Lossprechung 2024
Bestnoten und ein Training für den Weltrekord

Ausbildung Insgesamt 138 Auszubildende haben im Bereich der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt und wurden in den Gesellenstand erhoben. Die drei Kammerpreisträger erreichten Spitzennoten von 1,2 bis 1,4. Von Peter Dietrich

Beste ihres Gewerks und Kammersieger Foto: Peter Dietrich

Kreis Esslingen. Die Lossprechungsfeiern der Kreishandwerkerschaft Esslingen sind immer sehr gut durchgeplant. Diesmal gab es aber zwei Überraschungen. Ganz kurzfristig wurde die Schreiner-Wandergesellin Caro ins Programm genommen, die aktuell in Esslingen Station macht. Und der BMX-Athlet Chris Böhm überraschte Zuschauer und Organisatoren mit einer Generalprobe für seinen geplanten Versuch, ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen zu werden.

Der Auftakt in der Filharmonie in Filderstadt-Bernhausen bildete aber die traditionelle Talkrunde: Der Moderator Rafael Treite befragte Kreishandwerksmeister Karl Boßler und Fabian Weber, den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Boßler nannte drei Dinge, die er sich für die Handwerker wünscht: einen Abbau der Bürokratie, eine stabile Auftragslage und genügend Fachkräfte. Beim ersten Wunsch ist er verhalten hoffnungsvoll: „Ich habe den Eindruck, dass es der Regierung endlich ernst ist, die Landesbauordnung zu vereinfachen.“ Man müsse aber sehen, was dabei herauskomme. Weber dankte allen Prüfern für ihr großes ehrenamtliches Engagement und warb für die vielfältigen Fortbildungsmöglichkeiten im Handwerk. Für die berufliche Weiterbildung der Gesellinnen und Gesellen lasse sich auch das Aufstiegs-BAFÖG des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nutzen.

Dreieinhalb Jahre auf Tour

Vor wenigen Tagen hat sich die Schreiner-Wandergesellin Caro in Esslingen im Büro der Kreishandwerkerschaft vorgestellt, sie arbeitet derzeit bei einer Glaserei in Esslingen. Sofort wurde sie zur Lossprechungsfeier eingeladen. „Vor viereinhalb Jahren habe ich in Hamburg meine Ausbildung beendet, vor dreieinhalb Jahren bin ich losgegangen“, berichtete sie. Sie hat seitdem unter anderem in Norwegen, Rumänien, Tschechien, Polen und Südfrankreich gearbeitet. Ihre Spezialität sind historische Türen, auch in Tübingen hat sie einen solchen Auftrag bekommen. „Ich habe eine Holztür in Spanien, die muss gemacht werden“, sagte Treite. Doch Caro denkt nun daran, ihre Walz zu beenden und will die Meisterschule besuchen. „Ihr könnt alle auf Wanderschaft gehen, das ist nicht nur etwas für Schreiner“, rief sie den Zuhörern zu.

Ausbildungs-TV

Zu jeder Lossprechungsfeier gehört ein Video-Kurzporträt eines Handwerksbetriebs und eines besonderen Auszubildenden. Diesmal war der Syrer Mohammad Alhantash an der Reihe. Vor fünf Jahren begann er bei der Firma Etec – The Electrical Company in Wendlingen als Elektrohelfer, hat dann dort eine Ausbildung gemacht und will nun Meister werden. „Er hat in zwei Jahren durchgezogen, wozu andere dreieinhalb Jahre brauchen“, lobte sein Ausbilder Christoph Adelsbach den Fleiß seines Mitarbeiters. „Ich bin so froh, dass ich ihn eingestellt habe.“

Das beliebteste Material

Am beliebtesten war bei den Auszubildenden die Arbeit mit Holz: 20 Tischler/Schreiner und 19 Zimmerer haben ihre Gesellenprüfung abgelegt. In der Hitliste folgen 19 Anlagenmechaniker, 16 Friseure, 14 Kraftfahrzeugmechatroniker, elf Elektroniker, zehn Kaufleute für Büromanagement, acht Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk und vier Bäcker. Der Steinmetz war dreifach vertreten. Je zweimal gab es den Zweiradmechatroniker, den Technischen Produktdesigner, den Stuckateur, Maurer und Glaser. Jeweils nur einmal gab es die Mediengestalterin, den Industriekaufmann, den Hochbaufacharbeiter und den Beton- und Stahlbetonbauer.

