Lokales

Biergarten bald größer und schöner

Hitzige Diskussion im Technischen Ausschuss – Stadträte von Planung begeistert

Endlich Biergartenwetter! Da passt die Diskussion im Technischen Ausschuss zur Neugestaltung des Biergartens am Wachthaus. – Anlass, dort auch gleich den Eingang zur Innenstadt zu verschönern. Die charmante Planung überzeugte. Doch ist die Stadt für den Biergarten überhaupt zuständig?

Kirchheim darf zunächst nicht Teststadt nach dem Modell von Tübingen werden. Laut Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader sind aber a
Kirchheim darf zunächst nicht Teststadt nach dem Modell von Tübingen werden. Laut Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader sind aber alle Vorkehrungen dafür getroffen. Foto: PR

Irene Strifler

Kirchheim. Ohne Not hätte sich wohl derzeit niemand Gedanken gemacht über Investitionen für eine Neugestaltung der Fläche direkt beim Wachthaus. Doch Bürgermeister Günter Riemer benannte im Ausschuss drei Anlässe zum Handeln: Zum einen hat der Wirtschaftskontrolldienst eine Umgestaltung des Biergartens am Wachthaus nahegelegt. Weiter steht eine Neufassung des Pachtvertrags mit der Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu an. Drittens soll bald ohnehin der Übergang über die Alleenstraße gefälliger werden. Deshalb hat die Verwaltung jetzt eine Planung vorgelegt. Sie umfasst den Biergarten sowie ein wenig Terrain darüber hinaus und stieß bei den Räten sofort auf Gegenliebe.

Verschwinden wird der Stein des Anstoßes: die provisorischen Bauten entlang des Schlossgrabens und damit auch die reichlich wilde Müllsammelstelle dort. Statt Nischen und Terrassen unterschiedlicher Höhe soll der Biergarten künftig eine vergrößerte einheitliche Fläche mit zünftigem Kiesbelag erhalten, eingefasst von einer Hecke mit Beleuchtung. Vier Karrees sollen jeweils in der Mitte mit einem weißen Maulbeerbaum bepflanzt werden. Der trägt keine Früchte, sodass der Biergenuss ungetrübt bleibt. Durch entsprechenden Schnitt hofft man, bald ein grünes Dach zu schaffen. Die Hochbauten statt der Hütten, die laut Geschäftskreisleiter Martin Zimmert „einen ordentlichen sechsstelligen Betrag“ ausmachen, zahlt der Pächter. An der Stadt bleiben 129 000 Euro für die Außengestaltung hängen.

An dieser Summe entzündete sich eine Grundsatzdiskussion. „Ist es eine städtische Pflichtaufgabe, einen Biergarten herzustellen?“, fragte Sabine Bur am Orde-Käß, Fraktionsvorsitzende der Grünen, und betonte: „Wir Grünen wollen nicht so viel Geld ausgeben.“ Auch der Verkauf des Wachthauses sei für sie nicht vom Tisch. Dieser Überlegung schloss sich Klaus Buck von der CDU an: „Die Forderung des WKD betreffen den Pächter, nicht die Stadt“, stellte er klar und wollte eine Art Refinanzierung für die Stadt garantiert wissen. Dr. Silvia Oberhauser, Vorsitzende der Frauenliste, sah in Sachen Biergarten keinen Handlungsdruck: „Die ‚Hüttenwerke‘ müssen geändert werden, ganz klar, aber die Problematik ist: Wo ist die Verantwortung für den Biergarten?“

Das wiederum ist für Siegfried Pöschl (FDP/KIBÜ) keine Frage. Er zeigte sich Feuer und Flamme für den Einsatz der Stadt: „Wir können nicht nur in Bildung und Betreuung investieren“, meinte er und betonte, das Wachthaus sei ein Kleinod, das die Stadt nicht hergeben dürfe. Die Gestaltung des Gartenbereichs gehöre zur Infrastruktur. „Es handelt sich um ein städtisches Gebäude, und der Pächter kann so nicht weitermachen“, überlegte Reinhold Ambacher von den Freien Wählern und schlussfolgerte: „Also muss hier was gemacht werden.“ Auch für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Walter Aeugle kommt ein Verkauf des stadtprägenden Gebäudes nicht infrage. Schließlich wolle man doch auch die Nutzung beeinflussen können.

Günter Riemer fing die ausufernde Diskussion wieder ein, indem er darauf hinwies, es gehe derzeit lediglich um planerische Entscheidungen für den Biergarten. Die Freigabe der Ausschreibung hängt dann ohnehin noch von der Genehmigung des Pachtvertrags durch den Gemeinderat ab. Im Übrigen erinnerte Riemer daran, dass es der Gemeinderat war, der einen möglichen Verkauf des Wachthauses vor einigen Jahren verhindert habe. Der Pachtvertrag sei mit Verlängerungsklauseln nun so ausgerichtet, dass bis 2024 an der Besitzsituation nichts geändert werde. „Wenn wir ein lukratives Objekt attraktiv halten wollen, ist es unsere Aufgabe, zu investieren“, betonte der Bürgermeister und verwies auf Nutzen für die Stadt: „Wir machen das nicht umsonst!“ Stadtplaner Gernot Pohl blies ins selbe Horn. Er signa­lisierte, dass ein Textilgigant Interesse an einem Sitz in der Dettinger Straße bekundet habe und meinte: „Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass die Qualität der Marktstraße hinübergetragen wird in die Dettinger Straße.“

Bei der Abstimmung erhielt zunächst Reinhold Ambachers Antrag eine Mehrheit, auf einen zweiten Eingang in den Biergarten Richtung Alleenstraße zu verzichten. Baden ging der Antrag von Andreas Kiefer (CIK), dem Pächter für die neuen Hochbauten ein begrüntes Flachdach statt eines Pultdachs vorzuschreiben. Einstimmig befürworteten die Räte dann die Planung des Biergartens samt näherer Umgebung. In einem nächsten Schritt muss nun der noch auszuarbeitende Pachtvertrag genehmigt werden, erst dann erfolgt die Freigabe der Ausschreibung.

„Klasse, dass wir uns jetzt auch bei Biergärten über Dachformen unterhalten!“ – SPD-Stadtrat Peter Bodo Schöllkopf