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Autoren des Filmclub Teck (fct) präsentierten in der Schlossberghalle Film- und Foto-Highlights

Die vielen Meldungen über große Erfolge des Filmclubs Teck (fct) verklingen nicht ungehört sondern sorgen inzwischen verlässlich für volle Häuser. Die jüngste Matinee im Central war ausgebucht, das aktuelle „Heimspiel“ in der Dettinger Schlossberghalle ebenfalls.

Mit großem Interesse verfolgten die vielen Besucher der ersten öffentlichen Veranstaltung des neuen Jahres das Programm des Geme
Mit großem Interesse verfolgten die vielen Besucher der ersten öffentlichen Veranstaltung des neuen Jahres das Programm des Gemeindefilmabends 2014 in der Schlossberghalle. Foto: Genio Silviani

Dettingen. Gut beraten war daher, wer frühzeitig zum Gemeindefilmabend gekommen war, denn auch hier mussten die Besucher bei der zur Tradition gewordenen ersten öffentlichen Veranstaltung der Gemeinde am Jahresbeginn zusammenrücken oder schnell noch ein paar zusätzliche Stühle organisieren.

Bürgermeister Rainer Haußmann, der den Festival-Abend eröffnete, fand das nicht verwunderlich, denn der fct habe längst bewiesen, dass er zu den besten Filmclubs der ganzen Republik gehöre – und darauf ist man natürlich auch als „Schultes“ stolz, wie ihn Moderator Lutz Schulze gut gelaunt begrüßt hatte.

Auch wenn der Dettinger Bürgermeister kurz die Gelegenheit nutzte, das Publikum auf die Bedeutung der anstehenden Kommunalwahlen einzustimmen und für Kandidaturen für die wichtige Arbeit im Ratsrund zu werben, standen ausschließlich Film- und Foto-Highlights im Vordergrund. Dämmerschoppen haben inzwischen viele Gemeinden, ein eigenes Filmfestival aber nicht. Dass die Dettinger sehr stolz sind auf dieses Alleinstellungsmerkmal zeigt das von Jahr zu Jahr ansteigende Interesse an diesem längst zur Tradition gewordenen Gemeindefilmabend.

Mit zwei ganz unterschiedlichen Produktionen wartete Karl-Heinz Kosmalla auf, der die abwechslungsreiche Film-Soiree in der Schlossberghalle eröffnete. Vierzehn kurzweilige Minuten lang gewährte er technisch perfekt umgesetzte Blicke über die Schulter eines engagierten Bastlers, der eine kurz vor der anstehenden „Hochsaison“ in einen zunächst schwer erklärbaren Stillstand gefallene Eigenkonstruktion wieder in Schwung bringen musste. Dass eine mit geradezu ingenieurtechnischer Besessenheit einst gestaltete Weihnachtspyramide ausgerechnet zum Jahresende den Dienst verweigert, kann nun einmal nicht angehen.

„Das krieg ich schon hin“ hatten sich wohl der ambitionierte Hobbyhandwerker und der professionell arbeitende Amateurfilmer gleichermaßen geschworen und die selbsterfüllende Prophezeiung dann auch wahr gemacht. Der schon weit über 80 Jahre alte Tüftler hat es geschafft, die eindrucksvolle Pyramide wieder in Schwung zu bringen und damit die Heiligen Drei Könige wieder um die Krippe mit dem Jesuskind flanieren zu lassen. Karl-Heinz Kosmalla ist es gut gelungen, vom Beginn der erforderlichen mühsamen Demontage und Fehlersuche bis zum Abschluss der aufwendigen Reparaturarbeiten alles im Film festzuhalten und überzeugend zu dokumentieren.

Für eine „Weltpremiere“ zeichnete er dann auch noch gegen Ende der gelungenen Veranstaltung verantwortlich. Am furiosen Finale des Festivals waren zwar noch andere Club-Mitglieder beteiligt und hatten ihr Bildmaterial zur Verfügung gestellt oder auch den Text erarbeitet, beim samstäglichen Film-Festival durften aber auch sie erstmals sehen, was genau Karl-Heinz Kosmalla daraus gemacht hat. Der Applaus für den mit 20 Minuten längsten Filmbeitrag des Abends fiel dann auch besonders üppig aus, denn das „Straßenfest Dettingen 2013“ war natürlich ein dankbares Thema, das auf ganz besonders großes Interesse stieß.

