Bastion bis hin zur Mitwirkung beim deutsch-türkischen Frauentreff, in der Hausaufgabenhilfe oder in Vereinsvorständen reicht.

Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich überzeugt davon, dass Bürgerengagement nicht nur von gesellschaftlicher und ökonomischer Bedeutung, sondern auch ein persönlicher Gewinn ist. Gerade für Menschen mit unzureichenden Sprachkenntnissen eröffnet ein Engagement die Möglichkeit, Sprachkenntnisse zu erweitern. Man lernt neue Menschen kennen und erhält neue Einblicke in gesellschaftliche Zusammenhänge.

Am Beispiel der Seniorenbetreuung wurde deutlich, wie sehr solche Einblicke ein Kulturverständnis erweitern können. Letztendlich geben sie aber auch Anstöße, über das eigene Älterwerden in einer anderen Kultur nachzudenken. Ein Engagement kann außerdem Vorteile bei der Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche mit sich bringen, legen doch immer mehr Arbeitgeber Wert auf Zusatzkompetenzen und Verantwortungsbewusstsein.

Erfahrungsgemäß ist der Schritt zum Einstieg in ein Bürgerengagement immer leichter, wenn bereits Familienmitglieder oder Freunde sich engagieren. Besonders die Bereiche Sport und Musik wurden als „universalkulturelle Instrumente“ ausgemacht, mit denen „Brücken“ zwischen den Kulturen gebaut werden können.

Allerdings sind Engagementstrukturen, wie zum Beispiel bei der Feuerwehr oder dem DRK, in vielen Herkunftskulturen nicht bekannt. Typische Vereins- oder hierarchische Strukturen sind ungewohnt und können von Migranten als Zugangsbarrieren empfunden werden. Dies mag ein Grund dafür sein, dass der Anteil der dort engagierten Migranten eher gering ist.

Um dieser Frage nachzugehen, traf sich der Integrationsausschuss in den Räumlichkeiten des Feuerwehrmuseums. Zunächst erläuterte der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Briki, die ehrenamtliche Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr. Er berichtete, dass es derzeit im Raum Kirchheim etwa 350 ehrenamtliche Mitglieder gebe. Im gesamten Landkreis, mit seinen neun Feuerwehren gebe es laut Statistik in der Jugendfeuerwehr nur elf Mitglieder mit Migrationshintergrund. „Menschen mit Migrationshintergrund sind willkommen“, betonte Briki. Eine aktive Mitarbeit in der Feuerwehr setze jedoch gute Deutschkenntnisse voraus.

Nach Meinung des Integrationsausschusses setzt ein stärkeres Engagement von Migranten auch voraus, dass sich Einrichtungen und Organisationen interkulturell öffnen, über kulturelle Besonderheiten informiert sind und diese in der Zusammenarbeit berücksichtigen. Gleichzeitig ist es auch eine Aufgabe der Migrantenorganisationen, für Austausch zu sorgen. Die Diskussion im Integrationsausschuss machte deutlich, dass die Kommune stärker auf einen Öffnungsprozess drängen muss und ihre Vereinsförderung eventuell sogar mit Integrationsaufgaben verknüpfen sollte.

Eine wichtige Rolle wird auch beim Integrationsausschuss gesehen, der verschiedene Anstöße zur Integration durch Bürgerengagement geben möchte. Als nächstes ist angedacht, ein Austauschtreffen zwischen FFW und der Türkisch-Islamischen Union zu organisieren.pm