Lokales

Dickes Lob in dreieinhalb Minuten

Landrat Eininger würdigte bei Verabschiedung das Wirken des KJR-Geschäftsführers Kurt Spätling

Ein Mann, der Jahrzehnte lang die Arbeit des Kreisjugendrings (KJR) Esslingen geprägt und zu einem modernen Dienstleister in Sachen Kinder- und Jugendarbeit weiter entwickelt hat, ist gestern verabschiedet worden: Geschäftsführer Kurt Spätling geht in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Wirken würdigten Landrat Heinz Eininger und KJR-Vorsitzender Dieter Pahlke.

Abschiedsrunde (v.l.n.r.): Landrat Heinz Eininger, Kurt Spätling, Ralph Rieck und Dieter Pahlke.Foto: Deniz Calagan
Abschiedsrunde (v.l.n.r.): Landrat Heinz Eininger, Kurt Spätling, Ralph Rieck und Dieter Pahlke.Foto: Deniz Calagan

Wendlingen. Kurt Spätling ist ein bescheidener, unaufgeregter Mensch, wertgeschätzt von seinen Mitarbeitern, geradlinig, kompetent und selbstkritisch. Deshalb war es sein größter Wunsch, um seine Verabschiedung möglichst nicht viel Aufhebens zu machen, auf Lobhudeleien zu verzichten und vor allem – sich kurz zu fassen. Dreieinhalb Minuten Redezeit war die Vorgabe, „genauso lang wie ein Magazinbeitrag zum Weltgeschehen“, zog der Moderator der Verabschiedungsfeier, KJR-Vorsitzender Dieter Pahlke, seines Zeichens SWR-Redakteur, den Vergleich.

Gewohnt, sich aufs Wesentliche zu beschränken, war dies für Landrat Heinz Eininger kein Problem, obgleich er liebend gerne, der Bedeutung von Kurt Spätlings Arbeit angemessen, eine „Sondersendung“ mit 15 Minuten daraus gemacht hätte. In fünf Punkten charakterisierte Eininger die Leistungen des scheidenden KJR-Geschäftsführers. Als einer der ersten habe Spätling kraftvoll die Öffnung der Jugendarbeit in den Schulen betrieben und den KJR als Partner eines Bildungsnetzwerkes begriffen; das jährliche Feilschen ums liebe Geld im KJR-Haushalt habe er durch eine Budgetierungsvereinbarung beendet; der Kreisjugendring habe sich unter Kurt Spätling den Berufsagenturen geöffnet, viele EFS-Projekte angestoßen und sich dem Übergang Schule-Beruf gewidmet; Themen wie Integration und Inklusion habe der Geschäftsführer zu seiner Herzenssache gemacht und Mitstreiter dafür mobilisiert, und dennoch bei aller Öffnung darauf geachtet, dass der Charakter der offenen Jugendarbeit nicht verlorenging. „Damit hat das Esslinger Modell seine Erfolgsgeschichte weitergeschrieben“, und sei inzwischen selbstverständlicher Bestandteil der kommunalen Jugendarbeit.

Nicht verschweigen wollte Heinz Eininger Spätlings Leistungen im „legendären Sommerlager“ in Obersteinbach und sein Engagement für den Jugendaustausch mit Polen und Israel. Der Kreisverwaltungschef hoffte, den erfahrenen Sozialpädagogen im Ruhestand als Volunteer gewinnen zu können und verband mit seinem Dank den schwäbischen Wunsch „bleibet se gsond!“

Heinz Eininger schätzte Spätlings Nachfolger Ralph Rieck als kreativen Kopf und Anwalt der Jugendlichen, der als Leiter der Kinder- und Jugendförderung Ostfildern viel bewegt habe und damit die besten Voraussetzungen für den Chefsessel des KJR-Geschäftsführers mitbringe.

Kurt Spätling konnte im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen viele seiner Wegbegleiter begrüßen, deren konstruktiver Einfluss sein Wirken als Sozialpädagoge – „das war schon immer mein Wunschberuf“ – geprägt habe. Er bedankte sich für die guten Begegnungen.

Dass Spätlings Nachfolger Ralph Rieck nicht zum „andalusischen Olivenbauern“ wurde, sondern am kommenden Montag tatsächlich in der KJR-Geschäftsstelle im Wendlinger Bahnhof sein Amt „mit großer Lust“ antritt, ist seinem Vorgänger zu verdanken, wie Rieck bekannte. „Du hast einen großen Beitrag für die Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Esslingen geleistet“. Vor allem rechnete es Ralph Rieck Kurt Spätling hoch an, dass dieser als Geschäftsführer „nicht durchregiert“, sondern die Standorte mit ihren eigenen Vorstellungen respektiert und ihnen vertraut habe. „Du hast diese Unterschiedlichkeit ausgehalten.“ In dieser Vielfalt habe sich der Kreisjugendring zum modernen pädagogischen Dienstleister entwickeln können, der Rieck zufolge dennoch seinen Grundüberzeugungen treu geblieben sei.

Mit flotter Ragtime-Musik umrahmte der Posaunenchor Plochingen unter Leitung von Rainer Nußbaum die offizielle Verabschiedung. Anschließend blieb noch ein „großer Raum für viele kleine Gespräche“ in zwangloser Runde.