Lokales

Central-Kino vor dem Aus

Neue Eigentümerin hat den Kinobetrieben Frech den Mietvertrag gekündigt

Das Kirchheimer Central-Kino muss bis März 2015 seine Pforten schließen. Die Kinobetriebe Frech suchen jetzt nach einem neuen Standort.

Im Kirchheimer Traditionskino „Central“ der Kinobetriebe Frech gehen im Frühjahr 2015 die Lichter aus.Foto: Jean-Luc Jacques
Im Kirchheimer Traditionskino „Central“ der Kinobetriebe Frech gehen im Frühjahr 2015 die Lichter aus.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die neue Eigentümerin des Gebäudes in der Dreikönigsstraße, in dem das Central-Kino der Kinofamilie Frech seit 1955 untergebracht ist, hat den Kinobetrieben unlängst den Mietvertrag gekündigt. „Für uns kam das sehr plötzlich, wir hatten nicht wirklich damit gerechnet“, sagt Eberhard Frech. Nur noch gut ein Jahr können Freunde des Traditionskinos sich hier Blockbuster wie „Der Hobbit” oder deutsche Kassenschlager wie „Fack ju Göhte” anschauen, dann gehen im Central die Lichter aus. Im März 2015 endet das Mietverhältnis. Über die Hintergründe der Kündigung des Mietvertrags ist nichts bekannt, sowohl die neue Eigentümerin Hacer Wanner als auch die Kinobetriebe Frech lehnen es auf Anfrage mit Verweis auf einen laufenden Rechtsstreit ab, darüber zu sprechen.

Besonders unangenehm für Frechs: Noch im Frühjahr 2013 hatten sie 70 000 Euro in die Digitalisierung des Central-Kinos investiert, um technisch auf dem neuesten Stand zu sein. Nicht wenig für die Familie, die ihre beiden Kinos nicht zum Erwerb, sondern vielmehr aus Leidenschaft neben ihren Hauptberufen betreibt. „Es ist sehr schade, aber es hilft alles nichts. Wir müssen jetzt nach vorne schauen”, sagt Eberhard Frech, und bekräftigt: „Wir wollen auf jeden Fall weitermachen.“ Zur Jahresversammlung im vergangenen Dezember informierte man die sieben Mitarbeiter über die gegenwärtige Situation. Die Frechs suchen nach einer Lösung.

Momentan werde die Möglichkeit geprüft, mit der bisher im Central installierten Ausrüstung ins Tyroler am Postplatz umzuziehen. Ob es möglich ist, dort entweder im Keller oder im Erdgeschoss im Bereich der Spielhalle einen weiteren Kinosaal von ausreichender Dimension unterzubringen, wird sich noch zeigen müssen. Für uneingeschränkten Filmgenuss darf kein Stützpfeiler den Blick auf die Leinwand versperren. „Für uns wäre ein Umzug an den Postplatz aber die naheliegendste Lösung“, sagt Ulrike Frech. „Eventuell wäre da auch Platz für Foyer, Personalraum und Sanitäranlagen.“ Erste Gespräche mit Statikern und der Stadt gibt es bereits, es sei aber noch zu früh, etwas Definitives zu sagen, berichten die Frechs.

Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer bestätigt: „Wir haben großes Interesse daran, das Kulturprogramm der Stadt zu erhalten. Traditionskinos wie das der Familie Frech, die auch kleineren Filmen eine Chance geben, gehören dazu. Wir prüfen, ob das Vorhaben der Frechs zulässig ist.“

Eine Mischung aus “familiärem Pflichtgefühl und Liebe zum Filmtheater” hatte Eberhard, Ulrike und Wolfgang Frech dazu bewegt, den Kinobetrieb im Central und Tyroler – und damit eine jahrzehntelange Tradition – weiterzuführen. Es war Richard Frech, Vater von Hans-Jochen, Wolfgang und Eberhard, der Ende der 1940er Jahre mit seinem Ford-Kombi und einem tragbaren Projektor über die Albvorlande zog und so bewegte Bilder in die Region um die Teck brachte. 1955 schließlich schenkte er Kirchheim mit dem Central in der Dreikönigsstraße ein richtiges Lichtspielhaus. Als 2002 gesundheitliche Gründe den ältesten Sohn Hans-Jochen zum Aufhören zwangen, sprangen die jüngeren Brüder und die Schwägerin in die Bresche. Seitdem galt es, neben dem Betrieb der familieneigenen Spielstätte Tyroler auch den langfristigen Mietvertrag für das Central zu erfüllen. Das nun drohende Aus des Central-Kinos wiegt schwer, denn es ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Kinobetriebe Frech. Während die hochwertige Filmauswahl des Tyroler seit 2004 regelmäßig von der Medien- und Filmförderung Baden-Württemberg mit einer Programmprämie ausgezeichnet wird, half vor allem das am Mainstream ausgerichtete Programm im Central dabei, Geld in die Kasse zu spülen. Auch bei regelmäßigen Kooperationen mit Vereinen wie dem Club Bastion oder der Kirchheimer Musiknacht, wo sich der Kinosaal jährlich zum Veranstaltungsort für Live-Konzerte verwandelt, würde das Central künftig eine Lücke hinterlassen, wenn keine Lösung gefunden wird. „Ich denke, wir sind nicht die Einzigen, die dem Verlust des Central-Kinos nachtrauern würden“, sagt Ulrike Frech.