Lokales

„Auch die kleinste Chance nutzen“

Lärmaktionsplan in Auftrag gegeben – Lenninger Gemeinderat macht sich wenig Hoffnung

Sinnvoll oder nicht: Lenningen nimmt am Lärmaktionsplan teil, da die Kommune zum einen dazu gesetzlich verpflichtet ist, zum andern sich aber immerhin eine minimalste Chance verspricht, sich damit beim Regierungspräsidium Gehör verschaffen zu können.

Lenningen. Eine EU-Richtlinie fordert die Umsetzung einer Lärmkartierung, was zur Folge hat, dass ein Lärmaktionsplan erstellt werden muss. Das heißt für Lenningen, die Lärmbelästigung entlang der B 465 zu dokumentieren. „Bürgerbeteiligung ist ausdrücklich gefordert“, erklärte Bürgermeister Michael Schlecht. Diesbezüglich findet er die Regelung nicht durchdacht, denn die sieht nur eine Veranstaltung mit der Bevölkerung vor. „Aus meiner Sicht muss es mindestens noch eine weitere Veranstaltung geben, um den Bürgern das Ergebnis mitteilen zu können“, so der Schultes. Gleicher Ansicht war auch der Gemeinderat, wie sich bei der Diskussion herausstellte.

Ein weiterer Punkt ist Michael Schlecht zu kurz gegriffen: „Verpflichtet sind wir, bis zum Abzweig Grabenstetter Steige zu zählen. Für mich ist jedoch selbstverständlich, auch Gutenberg mit reinzunehmen. Die Mehrkosten dafür sind überschaubar.“

Nach der Bürgerbeteiligung, die auch die Träger öffentlicher Belange einschließt, geht es an Sichtung und Analyse der Vorschläge samt Ausarbeitung von Vorschlägen zur Lärmminderung. „Wir halten die Lösungen fest, die grundsätzlich zur Lärmentlastung führen – was dann passiert, weiß ich nicht, ebenso wenig, was dabei rauskommt“, erklärte der Bürgermeister, der dieses Vorgehen grundsätzlich für kurios hält. „Wir stellen alles auf und dann entscheidet der Bund. Auf die Umsetzung können wir zwar drängen, aber wir haben absolut keine Handhabe“, erklärte Michael Schlecht. Das derzeitige Verfahren ist bereits Runde zwei in Sachen Lärmproblematik. „Bei der ersten Stufe, bei der beispielsweise Dettingen dabei war, ist bislang nichts passiert“, warnte er vor allzu großer Euphorie, hofft jedoch trotzdem, dass diesmal nicht alles in den Schubladen verschwindet.

„Wir wissen, dass es an der Bundesstraße laut ist. Warum müssen wir dann das alles machen, wenn wir keine Handhabe haben?“, fragte sich Karl Boßler und ärgerte sich, wieder „was aufgedrückt“ bekommen zu haben. Ins gleiche Horn blies Kurt Hiller: „Wir geben rund 15 000 Euro für ein Gutachten aus, von dem wir nicht wissen, was damit gemacht wird.“

„Die im Gutachten festgehaltenen Lösungen müssen so realistisch als möglich sein, sie werden sowieso auf ein Minimum reduziert“, sagte Michael Schlecht. Doch diese kleine Chance wertet er positiv. Aus diesem Grund ist es ihm auch wichtig, Owen mit im Boot zu haben. „Dann können wir gemeinsam auf die Umsetzung drängen, etwa Tempo 70 auf der Bundesstraße – ob das mit dem Regierungspräsidium allerdings zu machen ist, kann ich nicht sagen“, erklärte er.

„Ohne diesen Plan haben wir überhaupt keine Chance – wir sollten auch die kleinste nutzen“, sagte Georg Zwingmann. Die Bürgerbeteiligung findet er angemessen, ebenso eine zweite Veranstaltung. „Dass wir diesen Schritt gemeinsam mit Owen unternehmen, kann ich nur befürworten“, erklärte er. Falk Kazmaier sprach von einem riesigen Papierberg, der nichts wert ist. „Wir müssen mit Penetranz auf den Bund zugehen, damit wir eventuell eine Kleinigkeit bewirken können“, schlug er vor. Wolfgang Tröscher warnte davor, allzu viel Hoffnung bei der Bevölkerung zu wecken. „Wir müssen und sollten das Gutachten in Auftrag geben, auch wenn damit Kosten und Papier produziert werden – aber vielleicht haben wir ja doch eine kleine Chance“, erklärte er.

Bei zwei Enthaltungen beauftragte der Gemeinderat schließlich das Ingenieurbüro SoundPLAN aus Backnang, einen Lärmaktionsplan aufzustellen. Die Kosten dafür belaufen sich auf knapp 14 000 Euro.