Lokales

Bahn und VVS machen Tickets teurer

Straßenumfrage am Bahnhof: Sind die Fahrpreiserhöhungen gerechtfertigt?

In diesen Tagen steigen die Preise für Fahrkarten im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Während die Deutsche Bahn bereits 3,9 Prozent draufgeschlagen hat, erhöht der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) zum 1. Januar die Preise um durchschnittlich 2,9 Prozent. Wie finden das die Fahrgäste? Wir haben nachgefragt.

Zum 1. Januar hebt der VVS die Ticketpreise an. Damit wird auch der Weg nach Stuttgart teurer.Foto: Jean-Luc Jacques
Zum 1. Januar hebt der VVS die Ticketpreise an. Damit wird auch der Weg nach Stuttgart teurer.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Sascha Kommer steht am S-Bahnsteig in Kirchheim – so wie jeden Tag. Der Wernauer studiert an der Universität Stuttgart und pendelt deshalb täglich mit der S 1 nach Vaihingen und wieder zurück. 185 Euro zahlt er im Semester für sein Studi-Ticket. „Auch wenn jetzt wieder fünf Euro draufgeschlagen werden, ist es immer noch billig“, sagt er. Die steigenden Preise für Fahrkarten im Nah- und Fernverkehr findet der Student absolut gerechtfertigt. „Die Preise steigen doch überall“, sagt er.

Genauso sieht das Björn Rauscher, der in der Halle des Kirchheimer Bahnhofs auf seinen Bus wartet. Rauscher nutzt täglich öffentliche Verkehrsmittel, um zur Arbeit zu kommen. „Ich finde es in Ordnung, dass die Preise steigen“, sagt er. Mit dem Service von Deutscher Bahn (DB) und Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) ist er zufrieden. Da er selten mit der Bahn verreist, betreffen ihn die höheren Preise im Fernverkehr ohnehin nicht.

Jennifer Gall, die ebenfalls auf ihren Bus wartet, ist mit der Preiserhöhung gar nicht einverstanden. „Ich finde es schon jetzt ziemlich teuer“, sagt sie. Jeden Tag fährt sie mit der S-Bahn von Esslingen nach Kirchheim und von dort aus mit dem Bus zur Arbeit. Die Preiserhöhung findet sie deshalb nicht gerechtfertigt, weil sich der Service des VVS in ihren Augen nicht verbessert hat. „Die S-Bahn kommt zum Beispiel häufig zu spät“, beklagt sie. Allerdings wird Jennifer Gall auch weiterhin mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren – „weil es einfach bequemer ist“.

Hermann Haußmann ist mit einer Gruppe zur Krippenausstellung nach Meimsheim unterwegs. Die Fahrkartenpreise des VVS findet der Oberboihinger schon jetzt ziemlich gesalzen. „So wird es nicht gelingen, den Verkehr auf die Schiene zu bringen“, glaubt er. Die Preise fürs Bus- und Bahnfahren noch mehr zu erhöhen, findet er deshalb nicht richtig. Die Fahrkartenpreise seien definitiv nicht rentenangepasst.

Im Gegensatz zu Hermann Hauß­mann, der nur ab und zu mit der Bahn fährt, pendelt Lutz Kluge jeden Tag. Der Kirchheimer ist bei der Frage der Fahrpreiserhöhungen gespalten. „Einerseits sehe ich es schon ein, wegen der Inflation und anderer wirtschaftlicher Faktoren“, sagt er. „Aber andererseits nervt es auch.“ Den Service im Nahverkehr findet er nicht gut. „Die Fahrkartenkontrolleure scheinen persönliche Prob­leme zu haben, die sie an den Kunden auslassen“, sagt er. Die Kontrollen sind ihm ohnehin zu lax. Und mit der Pünktlichkeit der S-Bahnen ist er obendrein nicht zufrieden. „Die kommen jeden dritten Tag die üblichen zehn Minuten zu spät“, sagt Lutz Kluge.

Bernhard Metzler hat gerade seine Frau zum Zug gebracht hat. Nun wartet er, bis die S-Bahn in Richtung der Landeshauptstadt rollt. Besonders häufig fahren der ehemalige Schulleiter und seine Frau nicht mit dem Zug – „außer mal nach Stutt­gart, weil dort die Parkpreise so hoch sind.“ Für die Erhöhung der Fahrkartenpreise hat der Weilheimer dennoch Verständnis. „Die Deutsche Bahn ist ein Unternehmen, das Gewinn machen muss“, sagt er. Die steigenden Energiepreise beträfen ja nicht nur Bahnfahrer, sondern auch Autofahrer.