Lokales

Zwei Dettinger mit Leib und Seele

Rudi Dölfel und Karl Oesterle aus Dettingen sind für den Ehrenamtspreis nominiert

Rudi Dölfel und Karl Oesterle aus Dettingen sind auf vielfältige Weise für ihre Heimat aktiv – zum Beispiel haben sie das Buch „Dettinger Gasthausgeschichte“ herausgebracht. Nun sind sie für den Ehrenamtspreis zum Thema Heimat nominiert.

Karl Oesterle (links) und Rudi Dölfel vor dem traditionsreichen Gasthaus Löwen mit ihrem Buch „Dettinger Gasthausgeschichte“. Au
Karl Oesterle (links) und Rudi Dölfel vor dem traditionsreichen Gasthaus Löwen mit ihrem Buch „Dettinger Gasthausgeschichte“. Auf dem kleinen Bild ist die „Linde“ um die vorletzte Jahrhundertwende zu sehen.Fotos: Jean-Luc Jacques/privat

Dettingen. Über viele Monate sind Rudi Dölfel und Karl Oesterle in Dettingen von Tür zu Tür gezogen, um Zeitzeugen zu interviewen, Bilder von früher zu sammeln und Erzählungen zu Papier zu bringen. Stunde um Stunde haben sie in Fotoalben von Dettinger Bürgern geblättert und dabei viele interessante Geschichten erfahren, die im Buch „Dettinger Gasthausgeschichte – Von anno dazumal bis heute“ festgehalten sind.

Da ist zum Beispiel nachzulesen, dass die „Krone“ nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise als Vereinslokal für die Fußballer diente. In der Waschküche haben sich die Spieler gewaschen und umgezogen, nachdem sie vom Sportplatz kamen. Auch über das „Lamm“ gibt es eine amüsante Anekdote zu berichten: „In Dettingen blieben viele Frauen ,hängen‘, die von der Alb herunterkamen, im ,Lamm‘ arbeiteten und so ihre Ehemänner fanden“, wird Richard Ott zitiert.

„Es war beeindruckend, was die Dettinger alles von früher erzählten“, sagt Rudi Dölfel. „Deshalb dachten wir uns: Das müssen wir der Nachwelt hinterlassen.“ In unserer schnelllebigen Zeit sei es wichtig, ab und zu „in den Rückspiegel zu schauen und sich daran zu erinnern, wie es früher war“, betont Dölfel und ergänzt, dass es damals weder Fernsehen noch Internet gegeben hatte. Deshalb sei der Stammtisch die Kommunikationsmöglichkeit schlechthin gewesen. „Er war mit meinungsbildend. Und die Menschen haben hier auch einiges ins Rollen gebracht.“

Im Jahr 2010 kam das Buch auf den Markt. Noch immer sei es ein großer Erfolg, betonen Rudi Dölfel und Karl Oesterle. „Die bürgerliche Gemeinde ordert zum Beispiel immer wieder ein Exemplar, um es an Jubilare zu verschenken“, erzählt Dölfel. Auch Dettinger, die mittlerweile im Ausland leben, erhielten das Buch als Geschenk und durften sich damit über ein Stück Heimat freuen.

„Das Buch hat die Qualität, ein Band unserer Ortschronik zu sein“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann bei der Vorstellung der „Gasthausgeschichte(n)“ im November 2010 – stolz darauf, dass die Schlossberggemeinde über zwei solch engagierte Bürger verfügt, die den großen Recherche-Aufwand nicht scheuten. „Es ist besonders wichtig, die Erinnerungen der Zeitzeugen aufzuschreiben, zu sichern und zu bewahren. Sonst gehen sie verloren.“

Rudi Dölfel und Karl Oesterle sind aber nicht nur wegen des Buches wohl den meisten Dettingern ein Begriff; sie engagieren sich auf vielfältige Weise für ihren Heimatort. So ist der 67-jährige Rudi Dölfel als Vorsitzender des Vereins Forum Altern tätig, der sich um die Belange der älteren Mitbürger kümmert. Und Karl Oesterle ist begeisterter Hobbyarchäologe und Naturschützer; beides betreibt er mit großem Interesse und viel Idealismus. Mit seinen Winkelruten hat der 79-Jährige im Jahr 2007 zum Beispiel dabei geholfen, alamannische Grabstätten auf dem Berger-Areal zu entdecken – auf rein ehrenamtlicher Basis, versteht sich. Er hat den Boden aufgehackt, Kiesschichten weggeschaufelt und Skelette freigelegt. Insgesamt kamen damals 63 Gräber zutage. Gefunden wurden auch etliche interessante Grabbeigaben wie Waffen, Schmuck und Gefäße.

„Karl Oesterle hat aber auch über die Grenzen Dettingens hinaus Spuren hinterlassen“, lobt Rudi Dölfel. In Blaubeuren hat er beispielsweise – auch mithilfe seiner Winkelruten – Höhlenforschern Tipps zum Verlauf der unterirdischen Gänge gegeben.

Ein weiteres Anliegen ist Karl Oesterle (und übrigens auch seiner Frau Anneliese) der Schutz von Waldameisen. Beim Deutschen Ameisenschutz hat er eine Ausbildung zum Ameisenheger absolviert. Vom Regierungspräsidium Stuttgart erhielt er die Genehmigung, die Nester der Tierchen bei Bedarf „notumsiedeln“ zu dürfen – zum Beispiel dann, wenn die Tiere durch den Bau von Straßen, Wegen und Häusern bedroht sind.

Ameisen seien nützliche Helfer und sehr wichtig im Ökosystem, betont Oesterle. Gebe es keine Ameisen mehr, würden schnell auch bestimmte Vogelarten aussterben: Der Schwarz- und Grünspecht ernähre sich beispielsweise ausschließlich von den kleinen Insekten. Deshalb sei es unerlässlich, sich für den Schutz dieser Tiere einzusetzen.

„Nur daheim sitzen ist nicht mein Ding. Ich will raus in die Natur, das hält einen auch fit“, verdeutlicht Oesterle. Die Schlossberggemeinde ist für ihn Heimat, die er niemals missen will – genauso wie für Rudi Dölfel: „Dettingen ist einfach eine liebenswerte Gemeinde mit tollem Umland.“ Bis man eine solche Kommune wiederfindet, betonen die beiden unisono, müsse man lange suchen.

Info

Das Buch „Dettinger Gasthausgeschichte“ ist beim Verein Forum Altern in der Kirchheimer Straße 102 in Dettingen erhältlich.

historisches FotoGasthaus zur Linde
historisches FotoGasthaus zur Linde