Lokales

Der Rat will Dornröschen wecken lassen

Kirchheim stellt für die Sanierung der Bruckmühle einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf

Die Kirchheimer Bruckmühle hat eine weitere Hürde übersprungen, die auf dem Weg zu ihrem Erhalt als Gebäude aufgetaucht war: Der Gemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Dadurch soll es möglich werden, das Haus aufzubauen und aus dem Fachwerkgerippe wieder ordentliche Hauswände zu machen.

Aus dem Fachwerkgerippe der alten Bruckmühle soll ein neues Kirchheimer Schmuckstück entstehen. Das erhofft sich der Gemeinderat
Aus dem Fachwerkgerippe der alten Bruckmühle soll ein neues Kirchheimer Schmuckstück entstehen. Das erhofft sich der Gemeinderat, der aus diesem Grund beschlossen hat, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Ende November hatten in Kirchheim erregte Diskussionen darüber begonnen, inwiefern von der alten Bruckmühle überhaupt noch etwas stehen geblieben sei: Ohne Dach und ohne Seitenwand zur Lauter hin schien ein Großteil des sanierungsbedürftigen Gebäudes verschwunden zu sein – zumal von der rückwärtigen Giebelseite und von der Wand zur Gerberstraße hin auch nur noch das Fachwerk stehen geblieben war. Wer dann etwa vom Postplatz zur Bruckmühle schaute, rieb sich verwundert die Augen, weil sich aus dieser Perspektive heraus die optische Wirkung eines nahezu vollständigen Abbruchs ergab.

Architekt Michael Menzel legte daraufhin – der Stadtverwaltung ebenso wie dem Teckboten gegenüber – die Schwierigkeiten dar, die sich bei den Vorarbeiten zur Sanierung ergeben hatten: Dazu gehörten schadhafte Balken, die ebenso zerbröselten wie der Beton der Wände. Auch die notwendige Hochwasserschutzmauer hätte sich auf der Lauterseite nicht errichten lassen, wäre die alte Wand stehen geblieben.

Das Stadtplanungsamt hat diese Schwierigkeiten erkannt. Es hatte aber seinerseits Schwierigkeiten, rechtlich mit der neuen Situation umzugehen. In der Sitzungsvorlage des Gemeinderats heißt es dazu, dass nach den Vorarbeiten zur Sanierung ein baulicher Zustand eingetreten sei, „der formell nicht mehr mit dem beabsichtigten Erhalt der baulichen Anlage in Einklang zu bringen ist“. Wegen der geringen Bausubstanz, die vom Werkstattgebäude noch übrig ist, seien die Anforderungen für einen Bestandsschutz nicht mehr gegeben.

Deshalb sei ein neuer Bauantrag erforderlich. Dieser Bauantrag wiederum hätte keine Aussicht auf Genehmigung, weil der derzeit geltende Bebauungsplan ja noch eine öffentliche Grünfläche anstelle des alten Gebäudes vorsieht. Ursprünglich hatte die Stadt Kirchheim geplant, die Bruckmühle abzureißen, das Flussbett der Lauter zu verlegen und es über die neue Grünfläche zugänglich zu machen. Um nun aber die Sanierung des Gebäudes – Stadtverwaltung, Gemeinderat und eine Bürgerinitiative hatten jahrelang darum gerungen – auch nach den erfolgten Abbrucharbeiten noch genehmigen zu können, muss ein neuer Bebauungsplan her. Und für diesen vorhabenbezogenen Bebauungsplan hat der Gemeinderat deshalb jetzt den Aufstellungsbeschluss gefasst.

Dr. Thilo Rose, der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, stellte dazu fest: „Die Bruckmühle aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, war wohl schwieriger als ursprünglich gedacht.“ Er hält es aber für wichtig, dass dort ein Gebäude stehen wird, das in der Optik und in den Abmessungen in etwa der früheren Bruckmühle entspricht. Das Gebäude werte die untere Max-Eyth-Straße auf, und außerdem sorge es – wenn auch in geringem Umfang – für neuen Wohnraum in der Innenstadt.

Christof Schweiß (Freie Wähler) ist ebenfalls der Meinung, dass es sich bei der Bruckmühle um „ein wertvolles Gebäude für die Innenstadt“ handelt. Bedenken hat er allerdings wegen der Verkehrssituation vor Ort. Bereits jetzt würden Falschparker die vorhandenen Anlieger-Parkplätze in der Gerberstraße häufig zustellen.

Eva Frohnmeyer-Carey erklärte, warum sich die Fraktion der Frauenliste bei der Abstimmung enthalten wollte: „Wir sind eigentlich gegen das Projekt gewesen, sehen aber zum jetzigen Zeitpunkt die Notwendigkeit, dass es mit der Bruckmühle weitergehen muss.“

Karl-Heinz Schöllkopf sagte, dass auch die Grünen-Fraktion die Bruckmühle nicht „aktiv und unbedingt“ erhalten wollte. „Aber“, fügte er hinzu – auf den Investor bezogen: „Hier tut einer was für die Stadt.“ Dass das Fachwerk über Monate hinweg frei und ungeschützt der Witterung ausgesetzt sei, tue der Bausubstanz jedenfalls nicht gut. Deshalb müsse möglichst rasch gehandelt werden.

Hans Gregor (SPD) kam zu dem Schluss: „Wer ,A‘ sagt zum Erhalt, muss jetzt auch ,B‘ sagen zum Bebauungsplan.“ Positiv vermerkte er zudem, dass immerhin noch das Fachwerk vorhanden sei: „Man hätte es ja auch gleich mit einreißen können.“ Auf jeden Fall aber ist Hans Gregor davon überzeugt, dass sich die Bruckmühle zu einem Schmuckstück in Kirchheim entwickeln wird.

Vor der Abstimmung – die bei lediglich acht Enthaltungen deutlich zugunsten des Bebauungsplans ausfiel – nahm Bürgermeister Günter Riemer noch einmal kurz Stellung zur angesprochenen Parkproblematik: „Wir wollen für die Gerber- und für die Schlachthausstraße ein ähnliches Konzept entwickeln wie in der ,Heidenschaft‘. Wer zum Beispiel nur kurz zur Post will, soll dort nicht mehr fahren oder gar parken dürfen.“