Die Chronologie des Filmabends hatte Clubleiter Helmut Kohlhammer mit dem Film „Ohne festes Ziel“ eröffnet, der dem Publikum die landschaftliche Schönheit und das Verweilpotenzial rund um die Teck nahebrachte, ohne der Burg selbst zu nahe zu kommen. Musikunterlegte und ruhig aneinander geschnittene Bilder einer mit großem Engagement in Bissingen in Angriff genommenen „Sai Putzede“ präsentierte Gunter Barner.

Barbara und Hartmut Ibsch befassten sich in „ . . . da geht etwas auf“ mit einem ernsten und sehr komplexen Thema, bei dem Aufwand, Ertrag und mögliche Erfolge nicht schon am Ende eines Tages zu sehen sondern erst über viele geduldige Begegnungen hinweg zu beobachten und vor allem auch zu spüren sind. Stand in diesem Film das Thema „Klangschalentherapie“ und der Umgang mit älteren und teilweise demenziell erkrankten Menschen im Vordergrund einer behutsamen und empathischen Annäherung, demonstrierten sie mit ihrem zweiten Beitrag ihre eindrucksvolle thematische Bandbreite.

Mit großer Unernsthaftigkeit berichten sie darin von den engagierten Vorbereitungen der „Jugend der Welt“ und auch „etwas älterer Semester“ auf unterschiedlichste olympische Disziplinen. Ort der frei erfundenen und in munteren Bildern und Textpassagen aufgebauschten „Olympiavisionen“ ist das Dettinger Hallenbad. Manche Stammbesucher dürften sich oder Bekannte als unfreiwillige Darsteller und mutmaßliche Sportskanonen in diesem sehr unterhaltsamen Kurzfilm wiedererkannt und wohlwollend belächelt haben . . .

Interessante Erinnerungen weckte Karl Dannenhauers Blick an die „Feuerwehr-Hauptübung 1981“, die zwar längst Geschichte ist, aber gerade dadurch auch ein interessantes Zeitdokument voll nostalgischem Charme darstellt.

Kritisch setzte sich Peter Markotschi in seinem Beitrag „Hoher Aufwand für acht Stunden“ mit den über viele Tage sich hinziehenden Vorbereitungen eines Freestyle-Events in Stuttgart auseinander. Minutiös zeichnet er den Bau einer rund 36 Meter hohen und etwa 130 Meter langen Rampe auf, die nach wenigen Stunden schon wieder zerlegt und größtenteils auch sofort wieder entsorgt wird. Auch er hatte großen Aufwand betrieben, um die Fragwürdigkeit der hier betriebenen Gigantonomie mit filmischen Mitteln herauszuarbeiten. Tröstlich war daher die Erkenntnis, dass sich das Spektakel nicht gerechnet hatte und daher auch nicht mehr wiederholt wird.

Nachdem Lothar Bogsch mit einem Trailer entsprechend dramatisch „mit Pauken und Trompeten“ für das vom 15. bis 16. März 2014 in Dettingen ausgetragene 79. Landesfilmfestival geworben hatte, entführte Lutz Schulze mit seinem mit Samba-Rhythmen unterlegten dreiminütigen Bilderfeuerwerk „Kirche, Körper, Karneval“ ins ferne Rio de Janeiro ohne unnötig lange der zuvor mündlich beschworenen landschaftlichen Schönheit zu huldigen . . .

Rolf Horst setzte diesem filmtechnisch hochkomplexen Schneide-Spektakel mit „Einfach nur Mohn“ einen mit ruhigen Überblenden aneinandergereihten und mit stimmiger Musik förmlich hingehauchten fotografischen Kontrast voll anmutiger Schönheit und Stille entgegen, der größer nicht hätte sein können.

„Was steckt dahinter?“ fragte Josef Pettinger abschließend sich und das aufmerksame Publikum bei einer mit ebenfalls enormem Aufwand in Szene gesetzten und von Barbara Ibsch kommentierten Großproduktion von Carl Zellers Operettenerfolg „Der Vogelhändler“. Gewährt wurden viele interessante Blicke hinter die Kulissen der spektakulären Inszenierung, um bewusst zu machen, wie viel Mühe und Arbeit hinter einer solchen Produktion steht.

Genau das gilt ja auch für die vielen preisgekrönten Arbeiten der fct-Autoren, die für ein paar wenige kurzweilige und leicht daherkommende Filmminuten oft wochenlang gewissenhaft ihr gesammeltes Material durchforsten, filtern und feilen, Texte formulieren und letztlich froh sind, wenn dem fertigen Produkt dann von der großen investierten Mühe letztendlich überhaupt nichts anzumerken ist.