Lokales

Zwiebelkuppel am Haken

Die Schäden am Lindorfer Rathaus sind wegen eines Pilzes größer als gedacht – Sanierung des Glockenturms notwendig

Da staunt nicht nur der kleine Nachbarsjunge, als die Zwiebelkuppel des Lindorfer Rathauses am Haken hängt und langsam aus luftiger Höhe auf den Parkplatz einschwebt. Für dieses ungewöhnliche Schauspiel gibt es einen triftigen Grund: Der Glockenturm muss saniert werden, weil sich auf der Wetterseite ein holzzerstörender Pilz breitgemacht hat.

Der Glockenturm des Lindorfer Rathauses im Schwebezustand über der Zähringer Straße - kurze Zeit später „landete“ er sicher unte
Der Glockenturm des Lindorfer Rathauses im Schwebezustand über der Zähringer Straße - kurze Zeit später „landete“ er sicher unter der Obhut der Zimmerer auf dem Parkplatz. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Langsam biegt der große Kranlaster um die Ecke und nimmt seine Position vor dem Lindorfer Rathaus ein. Kurz darauf steht das schwere Gerät austariert da und die Zimmerleute erklimmen das Gerüst. Der kupfernen Zwiebelkuppel haben sie vorher schon ein stabiles eisern-hölzernes Korsett verpasst und an den vier Ecken jeweils einen riesigen Haken montiert. Oben angekommen, ist Zeichensprache gefragt – Zimmermann und Kranfahrer kommunizieren wortlos und verrichten Maßarbeit. Als der Ausleger über der Turmspitze angelangt ist, wird das Stahlseil ausgefahren und die Handwerker können die Eisenketten mit den Haken verbinden. Wie beim Heißluftballon gibt es ein langes Seil, um im Notfall vom Boden aus die Richtung der schwebenden Konstruktion bestimmen zu können. Alles läuft nach Plan, das Zeichen für den „Abtransport“ wird gegeben und schon hebt die Kuppel ab. Weit muss sie nicht transportiert werden, es geht nur über die Zähringer Straße zum gegenüberliegenden Parkplatz. Zielsicher geht es zwischen den Bäumen hindurch, ehe sie sicher auf dem Boden aufsetzt.

„Das ist auch für uns nichts Alltägliches“, sagt Andreas Banzhaf von der gleichnamigen Holzbaufirma in Kirchheim. Allerdings kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen und fügt hinzu: „Das Wiederkehrende ist in dem Fall auch etwas Besonderes. Ich war 1996 dabei, als die Kuppel des Kirchheimer Rathauses vom Turm runtergelupft wurde.“

Von einer Sanierung des Lindorfer Rathausturms war zunächst niemand ausgegangen. Ursprünglich wollten die Handwerker lediglich die Hagelschäden beseitigen. Als der Maler das Fachwerk strich, stellte er jedoch fest, dass er problemlos seinen Spachtel in den Balken stecken konnte. Schnell war klar, dass hier eine grundlegende Sanierung erforderlich ist, und die Ursachenforschung begann. Der Übeltäter ist ein holzzerstörender Pilz, der sich auf der südwestlichen Seite im Fachwerk festgesetzt hat. Um ihn dauerhaft loszuwerden, muss der Balken auf rund einem Meter ab der „Quelle“ abgesägt werden, denn so weit reichen die Ausläufer des Pilzes.

Die Zimmerer entschlossen sich, die Kuppel abzubauen. So wird das Gewicht von der geschädigten Konstruktion weggenommen und die Reparaturarbeiten lassen sich problemloser ausführen. „Wir müssen viel an den tragenden Stützen machen“, so Andreas Banzhaf. Damit es in den Glockenturm nicht reinregnen kann, bekam er eine wasserdichte Abdeckung verpasst, die der Kran im Gegenzug zum Zwiebeltürmle nach oben hievte. Den Anblick ihrer schwebenden Rathauskuppel wollten einige Lindorfer nicht verpassen und schauten in sicherem Abstand dem Spektakel zu. Weil aus Sicherheitsgründen die Straße kurzfristig gesperrt war, gesellten sich auch ein paar Auswärtige dazu.

Rathaus Lindorf, kleine "Zwiebel-Kuppel" des Rathausturmes wird wg. Sanierungsarbeiten mit einem Kran angehoben, auf naheliegend
Rathaus Lindorf, kleine "Zwiebel-Kuppel" des Rathausturmes wird wg. Sanierungsarbeiten mit einem Kran angehoben, auf naheliegenden Parkplatz gesetzt und dort restauriert.
Rathaus Lindorf, kleine "Zwiebel-Kuppel" des Rathausturmes wird wg. Sanierungsarbeiten mit einem Kran angehoben, auf naheliegend
Rathaus Lindorf, kleine "Zwiebel-Kuppel" des Rathausturmes wird wg. Sanierungsarbeiten mit einem Kran angehoben, auf naheliegenden Parkplatz gesetzt und dort restauriert.