Weilheim. In Sankt Franziskus brodelt es – und zwar gewaltig: „Da haben wir eine ausgesprochen schwierige und kritische Situation“, sagt Dekan Paul Magino, Leiter des katholischen Dekanats Esslingen-Nürtingen. Er macht dabei gleich zwei Brennpunkte aus: „Zum einen gibt es einen großen Konflikt im Kirchengemeinderat“, berichtet er. Seit den Kirchengemeinderatswahlen im März hätten sich im Weilheimer Gremium zwei Lager gebildet: die neu gewählten Mitglieder auf der einen Seite und die wiedergewählten Räte samt Pfarrer auf den anderen Seite.
Während die einen darüber klagen, dass ihre Vorschläge und innovativen Ideen fürs Gemeindeleben vom Rest abgewiesen werden, fühlen sich die anderen in ihrer bisherigen Arbeit gering geschätzt. Aus ihrer Sicht sind viele Vorschläge gar nicht sinnvoll umsetzbar.
Im Blickpunkt steht zudem der Weilheimer Pfarrer selbst: „Es geht auch um die Person Hermann Ehrensperger“, sagt Paul Magino und führt aus: „Es gibt Dinge des dienstlichen Verhaltens bei Hermann Ehrensperger, die nicht passen.“ Das sehen übrigens nicht nur die Gegner Hermann Ehrenspergers so, sondern auch seine Fürsprecher. „Die Kritik kommt von mehreren Seiten“, bestätigt Paul Magino. Das Stadium der reinen Vorwürfe jedenfalls sei schon längst überschritten: „Das ist schon eine Feststellung.“
Den Konflikt in der Kirchengemeinde geschürt hat offenbar eine Umfrage des Kirchengemeinderats im Juni. Katholische Haushalte im Kirchenbezirk Weilheim waren aufgefordert worden, Anregungen und
Kritik zu äußern. Zunächst hatte auch das gesamte Gremium die von den neuen Räten angestoßene Befragung mitgetragen. Dann aber mehrten sich die Rückläufe, in denen Hermann Ehrensperger heftig kritisiert wurde. Der Pfarrer sei „nicht glaubwürdig“, heißt es da beispielsweise. Er solle sich „mehr kümmern um Jugend, Ministranten und alte Menschen“ und mehr für die Kirchengemeinde da sein. Einzelne fordern via Umfragebogen auch, dass Hermann Ehrensperger „seinen Stuhl räumen“ solle. Allgemein gab es den Wunsch nach einem aktiveren Gemeindeleben und mehr Seelsorge – und Bedauern über immer schlechter besuchte Gottesdienste.
„Das Ergebnis des darauf folgenden Klausurtags ist allerdings bis heute nicht veröffentlicht worden“, bedauert Paul Magino. Auch deshalb habe es massive Vorwürfe gegen den Pfarrer gegeben. Übrigens: Vor drei Jahren stand Hermann Ehrensperger schon einmal in der öffentlichen Kritik, weil er bei einer Beisetzung nicht selbst kam, sondern einen Ehrenamtlichen schickte. Der erschien schlecht vorbereitet, mit ausgewaschenen Jeans am Grab und versprenkelte mit dem Malerpinsel Weihwasser aus einem Gurkenglas.
Pfarrer Hermann Ehrensperger wollte sich zu den noch nicht veröffentlichten Ergebnissen auf Anfrage des Teckboten nicht äußern. Wohl aber räumte er ein, dass wegen des Vorwurfs, er vernachlässige seine pastoralen Pflichten, Gespräche mit dem Dekanat und dem Ordinariat liefen. Ohnehin sei es nach 24 Jahren in derselben Kirchengemeinde auch sein persönlicher Wunsch, Weilheim zu verlassen. „Wann ich gehe, hängt davon ab, wann eine Pfarrei frei wird“, so Ehrensperger. „Allerspätestens ist das aber sicherlich zur Sommerpause im kommenden Jahr.“
„Es ist Zeit, dass Hermann Ehrensperger wechselt“, ist sich Paul Magino sicher. Üblich sei, dass ein Pfarrer zwölf Jahre in seiner Gemeinde bleibe. Nur besondere Umstände rechtfertigten längere Phasen. „Bei Hermann Ehrensperger gibt es aber keine solchen Gründe.“
Was den Streit im Kirchengemeinderat angeht, so soll kommende Woche neben Dekan Paul Magino ein Moderator oder Coach zur Kirchengemeinderatssitzung kommen. „Mit ihm zusammen werden wir versuchen, im Kirchengemeinderat zu einer Vereinbarung zu gelangen.“ Ob die Schlichtung gelinge oder es nur beim Versuch bleibe, sei aber schwer vorherzusagen.