Die Besten des Gewerks auf der Bühne

Als beste Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk wurde Souhila Khouani geehrt, sie wurde in der Bäckerei Bohnacker in Lenningen ausgebildet und erreichte die Gesamtnote 2,0. Beste Friseurin war Norah Ehehalt, ausgebildet bei Mireme Ciftcioglu in Kirchheim/Teck erreichte sie die Gesamtnote 1,9. Ebenfalls die Gesamtnote 1,9 erreichte der Kraftfahrzeugmechatroniker Lorenz Wimmer, ausgebildet bei BMW Brauneisen in Wendlingen. Der Maurer Emil Seitz, ausgebildet bei der Renke Bauunternehmung in Weilheim/Teck, schloss mit der Gesamtnote 1,7 ab, der Steinmetz und Steinbildhauer Arndt Bareth seine Ausbildung beim Steinbildhauerbetrieb Werner Klepser in Esslingen mit der Gesamtnote 1,6.

Der Technische Produktdesigner David Sekan, ausgebildet im Reichle Technologiezentrum in Bissingen, erreichte die Gesamtnote 1,5. Der Tischler Jan Niklas Auer, ausgebildet bei der Holzmanufaktur Ballert in Köngen, und die Tischlerin Luna Steingens, ausgebildet bei der Walter Bürger Bau- und Möbelschreinerei in Nürtingen, erreichten beide die Gesamtnote 1,6. Der Zimmerer Philipp Ostertag, ausgebildet bei Oliver Meissner in Unterensingen, erreichte die Gesamtnote 1,5 und der Zweiradmechatroniker Maximilian Holzinger, ausgebildet bei Zweirad Heilenmann in Weilheim/Teck, die Gesamtnote 1,6.

Die Kammerpreisträger

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region Stuttgart, Christoph Gräter, würdigte die Kammerpreisträger – sie sind zugleich die Besten ihres Gewerks und haben alle auf den Fildern gelernt. Der Anlagenmechaniker Beat Seidel beendete seine Ausbildung bei Christof Gänzle in Filderstadt mit der Gesamtnote 1,4 und ist damit Kammerpreisträger. Das gilt auch für den Glaser Jann Lasse Reutter, der seine Ausbildung bei der Schreinerei und Glaserei Brodbeck in Filderstadt ebenfalls mit der Gesamtnote 1,4 abgeschlossen hat. Die beste Note von allen 138 Auszubildenden bekam die Kauffrau für Büromanagement Tanja Dürr, ausgebildet bei der Firma Mettler in Leinfelden-Echterdingen: Die Kammerpreisträgerin erreichte die Gesamtnote 1,2.

Lossprechung und Gesellentrunk
 

Kreishandwerksmeister Karl Boßler sprach die Prüflinge von den Pflichten in ihrer Ausbildungszeit frei und gratulierte ihnen zur Erhebung in den Gesellenstand. Mit ihrer Gesellenprüfung hätten sie die Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Karriere geschaffen, sagte er den jungen Menschen. „Ihr erlernter Beruf bietet die Chance, die Zukunft unseres Landes aktiv mitzugestalten. Verantwortung zu übernehmen, Sinnvolles zu tun, Erfüllung zu finden und etwas zu schaffen, das bleibt: All das geht im Handwerk.“ Nach der Lossprechung lud er alle Prüflinge zum Gesellentrunk auf die Bühne ein.

Ständig mindestens 15 Auszubildende

Die Firma Nägele Stuttgart GmbH aus Denkendorf, ein Dienstleister für Elektrotechnik, beschäftigt ständig mindestens 15 Auszubildende – bei insgesamt rund 80 Beschäftigten. In der Regel erhalten sie nach ihrer Ausbildung ein Angebot zur Übernahme. Zur Ausbildung gehört auch die Möglichkeit eines einmonatigen Auslandspraktikums. Für dieses große Engagement erhielt die Firma den diesjährigen Ausbildungspreis der Handwerkskammer Region Stuttgart für den Landkreis Esslingen. Teil des Preises ist die einjährige Nutzung eines E-Smarts durch die Firma und ihre Auszubildenden.

Training für den Weltrekord

Der BMX-Artist Chris Böhm will gerne als derjenige ins Guinness-Buch der Rekorde, der sich in einer Minute am häufigsten mit dem BMX-Rad drehen kann. Der aktuelle Eintrag mit 65 Drehungen gehört einem Japaner. Bevor er dagegen im Oktober offiziell antritt, wollte Böhm seine Chancen testen. Bei der Generalprobe bei der Lossprechungsfeier war er so schnell, dass die Mitzähler nicht mehr mitkamen – ob es nun 70 oder sogar 80 Umdrehungen waren, muss erst die Auswertung der Videoaufnahme zeigen. Aber eines steht fest: Der 41-jährige Böhm hat eine reelle Chance.