Lokales

Aus für die Heimattage

Viele Gemeinden im Biosphärengebiet fürchten zu hohe Kosten und sehen keinen Nutzen

Das Biosphärengebiet richtet die Heimattage Baden-­Württemberg im Jahr 2019 nicht aus. Zu wenige Kommunen wollten sich beteiligen. Auch in der Teck­region stand man der Sache skeptisch gegenüber.

Aufgrund mangelnder Teilnahmebereitschaft bewarb sich das Biosphärengebiet nicht um die Ausrichtung der Heimattage 2019.Foto: Di
Aufgrund mangelnder Teilnahmebereitschaft bewarb sich das Biosphärengebiet nicht um die Ausrichtung der Heimattage 2019.Foto: Dieter Ruoff

Kreis Esslingen. Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann hatte vorgeschlagen, dass sich das Biosphärengebiet Schwäbische Alb mit seinen drei Landkreisen und 29 Gemeinden um die Ausrichtung der Heimattage Baden-Württemberg im Jahr 2019 bewerben soll. Anlass war der zehnte Geburtstag: 2009 wurde das Biosphärengebiet offiziell von der Unesco anerkannt.

Seit 1978 richten baden-württembergische Städte und Gemeinden im Wechsel die Heimattage aus. Im Biosphärengebiet wären eine ganze Reihe von Veranstaltungen angedacht gewesen, unter anderem ein großes Auftaktfest und ein Festumzug, die schwerpunktmäßig in den Landkreisen Reutlingen und Alb-Donau über die Bühne gegangen wären. Das Ausrichten der Heimattage wäre für die einzelnen beteiligten Gemeinden nicht ganz günstig gewesen. Ausgegangen ist man von 800 000 Euro Gesamtkosten und einem Zuschuss des Landes in Höhe von 150 000 Euro. Vielen Kommunen war das wohl ein Dorn im Auge, weshalb sie sich an der Veranstaltungsreihe nicht beteiligen wollten. Dies führte letztlich dazu, dass keine Bewerbung des Biosphärengebiets zustande kam. Wie Bernd Mall, Pressesprecher der Stadt Bad Urach, mitteilte, hatte von den 29 Kommunen rund ein Drittel signalisiert, „dass an der Bewerbung für die Heimattage kein Interesse besteht, dass man nicht bereit sei, sich organisatorisch einzubringen, oder dass eine Teilnahme nur in einem finanziell sehr begrenzten Rahmen vorstellbar wäre“.

Auch in der Teckregion standen die Beteiligten dem Thema skeptisch gegenüber. Dettingen beispielsweise hätte nach Abzug aller Zuwendungen mit einem Eigenanteil in Höhe von rund 20 500 Euro rechnen müssen. Hinzu kam die Tatsache, dass die Veranstaltungen schwerpunktmäßig nicht in der Teckregion stattgefunden hätten. Bürgermeister Rainer Haußmann begrüßte zwar generell die Idee seines Bad Uracher Amtskollegen. Dettingen zähle jedoch mit seinen 22 Hektar Biosphärengebiet eher zur Randlage. „Das Zentrum liegt einfach woanders.“

Keinen Mehrwert für die Gemeinde sah man auch in Lenningen, wo man 28 000 Euro hätte zuschießen müssen, und in Neidlingen, das mit 6 500 Euro dabei gewesen wäre. Stolze 50 000 Euro wären auf die Stadt Weilheim zugekommen. Auch dort wollten sich Gemeinderat und -verwaltung nicht an der Veranstaltungsreihe beteiligen. Bürgermeister Johannes Züfle äußerte grundsätzliche Bedenken und hielt es für schwierig, „die Heimattage in einer so großen Gebietskulisse mit 29 Gemeinden zu veranstalten“. Letztlich waren sich Verwaltung und Räte einig, dass es sinnvoller ist, das Geld in die 1250-Jahr-Feier zu investieren, die in der Zähringerstadt 2019 ansteht.

Das 1250-jährige Ortsbestehen feiert man im selben Jahr auch in Bissingen. Dort wäre man jedoch trotzdem bereit gewesen, die Heimattage mit 3 000 Euro zu unterstützen, wie Bürgermeister Marcel Musolf mitteilte. Darüber hinausgehende Mittel wären für das Ortsjubiläum gebunden gewesen.

Laut Bürgermeisterin Verena Grötzinger hätte sich die Stadt Owen ebenfalls vorstellen können, sich mit einem Zuschuss in Höhe von 3 500 Euro zu beteiligen. Insgesamt fragte man sich aber auch hier, welchen Mehrwert die Veranstaltungsreihe für die Stadt gebracht hätte.

Statt Heimattage gemeinsamer Biosphärengeburtstag?

Der Entschluss des Biosphärengebiets, sich nicht um die Ausrichtung der Heimattage beim zuständigen Staatsministerium zu bewerben, fiel Anfang April. „Aufgrund mangelnder Teilnahmebereitschaft einiger wichtiger Biosphärenkommunen haben sich die Initiatoren dazu entschieden, das Projekt vorerst auf Eis zu legen“, steht in einer Pressemitteilung der Stadt Bad Urach. „Meine Idee war es, das gesamte Biosphärengebiet zu präsentieren und zu zeigen, was hier bislang schon erreicht worden ist“, wird Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann zitiert. „Zudem hätte man dem Land damit auch ein Dankeschön für die tolle Unterstützung des Biosphärengebiets zurückgeben können“, ergänzt der Rathauschef. Münsingens Bürgermeister Mike Münzing zeigte sich ebenfalls von der Absage enttäuscht: „Wir hätten eine große Chance gehabt, das Biosphärengebiet zu seinem zehnjährigen Geburtstag dem ganzen Land zu präsentieren – diese Chance ist jetzt leider für viele Jahre vergeben.“ Auch talabwärts in Metzingen nahm man das mangelnde Interesse zähneknirschend zur Kenntnis: „Mit den Heimattagen hätten wir den Grundgedanken unseres Biosphärengebiets – nämlich Mensch, Natur und Kultur als Einheit darzustellen – hervorragend umsetzen können“, bedauert Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler. Ganz aufgeben möchten die Initiatoren die Idee eines gemeinsamen Biosphärengeburtstages aber dennoch nicht. Elmar Rebmann: „Vielleicht gelingt es uns ja, im Jahr 2019 trotzdem eine eigene Veranstaltungsreihe mit interessierten Kommunen auf die Beine zu stellen.“pm