Kirchheim. Einkaufen, zum Arzt gehen, mal ein Konzert besuchen. – Was selbstverständlich klingt, wird im Alter beschwerlich. Aus diesem Grund klinken sich viele ältere Menschen zunehmend aus dem Leben aus. Manche verlassen tage- oder gar wochenlang ihre vier Wände nicht mehr.
Das kann in Kirchheim besser laufen. Seit einem Jahr gibt es den Begleitdienst von Buefet. Zielgruppe dieses Angebots sind Menschen, die aufgrund ihres Alters oder wegen ihres Gesundheitszustands auf Begleitung angewiesen sind. „Die Menschen werden eins zu eins begleitet“, erläutert die Stadtchefin, die gleichzeitige Erste Vorsitzende von Buefet ist, dass es hier nicht um einen Fahrdienst geht, sondern um weit mehr. In Begleitung wagt sich mancher wieder einmal in einen Supermarkt oder zur Metzgerei und nimmt so wieder am Leben teil.
Vor einem Jahr ist der Begleitdienst als jüngstes Projekt von Buefet versuchsweise gestartet. „Der große Bedarf hat schnell klargemacht: Das muss weitergehen“, berichtet Tilmann Walther, Zweiter Buefet-Vorsitzender. Weil die Sache so gut ankommt, geht der Verein nun sogar mit einem erweiterten Angebot ins zweite Jahr – auch wenn ein solcher Dienst natürlich keine schwarzen Zahlen schreiben kann und auf Spenden angewiesen ist.
„Wer Mitglied im Verein Buefet ist, darf das Angebot kostenfrei nutzen“, erläutert Corina Däuble, die den Begleitdienst organisiert. Stadtpass-Inhaber müssen keinen Beitrag zahlen. Für die einzelnen Fahrten werden allenfalls Spenden erbeten, sofern möglich. Kooperationspartner beim Begleitdienst ist der Verein „Stadtmo bil“. „Das läuft reibungslos“, freut sich Däuble. Auch wenn ein Rollstuhl transportiert werden muss, gelingt es immer, aus dem vorhandenen Fuhrpark das passende Vehikel zu organisieren. Am Steuer sitzt dann einer aus dem achtköpfigen Team ehrenamtlicher Begleiter.
Von Anfang an dabei sind die geschulten „Projektwerker“ Richard Gubo und Jörg Mangold. Beide wissen nicht nur, dass das Angebot eine Nische schließt und für die Nutzer ein großes Plus an Lebensqualität bietet. Sie betonen auch, dass ihnen die Arbeit Wertschätzung gibt und eine Menge Spaß bringt.
Mangold berichtet von einer Seniorin aus Jesingen, die alleine nicht mehr ihre Wohnung im dritten Stock verlässt. Mit ihm traut sie sich jedoch zum Supermarkt und anschließend zum Einzelhändler. „Ich schiebe den Einkaufswagen, die Dame den Rollator“, beschreibt Mangold, wie das ungleiche Gespann im Laden unterwegs ist.
Ein größerer Prozentsatz sind allerdings Fahrten zu Ärzten und anderen Gesundheitsanwendungen. Auch da ist es nicht zu unterschätzen, von einer vertrauten Person bis in die Praxis begleitet zu werden. Gubo berichtet von einem älteren Herrn, der einen Facharzttermin im Krankenhaus hatte. Mit dem Rollator war nicht dran zu denken, die Treppe zum Eingang am Altbau zu überwinden. Also musste der Weg über den neuen Eingang zum Aufzug führen. Beim Facharzt gab‘s noch einiges auszufüllen, und zum Abschluss war noch ein Stopp bei der Apotheke erforderlich.
„Das Ehrenamt übernimmt Aufgaben, die sonst vielfach bei den Angehörigen liegen“, fasst Däuble zusammen. Doch die Angehörigen sind berufstätig oder leben weit weg, mancher Senior ist sogar ganz allein. Der Begleitdienst springt in die Bresche. Da fast immer derselbe Fahrer kommt, entwickelt sich schnell ein herzliches Verhältnis.
Jetzt hat Buefet weiterführende Ziele. „Wir wollen nicht nur Begleitung bei notwendigen Terminen anbieten, sondern auch für Dinge, die man einfach gerne macht“, sagt Corina Däuble. Das könnte ein Theaterbesuch sein, ein Kaffeenachmittag oder ein Konzert. „Möglich wäre vielleicht auch, mehrere Interessenten miteinander zu vernetzen, sodass sie gemeinsam in die Oper fahren können“, spinnt Walther den Faden weiter. Denn natürlich steht auch hier die Begleitung im Vordergrund: Auch Kulturveranstaltungen erlebt man am liebsten gemeinsam mit anderen.
Die Oberbürgermeisterin ist zuversichtlich, dass dieses Angebot bald Schule machen wird. Sie verweist auf den Kultur-Entwicklungsplan. Er hat ergeben, dass 80 Prozent der gewünschten Kulturangebote in Kirchheim wahrgenommen werden können. Angebot und Nachfrage müssen also nur noch zusammengebracht werden. Angelika Matt-Heidecker sieht es als wichtige Aufgabe einer Kommune, immer neue Menschen für Ehrenämter dieser Art zu gewinnen und die Vernetzung zu fördern.
Wer den Begleitdienst nutzen möchte, darf sich einfach an das Buefet-Büro wenden unter der Nummer 0 70 21/50 23 34. Das Büro ist dienstags und freitags von 8 bis 12 Uhr besetzt und donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Hier sind auch alle willkommen, die das achtköpfige Begleiterteam ergänzen wollen.