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94,34 Prozent für Matt-Heidecker

Mit 94,34 Prozent der gültigen Stimmen ist Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker am gestrigen Sonntag im Amt bestätigt worden. Die Wahlbeteiligung lag bei 23,11 Prozent.

Kirchheim. Dass Angelika Matt-Heidecker nicht nur die alte, sondern auch die neue Oberbürgermeisterin Kirchheims ist, das war gestern im Rathaus für niemanden eine Überraschung. Schließlich war sie die einzige Kandidatin auf den Stimmzetteln. Die mit größter Spannung erwartete Zahl war deshalb auch diejenige, die über die Wahlbeteiligung Aufschluss gab. Für die Oberbürgermeisterin selbst war es wichtig, auf mehr als 20 Prozent zu kommen. Nachdem an ihrer Wiederwahl keine Zweifel mehr bestanden, sagte sie zu den rund 60 Interessierten, die sich im großen Sitzungssaal des Kirchheimer Rathauses eingefunden hatten: „Ich freue mich auf weitere acht Jahre. Wir haben hier ein tolles Team, und wir haben noch viel vor uns.“
Zunächst ging es gestern nur schleppend voran. Das galt zum einen für die spätere Gratulantenschar, die sich eher auf 18.30 Uhr eingestellt hatte und deshalb nach Schließung der Wahllokale auch nur langsam eintrudelte. Zum anderen aber galt es für die Ergebnisse der einzelnen Wahlbezirke. Am schnellsten war das Zimmer 110 der Teck-Realschule: Um 18.09 Uhr lag das Ergebnis bereits vor. Nachträglich ist es verständlich, dass dieser Bezirk am schnellsten ausgezählt war: Dort wurden den ganzen Tag über gerade einmal 92 Stimmen abgegeben. Damit ist dieser Wahlbezirk der mit den wenigsten Wählern in absoluten Zahlen. Bei der prozentualen Wahlbeteiligung (12,42) wird er allerdings noch unterboten vom Wahlbezirk, der im Nachbarraum 109 abzustimmen hatte: Obwohl 107 Wahlberechtigte den Weg dorthin gefunden hatten, sind das nur 10,59 Prozent von allen, die in diesem Bezirk hätten wählen dürfen.
Am oberen Ende der Wahlbeteiligung steht mit 25,17 Prozent das Zimmer 09 der Grundschule auf dem Schafhof. In absoluten Zahlen kommt das Rathaus Lindorf auf den ersten Platz: Dort gaben 262 Wahlberechtigte ihre Stimme ab. Vielleicht hat es ja geholfen, dass die Oberbürgermeisterin beim Jubiläumsgottesdienst „50 Jahre Matthäuskirche“ nicht nur anwesend war, sondern auch in die Fürbitten mit eingeschlossen wurde. Letzteres habe sie „sehr gerührt“, wie sie am Abend im Rathaus bekannte.
Und auch von einem weiteren Ort, an dem sich die alte und neue Oberbürgermeisterin Kirchheims gestern aufgehalten hat, gibt es ein Spitzenergebnis zu vermelden: In Zimmer E 05 am Ludwig-Uhland-Gymnasium, wo sie auch ihre eigene Stimme abgegeben hat, entfielen auf Angelika Matt-Heidecker stolze 99,46 Prozent der gültigen Stimmen. Den vergleichsweise geringsten Zustimmungswert musste sie in der Haldenschule Ötlingen verbuchen: Mit 89,19 Prozent der Stimmen für die Amtsinhaberin war dort der einzige Wahlbezirk, in dem sie unter 90 Prozent lag.
Bis es allerdings so weit war, dass die ersten vorläufigen Zahlen aus allen Wahlbezirken feststanden, dauerte es über eine Stunde. Kurz nach 19 Uhr verkündete Bürgermeister Günter Riemer, woran das lag: „Wir brauchen mehr Zeit als gedacht, weil so viele unterschiedliche Einzelpersonen in die freie Zeile eingetragen worden sind.“ Er sprach von über hundert Einzelpersonen. Auf der ziemlich unübersichtlichen Liste des vorläufigen Endergebnisses sind es gegen 21 Uhr noch insgesamt 171 Personen gewesen, die von 5,66 Prozent der Wähler für würdig erachtet wurden, Kirchheims Stadtoberhaupt zu sein – wobei manche Nennungen auch weniger ernst gemeint sein dürften (siehe Artikel unten).
6 118 Wähler haben Angelika Matt-Heidecker gestern im Amt bestätigt. 367 von 6 483 gültigen Stimmen sind es nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis, die auf andere Personen als auf die Amtsinhaberin und einzige Bewerberin fielen. „Zusammengefasste Bewerber“ heißen die entsprechenden Personen amtlich – auch wenn sie streng genommen gar keine Bewerber sein können, weil sie sich ja eben nicht beworben haben. 338 abgegebene Stimmen dagegen tauchen im Ergebnis gar nicht erst einzeln auf, sondern nur gesammelt unter der Rubrik „Ungültige Stimmen“.
Dass die Menschen, die sich im Rathaus versammelt hatten und die Angelika Matt-Heidecker als die „treuesten Begleiter“ bezeichnete, die Leinwand genau im Blick hatten, zeigte sich gestern Abend um 19.17 Uhr. Kaum tauchte die Mitteilung auf, dass nun 36 von 36 Wahlbezirken ausgezählt waren, brandete Beifall auf. Als die Oberbürgermeisterin eine halbe Stunde zuvor im großen Sitzungssaal erschienen war, hatten sich die Wartenden diesen Beifall noch verkniffen. So aber konnte Bürgermeister Riemer nach der Verkündung des Ergebnisses seiner Chefin nicht nur „persönlich“, sondern „auch im Namen der Anwesenden“ zum Wahlerfolg gratulieren.
Angelika Matt-Heidecker selbst bedankte sich bei allen, die ins Rathaus gekommen waren. Dass sie es auf über 20 Prozent Wahlbeteiligung geschafft hat, war für sie eine große Erleichterung. Sie war sich sehr wohl bewusst, dass ein Großteil der Wahlberechtigten wahrscheinlich gesagt habe: „Die wird‘s ja eh, da brauchen wir gar nicht wählen.“ Das manche – angesichts fehlender Gegenkandidaten – den Sinn dieser Wahl komplett in Frage stellen könnten und das auch taten, „das hat mir zu schaffen gemacht“, gab Angelika Matt-Heidecker direkt nach ihrer Wiederwahl zu.
Anschließend aber ging es frohgemut ins eigens reservierte Lokal –zum Feiern von über 94 Prozent der Stimmen bei einer vergleichsweise ordentlichen Wahlbeteiligung.
Info
Die Tabelle mit den Ergebnissen der einzelnen Wahlbezirke befindet sich auf Seite 15.