Lokales

Bloß nicht vor meiner Tür

Wer in letzter Zeit in Kirchheim und Umgebung auf Wohnungssuche gewesen ist, kann ein Lied davon singen: Die Schlange der Bewerber ist lang, das Angebot oft dürftig. Wer nicht über das nötige Kleingeld oder einen entsprechenden Lebenslauf verfügt, hat es noch schwerer. Und wenn der Bewerber dann auch noch eine Wohnung für Asylbewerber anmieten will, schlagen viele Vermieter gleich die Tür vor der Nase zu. Was sollen denn die Nachbarn sagen!

Diese Erfahrungen sind es unter anderem, die Landrat Heinz Eininger zu einer drastischen Aktion getrieben haben. Ab 15. Oktober will er die Flüchtlinge, die ihm das Land in den Kreis Esslingen schickt, nicht mehr aufnehmen. Die Begründung: Es gibt schlicht keinen Platz, um die Asylbewerber menschenwürdig unterzubringen. Wer die Sporthalle in Esslingen-Zell, die der Landkreis in seiner Verzweiflung zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut hat, schon einmal von ihnen gesehen hat, glaubt ihm.

Ob das Land ab nächster Woche tatsächlich keine Flüchtlinge mehr in den Landkreis schickt, kann bezweifelt werden. Aber der Landrat hat mit seinem Hilferuf jenen Forderungen Nachdruck verliehen, die schon länger bestehen, aber bisher nicht berücksichtigt worden sind: Mehr Geld pro Flüchtling, schnellere Asylverfahren und eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge auf die Landkreise. Schließlich ist nicht einzusehen, wieso ein derart verdichteter Kreis wie der Landkreis Esslingen eine vielfach höhere Zahl an Flüchtlingen aufnehmen muss, als jene in dünner besiedelten Regionen, die über viel mehr frei stehende Häuser und Wohnungen verfügen.

Eine gerechtere Verteilung muss es aber auch innerhalb des Landkreises geben. Es kann nicht sein, dass Städte wie Kirchheim die Hauptlast tragen und andere Kommunen sich fein raushalten, ganz nach dem Motto: Bloß nicht vor meiner Haustür.ANTJE DÖRR