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„Die Sonne schickt keine Rechnung“

Franz Alt erklärte in Oberlenningen, warum für ihn die deutsche Energiewende alternativlos ist

Mit dem Vortrag „Auf der Sonnenseite: Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht“ füllte Journalist und Autor Franz Alt die Turn- und Festhalle Oberlenningen. Dabei ermutigte er dazu, mehr erneuerbare Energien zu nutzen.

Journalist, Autor und Referent Dr. Franz Alt (Mitte) mit Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht (rechts) und Christian Gropp
Journalist, Autor und Referent Dr. Franz Alt (Mitte) mit Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht (rechts) und Christian Gropp (links), Geschäftsführer der Energieversorgung Lenningen (EVL), beim Vortragsabend des Männerstammtischs „50Plus“ des Vereins „Unser Netz“.Foto: Markus Brändli

Lenningen. Franz Alt setzt sich schon seit vielen Jahren für den Klimaschutz ein – lange bevor das Thema in aller Munde war, bekannte er sich zur Solarenergie. In seinem Vortrag bezeichnete Alt den Klimawandel als „Überlebensfrage der Menschheit“ und ging dabei hart mit der Bundesregierung ins Gericht. Das Argument von Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, die Energiewende sei „zu teuer“, lässt Alt nicht gelten. „Die Kosten der erneuerbaren Energien sinken kontinuierlich“, betont er. Herkömmliche Energien, die auf endlichen, fossilen Rohstoffen basieren, werden hingegen immer teurer. Nicht zu unterschätzen seien auch die Arbeitsplätze, die die neuen Energien schaffen könnten: „Es würden bis zu fünf Mal mehr Arbeitsplätze entstehen, als bei der alten Energiewirtschaft wegfallen.“

Mit zahlreichen Beispielen verdeutlichte Alt den Zuhörern die Folgen des Klimawandels. Täglich kämpfen weltweit bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten um ihr Überleben, entstehen 50 Hektar Wüste – während gleichzeitig eine Viertelmillion Menschen geboren werden. „Den Klimawandel aufhalten geht nicht mehr“, erklärt Franz Alt. „Aber wir können Schlimmeres für künftige Generationen verhindern.“ Die Menschheit war dabei, die Erde in ein Treibhaus zu verwandeln – glücklicherweise hätten inzwischen selbst die beiden größten Umweltverschmutzer, China und die USA, die Notwendigkeit zu handeln erkannt. Ebenso positiv sieht er den signifikanten Anstieg erneuerbarer Energien der letzten Jahre: Das 2000 in Kraft getretene Erneuerbare Energiegesetz (EEG) habe wichtige Anreize geschaffen und werde weltweit von vielen Staaten kopiert. „Wir sind auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel.“

Alt befürwortet die regionale Energiegewinnung und -versorgung und zeigte sich erfreut darüber, das in Lenningen bereits elf Prozent des Strombedarfs durch Ökostrom gedeckt werde. In Baden-Württemberg seien es 15, deutschlandweit sogar etwa 25 Prozent, fügt er hinzu.

Anders als Atomenergie würden Sonne, Wind und Wasser keine Rechnung schicken. „Es gibt von Natur aus kein Energieproblem. Alleine die Sonne sendet uns 15 000 Mal mehr Energie als wir brauchen“, betont Alt. „Es ist eine Riesenchance.“ Seine Botschaft ist eindeutig: Der Umstieg ist nicht nur möglich, sondern auch moralisch und ethisch die einzig vernünftige Alternative zur bisherigen Energiewirtschaft. „Den Ölkriegen werden Wasserkriege folgen“, prophezeit Alt und setzt daher die Hoffnungen auf den Frieden durch die Sonne. Die Technologie sei verfügbar, man müsse sie nur intelligent einsetzen und nutzen.

„Das geht natürlich nicht zum Nulltarif, das zeigt uns die Industriegeschichte“, gibt Alt zu. „Aber wir könnten schon viel weiter sein, als wir es bisher sind, wenn die Entwicklung nicht so ausgebremst würde.“ Alt wünscht sich, dass Politik und Wirtschaft nicht so kurzfristig denken: „Wir laufen sonst Gefahr, die Zukunft zu verschlafen.“ Durch eine neue, ästhetische und solare Baukultur – „Es muss schön sein, dann wollen es die Leute haben“ – und die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren, könnte Deutschland weltweit zum Vorreiter alternativer Energiequellen werden und bis 2050 so weit sein, dass alle Energie aus erneuerbaren Quellen kommt. „Öl, Kohle, Gas und Atomstrom sind Auslaufmodelle und müssen in Zukunft durch umweltfreundlichere Energieformen abgelöst werden“, ist der 75-Jährige überzeugt. „Es darf nicht erst ein weiteres Fukushima oder Tschernobyl geben, bis diese Botschaft angekommen ist.“

In einer abschließenden Runde bekamen die Zuhörer Gelegenheit, kritische Fragen zu stellen und konnten sich bei Snacks und Getränken über das Gehörte austauschen und informieren.