Lokales

Der Streik und die Vergleichsarbeiten

Lokführer bescheren zahlreichen Schülern späteren Schulbeginn

Bus statt Zug: Der Streik brachte gestern so manchen Stunden- und Fahrplan durcheinander.Archivbild: Jean-Luc Jacques
Bus statt Zug: Der Streik brachte gestern so manchen Stunden- und Fahrplan durcheinander.Archivbild: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Mittwochmittag. Es ist ruhig am Kirchheimer Bahnhof. Vereinzelt schlendern ein paar Leute über den Asphalt. Manche zu den Bussen, manche zu der S-Bahn, die

schon brav am Gleis steht und auf ihre Passagiere wartet. Über die Anzeigentafel läuft eine Meldung: „Wegen des Streiks verkehren alle S-Bahnen im Halbstundentakt“, heißt es. Aber eigentlich ist von diesem Streik nicht mehr viel zu spüren. In der Nacht zuvor hatten die Lokführer der GDL im Kampf um mehr Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen für ein paar Stunden, zwischen 21 und 6 Uhr, ihre Arbeit niedergelegt. Davon betroffen waren auch die S-Bahn-Verbindung von Kirchheim nach Stuttgart sowie die Teckbahn nach Oberlenningen.

Besonders die Schulen und Schüler hat es am Mittwochmorgen trotzdem kalt erwischt. Niklas Kuntz aus Oberlenningen, der die 10. Klasse des Ludwig-Uhland-Gymnasiums in Kirchheim besucht, berichtet, wie er am Morgen zunächst vergeblich versuchte, das Schulgelände zu erreichen: Der Zug zur ersten Stunde fiel aus, der Versuch, auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen, scheiterte daran, dass diese gnadenlos überfüllt waren. Der nächste Zug, eine Stunde später, fuhr auch nicht. Schließlich sprangen die Eltern ein und fuhren die Schüler zum Unterricht.

Das perfekte Chaos? Dr. Frank Hugelmann, stellvertretender Schulleiter am LUG, sieht das eher gelassen. An der Schule wurden am Mittwoch, wie landesweit an allen weiterführenden Schulen, die Vergleichsarbeiten der 7. bis 9. Klasse im Fach Mathematik geschrieben. Etwa fünf bis sechs Schüler pro Klasse, zumeist aus dem Lenninger Tal, haben es durch den Streik nicht rechtzeitig zu den Arbeiten geschafft. Sie haben nichts zu befürchten. Da die Prüfungen nicht benotet würden, so Hugelmann, sei das nur für die Bestandsaufnahme der Schule schade. Durch diese Arbeiten erhoffte man sich eigentlich, vergleichbare Werte und Ergebnisse in den verschiedenen Klassen zu erhalten, um hier und da etwas nachhelfen und feilen zu können.

Dem Kirchheimer Schlossgymnasium erging es ähnlich. Nur hat es aufgrund seiner Lage weniger mit den Tücken des Bahnverkehrs umzugehen. Viele Schüler benutzen Bus und Fahrrad. Die bei den Vergleichsarbeiten verlorene Zeit der wenigen Übriggebliebenen wurde einfach hinten angehängt, wie Schulleiterin Lucia Heffner erläutert.

Die Meinungen am Kirchheimer Bahnhof über den gestrigen Streik sind geteilt. Viele Menschen beklagen sich über das entstandene Durcheinander, es gebe ja Menschen, die noch weniger verdienen und schließlich müssten ein paar Millionen die Konsequenzen des Handelns von ein paar Tausenden tragen. Andere waren gar nicht vom Streik betroffen, da sie rechtzeitig auf andere Transportmittel umsteigen konnten. Wieder andere reagieren mit Gelassenheit und Verständnis auf das Streiken der Lokführer, besonders da dieses angekündigt war. „Manchmal“, fügt ein Schüler schmunzelnd hinzu, „ist es ja auch ganz schön, erst später in die Schule zu kommen!“ Es ist also schon wieder ruhig am Kirchheimer Bahnhof.