Lokale Wirtschaft

Panzerringstraße bleibt Teststrecke

Liebherr und Daimler haben sich für eine langfristige Nutzung ausgesprochen

Von einem „Glücksfall für die Region und für das Alte Lager“ sprechen Reutlingens Landrat Thomas Reumann und Münsingens Bürgermeister Mike Münzing, nachdem feststeht, dass sich dort die Daimler AG und Liebherr für eine langfristige Nutzung der Panzerringstraße ausgesprochen haben.

Liebherr und Daimler haben sich für eine langfristige Nutzung der Panzerringstraße ausgesprochen. Foto: Joachim Lenk
Liebherr und Daimler haben sich für eine langfristige Nutzung der Panzerringstraße ausgesprochen. Foto: Joachim Lenk

Münsingen. Mit den beiden Konzernen wollen sich „zwei weltumspannende Unternehmen“ auf dem ehemaligen Militärgelände engagieren. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) hat vor drei Wochen der Firma „Experience Area Münsingen“ (EAM) die von ihr verwaltete Panzerringstraße auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz auf Ende 2013 gekündigt. Grund dafür sollen immer wiederkehrende Verstöße gegen die Vorschriften gewesen sein, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Man spricht unter anderem von zahlreichen Geschwindigkeitsverstößen und Testfahrten an Tagen, an denen der Rundkurs im Herzstück des Biosphärengebietes nicht hätte befahren werden dürfen.

Seit 2006 hat die Firma EAM die 36  Kilometer lange Strecke gemietet. Geschäftsführer Thomas Schönmetz steht dort auch ein 240 000 Quadratmeter großes Offroadgelände zur Verfügung. Seit knapp sieben Jahren nutzen verschiedene namhafte Nutzfahrzeughersteller die für die Öffentlichkeit gesperrte Rundstrecke für Test- und Präsentationsfahrten. EAM stellt bei solchen Events zudem Gebäude und Freiflächen in der ehemaligen Soldatensiedlung Altes Lager zur Verfügung.

Bereits seit Ende der 1990er-Jahre nutzt die im 25 Kilometer entfernten Ehingen beheimatete Firma Liebherr im Rahmen ihrer Kranproduktion ebenfalls die Panzerringstraße. Außerdem hat der Konzern nach dem Abzug der Bundeswehr den umzäunten Technischen Bereich Gänsewag gemietet, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Alten Lagers befindet. Auf dem 26 000 Quadratmeter großen Areal befinden sich eine große Reparaturhalle und überdachte Stellplätze. „Die Fahrzeugerprobung der Mobilkrane auf dem Übungsgelände stellt für uns ein wesentliches Element im Entwicklungsprozess und für die zugehörige Prototypenerprobung dar“, sagt Unternehmenssprecher Wolfgang Beringer. Diese Erprobungen, unter anderem auch mit energiesparenden Motoren, müssten sonst auf öffentlichen Straßen mit Einschränkungen oder auf weit entfernten geeigneten Testgeländen durchgeführt werden. Deshalb wolle man sich in Zukunft noch mehr auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz engagieren.

Auf die Frage, ob die Firma Liebherr auch Interesse am Alten Lager habe, schüttelt Beringer den Kopf. „Nein, definitiv nicht.“ Er könne sich aber vorstellen, dass das Unternehmen auf dem 70 Hektar großen Areal eine neue Halle bauen lässt, in der die großen Krane Platz finden. An einer Weitervermietung der Panzerringstraße an Dritte sei, mit Ausnahme an Unternehmen innerhalb der Firmengruppe, nicht gedacht. Liebherr hat sich zusammen mit der Daimler AG, die die Panzerringstraße für Präsentations- und Schulungsfahrten ebenfalls seit Jahren nutzt, für ein langfristiges Nutzungskonzept des Rundkurses mit der BIMA ausgesprochen.

„Die Folgenutzung des Alten Lagers, aber auch die Weiterentwicklung des Biosphärengebietes haben eine langfristige Weiterentwicklung der Ringstraßenkonzeption erforderlich gemacht“, so Landrat Reumann. Anknüpfend an die Nutzung durch Liebherr im Entwicklungs- und Forschungsbereich innovativer Umwelttechniken, haben das Landratsamt und die BIMA gemeinsam nach einem Partner gesucht, der das Projekt „einer nachhaltigen Nutzung der Panzerringstraße“ mittrage. Mit Daimler sei es gelungen, sowohl für die Ringstraße als auch für die zeitweilige Nutzung von Gebäuden im Alten Lager – „zwei untrennbare Komponenten“ – ein weiteres Unternehmen für eine zukunftsweisende Entwicklung zu finden. Der Konzern werde gemeinsam mit Liebherr die Nutzung von Ringstraße und Altem Lager in idealer Weise und im Sinne der Ziele des Biosphärengebiets miteinander verknüpfen und vorhandene Arbeitsplätze sichern, so Reumann. Dadurch würden zugleich Anreize und Impulse für Investoren im Alten Lager geschaffen. eine Grundvoraussetzung für die Folgenutzung der vielen denkmalgeschützten Gebäude.

Für die bisherigen Akteure, für EAM und andere Firmen, bestehe in der neuen Konstellation weiterhin die Möglichkeit, sich einzubringen, versichert Reumann. Von der Daimler AG in Stuttgart hört man, dass Einzelheiten über das Nutzungskonzept noch in diesem Monat mit der BIMA besprochen werden. Landrat Reumann und Dietmar Götze von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforst, wollen „mit diesem maßgeschneiderten Projekt“ nicht nur ihre langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit bezüglich des ehemaligen Truppenübungsplatzes fortsetzen. Man wolle auch die bundesweit unter dem Begriff „Modell Münsingen“ bekannt gewordene Konversion zu einem gelungenen Abschluss bringen, sagen die beiden übereinstimmend.