Lokale Wirtschaft

Schüler für Technik begeistern

Festo Didactic in Denkendorf wird für Lernsystem „MecLab“ ausgezeichnet

Festo Didactic gehört nun zu den „ausgewählten Orten 2011“ der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“.

Festo Didactic-Geschäftsführer Theodor Niehaus und Ex-Kultusminister Helmut Rau bewundern mit Reinhard Pittschellis (von links)
Festo Didactic-Geschäftsführer Theodor Niehaus und Ex-Kultusminister Helmut Rau bewundern mit Reinhard Pittschellis (von links) von Festo dessen Erfindung ¿MecLab¿, ein Lernsystem für Schulen.Foto: Von Leesen

Denkendorf. Ausgezeichnet wurde das Bildungsunternehmen für sein Lernsystem „MecLab“, das an Gymnasien in Baden-Württemberg Mittelstufenschüler für Technik begeis­tern soll. Preiswürdig befand die Jury dabei nicht nur die technischen Module, die Festo Didactic entwickelt hat, sondern vor allem die langfris­tige Kooperation zwischen dem Unternehmen und dem Land Baden-Württemberg.

Vor fünf Jahren wurde im damals noch CDU-geführten Kultusministerium die Idee geboren, in Gymnasien Technik zu unterrichten. Dafür gab es kein inhaltliches Konzept und keine Lehrer – Herausforderungen, die Lehrer immer wieder bewältigen müssten, wie Ex-Kultusminister Helmut Rau (CDU) erklärte. Er habe sich damals sehr über die Kooperation mit Festo, „einem meiner Lieblingspartner“, gefreut. Für das Unternehmen sei die Einführung von Technikunterricht „eine tolle Möglichkeit gewesen, unterstützend tätig zu werden“, erinnerte sich Reinhard Pittschellis, Entwicklungsleiter bei Festo Didactic.

An verschiedenen Modellen können Schüler Automatisierungstechnik und Produktionsabläufe kennenlernen. Dabei reicht die Palette vom Programmieren bis zum Selberbauen. Die Modelle stellt die Denkendorfer Firma den Schulen „kostengünstig zur Verfügung“, so Pittschellis. Dazu bietet Festo kostenlos Lehrerfortbildungen an, an denen bislang mehr als 200 Lehrer teilgenommen hätten. „Wir wollen Begeisterung für Technik wecken“, erklärte Pittschellis. Und natürlich hoffe man langfristig auch auf engagierten Nachwuchs.

Zur Preisverleihung hatte das Bildungsunternehmen einen Wissenschaftler eingeladen. Der Techniksoziologe Uwe Pfenning von der Universität Stuttgart erläuterte, dass zwar Technik noch nie derart präsent im Alltag gewesen sei wie heute, Jugendliche sich aber auch noch nie so wenig für Technik interessiert hätten. Ursachen lägen unter anderem in einer Verengung des Technikbegriffs: „Technik ist mehr als der Ingenieurberuf.“ Zudem habe man bei neuen Technologien zu häufig Risiken verschwiegen und so Vertrauen verspielt. Vor allem hätten sich in den Schulen die Philologen zu einseitig mit ihrem Bildungsbegriff durchgesetzt, sodass mehr auf Sprache als auf technische Ausbildung gesetzt wurde und wird.

Dass „MecLab“ bei Schülern tatsächlich Technikinteresse weckt, erläuterte Gerhard Eisele. Der Göppinger Lehrer gehörte zu den Ersten, die „MecLab“ im Unterricht einsetzten – auch wenn er die Modelle zunächst nicht verstanden hatte. „Heute ist das der entspannteste Unterricht. Ich habe vorher noch nie erlebt, dass Schüler vor Unterrichtsbeginn kommen, um schon mal alles aufzubauen.“ Inzwischen bildet Eisele auch Kollegen fort. Obwohl diese Fortbildungen nicht bezahlt werden und die Lehrer Freizeit dafür hergeben müssen, sei der Andrang groß.

Gerhard Eiseles Fazit: „Alle 400 Gymnasien in Baden-Württemberg sollten das System haben, nicht nur 70.“