Lokales

Auszeichnung im Wandel der Zeit

Stadt Kirchheim verleiht Bürgermedaillen an AK Asyl, den Besuchsdienst und Otto Höfle

Ehrenamtliche sind für die Gesellschaft eine nicht wegzudenken Stütze. Sie schenken anderen das Wertvollste, was sie besitzen: Zeit und Aufmerksamkeit. Die Stadt Kirchheim zeichnete Menschen aus den Reihen der Bürgerschaft, die dieses für selbstverständlich erachten, mit der Bürgermedaille aus.

Verleihung der Bürgermedaille der Stadt KirchheimSchloßkapelle
Verleihung der Bürgermedaille der Stadt KirchheimSchloßkapelle

Nicole Mohn

Kirchheim. Baden-Württemberg ist in Sachen bürgerschaftlichen Engagements Spitze. 44 Prozent der Menschen im Ländle sind in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig: Sei es im Sportverein oder der Kirchengemeinde, bei der Feuerwehr oder in der Altenhilfe. Auf die Teckstadt umgerechnet sind das rund 15 000 Menschen. In Kirchheim habe ehrenamtliches Engagement lange Tradition, erinnerte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker an Herzogin Henriette, die Wohltäterin der Stadt. Die Schlosskapelle, die erstmals Ort für die Verleihung der Bürgermedaillen war, sei deshalb das adäquate Ambiente für die Ehrungen, so das Stadtoberhaupt.

Bereits zum 14. Male vergibt die Stadt Bürgermedaillen an verdiente Einwohner und will mit der Ehrung die wichtige Arbeit der Ehrenamtlichen in der Stadt sichtbar machen. In diesem Jahr jedoch waren die Auszeichnungen auch ein Spiegel des Wandels, vor den sich die Teckstadt gestellt sieht, insbesondere im sozialen Bereich. Und so haben die Bürgermedaillen an den Arbeitskreis Asyl ebenso wie an den Besuchsdienst der Heinrich-Sanwald-Stiftung als auch an den Vorstand der Lebenshilfe, Otto Höfle, dieses Jahr umso größere Strahlkraft.

Der Name Otto Höfle ist vielen Menschen aus der Stadt und darüber hinaus bekannt: ein Urgewächs des VfL Kirchheim, dem er seit 1966 angehört. Zunächst als aktiver Handballer, später, als Abteilungsleiter. Einer, der seinem Verein etwas zurückgebe, bemerkt Angelika Matt-Heidecker. „Von diesen Menschen wird es künftig immer weniger geben“, befürchtet die Oberbürgermeisterin. Im Stadtverband für Leibesübungen wacht Höfle überdies seit sieben Jahren über die Kasse. Dass ihm auch das Thema Jugendhilfe am Herzen liege, zeige sein Engagement bei der Paulinenhilfe – und nach der Fusion bei der Stiftung Tragwerk. Ebenso ist Höfles Name eng mit der Lebenshilfe verbunden, wo er für den Bereich Wohnen und Finanzen verantwortlich ist. „Ein Mann, der im Stillen arbeitet“, fasste Angelika Matt-Heidecker zusammen.

Im Jahr 1986 gegründet, sind die Ziele und Werte des Arbeitskreises Asyl aktueller denn je. Schon vor 28 Jahren setzten sich Männer und Frauen mit vielfältigen Aktionen und Angeboten dafür ein, um Menschen aus aller Welt ein Stück Heimat anzubieten. „Sie sind Rettungsanker und Lebenshilfe zugleich“, formulierte es Angelika Matt-Heidecker. „Sie sind Friedensarbeiter, Sozialarbeiter, Rechtsbeistand, Aufklärer, Mutmacher und vieles mehr“, führte das Stadtoberhaupt weiter aus. Sie hob die Vielzahl von Veranstaltungen hervor, mit denen der Arbeitskreis in nun fast drei Jahrzehnten sich immer wieder für die Anliegen der Asylbewerber stark macht, über die Situation in den Herkunftsländern berichtet und Brücken baut. Teestube, Feste und Ausstellungen bieten Gelegenheit zur Begegnung. Aber auch unverzichtbare Lobbyarbeit leiste der AK Asyl, prangere Missstände an und rücke bisweilen den Fokus zurecht. Angelika Matt-Heidecker ist froh, dass die Aktiven dabei auch bei Gegenwind und Widerständen nicht aufstecken.

Die dritte Bürgermedaille erhält in diesem Jahr der Besuchsdienst der Heinrich-Sanwald-Stiftung. Auch hier spiegele sich die gesellschaftliche Entwicklung, bemerkte die Oberbürgermeisterin mit Blick auf den demografischen Wandel. Neuland betrat die Stiftung 1987, als man mit der Idee, die Bewohner in den Seniorenzentren zu besuchen und Zeit mit ihnen zu verbringen, auf die Heimleitungen zuging. „Inzwischen sind sie in allen zehn Häusern Kirchheims vertreten“, verdeutlichte das Stadtoberhaupt den Wandel, der sich seither vollzogen hat. Neben dem persönlichen Kontakt zu den Besuchern entstanden neue Angebote wie Tanztee, Spiele-Nachmittage und Musikangebote. Einrichtungen wie das Kulturcafé stellten sowohl für Bewohner als auch Besucher den monatlichen Höhepunkt dar, berichtete Angelika Matt-Heidecker aus der Arbeit des Besuchsdienstes. Was den aber im Besonderen auszeichnet, ist das Engagement vieler Schüler, die zusammen mit der älteren Generation mit jenen Zeit verbringen, die nicht mehr aktiv am Leben der Stadt teilnehmen können. „Sie haben junge Menschen ins Haus geholt“, freut sich das Stadtoberhaupt.

„Kirchheim toppt die Statistik“, ist sich Otto Höfle mit Blick auf die rund einhundert Aktiven, die ausgezeichnet wurden, sicher, dass die Teckstadt in Sachen Ehrenamt zu den Spitzenreitern zählt. Ein Engagement, das auch für die Kommunen nicht unerheblich ist: „Wir tragen dazu bei, den Haushalt der Stadt zu entlasten“, erinnerte er. Ohne Ehrenamt stehe das öffentliche und soziale Leben in der Teckstadt nicht so gut da. „Warum machen wir das?“, gab Höfle dann noch einen Einblick in die Motivation, die ihn und die anderen antreibt. „Man kann ein Teil des Ganzen sein, sich identifizieren“, so Höfle.

Musikalisch versüßte die Formation „Bluesette“ mit Valse Musette und eine kleine Showeinlage mit Argentinischem Tango den festlichen Abend in der Schlosskapelle.