Weilheim und Umgebung

Begegnung zwischen Kleiderständern

Im früheren CVJM-Vereinsheim hat die Kleiderkammer des Weilheimer AK Asyl genügend Platz

Nicht nur in Modehäusern gibt es getrennte Damen- und Herrenabteilungen, auch in der Kleiderkammer des AK Asyl in Weilheim. Am Samstag gibt es dort einen Tag der offenen Tür.

Die Herrenabteilung der Weilheimer Kleiderkammer im ehemaligen CVJM-Haus mit vier der sieben engagierten Mitarbeiterinnen.Foto:

Die Herrenabteilung der Weilheimer Kleiderkammer im ehemaligen CVJM-Haus mit vier der sieben engagierten Mitarbeiterinnen.Foto: Peter Dietrich

Weilheim. Die Kleiderkammer des AK Asyl begann im August 2015 in einem zehn Quadratmeter großen Keller in Bildungszentrum Wühle. Jeden Samstag wurden die Kartons ausgepackt, die gespendeten Kleider im langen Flur ausgehängt. Danach wurde alles wieder eingepackt. Ende Oktober zog die Kleiderkammer ins frühere CVJM-Haus um. Der CVJM Weilheim, der neu gebaut hatte, stellte das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Dort gibt es nun viel mehr Platz, getrennte Räume für Herren und Damen und sogar zwei Umkleidekabinen mit Spiegel.

Denn die Kleidung wird nicht ausgegeben, die Flüchtlinge suchen selbst aus. Inzwischen kosten große Stücke einen Euro, für einen Anzug werden zwei Euro fällig, er besteht ja aus zwei Teilen. Die Beschränkung, dass jeder Besucher höchstens acht Teile bekommt, hat seither praktisch keine Bedeutung mehr. Das liegt auch daran, dass die derzeit 182 Flüchtlinge in Weilheim inzwischen mehr besitzen als die kurze Hose und Flip-Flops, in denen manche angekommen sind. Aber es gibt immer wieder neue Flüchtlinge, die Hilfe brauchen.

Sieben Frauen organisieren die Kleiderkammer, unter diesen „glorreichen Sieben“ ist mit Andrea Lube sogar eine Schneiderin. Wie viele Artikel es derzeit in der Kleiderkammer gibt, kann sie nur schätzen, sie spricht von grob 3 000. „Die Spendenbereitschaft war phänomenal, das hat uns fast überrannt“, erinnert sich Tina Schmid an den ersten Aufruf. Unter den Spenden seien sehr viele Markenartikel. So manches schöne Stück, das nur schmutzig war, hat Birgit Wilcke zu Hause gewaschen. Dennoch gibt es Engpässe, vor allem bei Sportsachen, Herrenschuhen und Rucksäcken. „Männer tragen ihre Schuhe eben bis zu deren Ende“, sagt Nicole Schaible.

Was längere Zeit keinen Abnehmer findet, geben die Frauen an andere Hilfsorganisationen weiter. Jeden Dienstag wird sortiert, insgesamt schätzen die Frauen ihren Aufwand auf etwa zehn Stunden pro Woche. Der Flüchtling Adama unterstützt sie. Er kam schon beim ersten Mal in die Kleiderkammer und fragte: „Kann ich helfen?“ Seitdem blieb er und verbessert beim Helfen nebenbei seine Sprachkenntnisse.

Verbessert hat sich auch der Mut der Kunden. Anfangs trauten sie sich nicht, etwas anzuprobieren, sie hatten ihre eigenen Methoden entwickelt, um die Größe abzuschätzen – etwa, indem sie sich die Hose um den Hals schlangen oder am Arm Maß nahmen. Inzwischen erleben die Frauen beim Anprobieren immer wieder, dass Kleider eben doch Leute machen – wenn das schlabbrige T‑Shirt einem Hemd gewichen ist. Um die Hemmschwelle weiter zu senken, hat die Damenabteilung eine Tür. Sind dann sieben syrische Frauen plus Kinder in dem kleinen Raum, wird es dort richtig eng. Die Kleiderständer sind Leihgaben, Eigenbauten und Spenden, auch professionelle Größenreiter gibt es.

Auch Geschirr und Besteck für null Euro wird angeboten, denn zur Grundausstattung, die die Flüchtlinge in der Unterkunft erhalten, gehören weder Suppenkelle noch Schneebesen. Es gibt auch Kaffee, Tee und Kekse, denn die Kleiderkammer ist ein Ort der Begegnung geworden.

Die Frauen freuen sich, wenn jemand bei der Abgabe einer Spende etwas Zeit hat, sich die Kleiderkammer ansieht und ins Gespräch kommt. Was frisch angeliefert wird, ist erst eine Woche später im Angebot, das entspannt die Lage. Die Frauen berichten von guten Erfahrungen mit den Flüchtlingen. Sie seien nicht nur für Flüchtlinge da, betonen die Frauen. Bei ihnen könne jeder Bedürftige einkaufen, die Wiederverwendung sei auch ökologisch sinnvoll.

Beim Tag der offenen Tür am Samstag, 30. April, von 9 bis 13 Uhr ist jeder in der Forststraße 16 in Weilheim willkommen: um etwas zu bringen oder zu kaufen, zum Schauen, Reden und Kuchenessen.