Lokales

„Brandschutz kennt nur eins oder null“

Kostenberechnung für Ohmdener Gemeindehalle übersteigt Rahmen um 100 Prozent

Die Auswirkungen des Brandes vom Dezember vergangenen Jahres in der Gemeindehalle Ohmden halten Rat und Verwaltung nach wie vor in Atem. Inzwischen stehen Kosten in Höhe von 400 000 Euro im Raum.

Die Sanierung der durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogenen Gemeindehalle in Ohmden lässt weiter auf sich warten. Grund sin
Die Sanierung der durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogenen Gemeindehalle in Ohmden lässt weiter auf sich warten. Grund sind Kosten für den Brandschutz, mit denen im Ratsrund keiner gerechnet hatte.Foto: Jean-Luc Jacques

Ohmden. „Den meisten hat es die Sprache verschlagen“, so brachte Gemeinderat Dr. Klaus Dolde die Stimmung im Ratsrund auf den Punkt, nachdem Architekt Andreas Kommritz sämtliche Posten für die Umsetzung des Brandschutzkonzepts der Halle beziffert hatte. Zwar übernimmt die Versicherung 390 000 Euro, doch bleiben an der Gemeinde nach derzeitigem Stand 400 000 hängen. Im Haushalt veranschlagt sind jedoch lediglich 200 000 Euro. Damit dachten Rat und Verwaltung Anfang des Jahres noch, sie seien auf der sicheren Seite.

Wie bereits in der April-Sitzung richtete sich die Kritik einiger Gemeinderäte erneut gegen das Landratsamt. „Dort besteht offensichtlich große Unsicherheit, was den Brandschutz angeht“, monierte Dolde. Er stieß sich unter anderem an der nachgelegten Forderung, einen dritten Fluchtweg vorzusehen und statt Funkrauchmeldern nun eine über Leitungen verbundene Brandmeldeanlage zu verlangen. „Für den normalen Sportbetrieb bräuchten wir das nicht. Das ist nur notwendig wegen sechs Großveranstaltungen im Jahr. Ich stelle mir die Frage, ob wir nicht langsam übers Ziel hinausschießen.“ Eine Sanierung dieser Größenordnung müsse Ohmden über Kredite finanzieren. Letztlich zahlten alle Bürger die Zeche, wenn es deshalb notwendig sei, Gebühren zu erhöhen. „Wir dürfen uns nicht alles gefallen lassen, sondern müssen gegen die Forderungen protestieren“, betonte Dolde. Das sah Roland Greiner genauso. „Probieren müssen wir es, auch wenn sich die Sanierung noch einmal verzögert.“ Die Gemeinde gebe für den Brandschutz viel Geld aus, bekomme aber letztlich keine große Verbesserung.

Bürgermeister Martin Funk konnte sich nicht vorstellen, dass das Landratsamt hinsichtlich des Brandschutzkonzeptes mit sich verhandeln lässt. „Wenn etwas passiert, sind wir in der Haftung.“ Es müsse einfach gewährleistet sein, dass im Brandfall 350 bis 400 Menschen rechtzeitig die Halle verlassen können.

Der von der Württembergischen Gemeinde-Versicherung beauftragte Ingenieur für Elektrotechnik, Volker Osthoff, versuchte die Diskussion zu entschärfen. „Finanzielle Überlegungen wie hier höre ich das 40., 50. Mal. Ob in Stuttgart, Beuren oder anderswo – es wird immer auf diese Art debattiert.“ Im Brandschutz habe sich in den vergangenen Jahren ausgehend von der Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen viel bewegt. „Es gilt Personen- vor Sachschutz.“ Die letzte Große Brandschau in der Ohmdener Gemeindehalle habe vielleicht vor 20 Jahren stattgefunden. „Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, dort gibt es keinen Brandschutz. Wie wir gesehen haben, zündet der Rauch in der Halle überall durch.“ Man werde nicht erreichen, einen Stand wie vor 2012 zu bekommen. „Der Brandschutz denkt nur null und eins.“

Sparen ließe sich Osthoff zufolge unter anderem, indem man beispielsweise die vorhandenen Stegleitungen belässt und die Zahl der Brandmelder etwas reduziert. Auch könne überlegt werden, die Räume der bisherigen Gaststätte außen vor zu lassen. In einer der vorausgehenden Sitzungen war die Idee geboren worden, den Bereich künftig für Versammlungen zu nutzen. „Am Ende werden wir immer noch über 350 000 Euro reden, eine Nulllösung gibt es nicht“, machte der Ingenieur klar. Er verteidigte die Forderung, eine Brandmeldeanlage zu installieren, die auf einen Wachdienst aufgeschaltet werde. „Falls niemand in der Halle ist, hupt ein Rauchmelder, wie ihn jeder in der Küche hat, unter Umständen zwei Stunden vor sich hin, ohne dass es von jemandem bemerkt wird.“

Diskutieren könne man mit Vertretern des Landratsamtes, warum sie an einigen Stellen über das Brandschutzgutachten der Trias-Fachplaner hinausgegangen seien. Osthoff hielt es darüber hinaus für den richtigen Weg, ein geändertes Konzept zu erarbeiten, das im Landratsamt vorgestellt werden soll. Dadurch würde sich die Sanierung aber sicherlich um weitere vier Wochen verzögern. Dies nahm der Gemeinderat zähneknirschend in Kauf, um die Kosten etwas zu drücken.

Der Sportbetrieb in der Ohmdener Gemeindehalle ist derzeit wieder möglich. Wie Andreas Kommritz erklärte, sei ursprünglich vorgesehen gewesen, die Sanierung des Gymnastikraums im Untergeschoss jetzt zu beginnen. Der große Hallenteil im Erdgeschoss soll nächstes Jahr in den Sommerferien in Angriff genommen werden.