Lokales

Die Sprechfreude zu stärken, hilft

Der heutige Tag der Logopädie möchte über das Thema „Stottern“ informieren

Wie Statistiken zeigen, stottern etwa fünf Prozent aller Kinder bis zum sechsten Lebensjahr. Bei 80 Prozent verschwindet das Stottern von selbst. Nur bei einem Prozent bleibt es bis ins Jugendlichen- und Erwachsenenalter bestehen. Der Teckbote hat die Kirchheimer Logopädinnen Renate Härtner und Silke Kromer dazu befragt.

LogopŠdische Praxis Renate HŠrtner (links) und Silke Kromer - Steingaustra§e 44  zum Thema Stottern
LogopŠdische Praxis Renate HŠrtner (links) und Silke Kromer - Steingaustra§e 44 zum Thema Stottern

Bereits zum achten Mal findet heute europaweit der „Tag der Logopädie“ statt. Er möchte über das „Stottern“ informieren. Worin liegen die Ursachen dafür, dass ein Kind stottert?

Kromer: Stottern entsteht durch ein Zusammenwirken von Veranlagung und ungünstigen Entwicklungsbedingungen. Ursache können beispielsweise eine Störung der Sprechplanung im Gehirn oder eine allgemeine Sprachentwicklungsverzögerung sein.

 

Können sie näher beschreiben, was man genau unter Stottern versteht?

Härtner: Stottern ist eine Störung der Sprechflüssigkeit, in der es nicht nur gelegentlich, sondern auffallend häufig zu Unterbrechungen des Redeflusses kommt. Der Mensch ist im Augenblick des Stotterns unfähig, die Sprechbewegung auszuführen. Diese Störung des Sprechflusses wird von allen Beteiligten, also vom Sprechenden und vom Hörenden, als unangenehm empfunden. Deshalb versuchen die Stotternden, durch Anstrengung oder Vermeidung das Stottern zu unterbinden. Das führt aber häufig zu einer Verstärkung der Symptomatik. Stottern ist also auch das, was ein Kind tut, um das Stottern zu vermeiden.

 

Wirkt sich Stottern auf die Psyche aus?

Kromer: Manche Kinder reagieren auf das Gefühl, nicht mehr richtig sprechen zu können, mit Rückzug, andere mit Aggressivität. Häufig befällt auch die Eltern ein Gefühl von Hilflosigkeit und Unsicherheit.

 

An wen können sich Eltern, deren Kind stottert, wenden?

Kromer: Logopädinnen bieten in dieser frühen Phase Beratung und Unterstützung an, damit die Eltern kompetent mit der Störung umgehen können.

 

Ist Stottern im Umkehrschluss – wie landläufig oft angenommen – Ausdruck einer psychischen Störung?

Härtner: Tatsächlich halten sich in der Bevölkerung hartnäckig Vorurteile und falsche Vorstellungen bezüglich des Stotterns, die nach dem aktuellen Wissensstand nicht mehr haltbar sind. Stottern ist keine Folge von Erziehungsfehlern, keine psychische Störung und keine Folge von Schockerlebnissen. Es entsteht nicht durch Nachahmung, ist keine Atemfehlfunktion und auch kein Zeichen von mangelnder Intelligenz.

 

Wie kann man einem stotternden Kind helfen und dazu beitragen, dass sich das Stottern wieder verliert?

Kromer: Ganz wichtig ist ein positiver Umgang von Eltern und Pädagogen mit dem Stottern des Kindes. Bei fast allen Kindern zeigen sich Sprechunflüssigkeiten, aber bei nur fünf Prozent entwickelt sich ein echtes Stottern daraus.