Lokales

Discounter in Notzingen im Gespräch

Sorge um die Attraktivität der Ortsmitte – Mehrheit des Gemeinderats sieht Ansiedlung positiv

Die mögliche Ansiedlung eines Supermarkts in Notzingen bewegt die Gemüter. Bei der Bürgerfragestunde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde die Sorge laut, dass darunter die Attraktivität der Ortsmitte bezüglich der Nahversorgung leiden könnte.

Auf dieser Fläche am Ortsrand von Notzingen in Richtung Ötlingen könnte sich ein Discounter ansiedeln. Foto: Jean-Luc Jacques
Auf dieser Fläche am Ortsrand von Notzingen in Richtung Ötlingen könnte sich ein Discounter ansiedeln. Foto: Jean-Luc Jacques

Notzingen. „Wie soll die Ortsmitte künftig aussehen? Bislang gibt es dort die Dinge des täglichen Bedarfs“, so die Aussage eines Bürgers bei der Fragestunde. Er befürchtet, dass sich die Ansiedlung eines Discounters am Ortsrand kontraproduktiv auf die wohnortnahe Versorgung der Bürger auswirken könnte und erinnerte an die Schließung zweier Gastwirtschaften und zweier Einzelhandelsgeschäfte im Ort.

„Vieles muss die Marktwirtschaft regeln. Das ist eine Sache von Angebot und Nachfrage. Eine Kommunalverwaltung sollte sich dabei gänzlich raushalten – und Werbung ist für die Gemeinde absolut nicht erlaubt. Die Verwaltung hat neutral zu sein“, lautete darauf die Antwort von Bürgermeister Sven Haumacher. In Sachen Supermarkt an der Peripherie sei derzeit einiges im Fluss, aber noch nichts entschieden.

Im Moment bekunden mehrere Discounter Interesse am Standort Notzingen. „Diesbezügliche Anfragen gibt es seit rund zwei Jahren. Das ging immer hin und her“, erklärt Sven Haumacher auf Nachfrage des Teckboten. Er selbst habe Gespräche mit mehreren Anbietern geführt. „Ich fände es gut, wenn sich ein Supermarkt hier ansiedeln würde. Die Mehrheit der Notzinger wird dem positiv gegenüberstehen“, ist der Schultes überzeugt. Bewusst habe er dieses Thema bei seiner Zwei-Jahres-Bilanz angesprochen, um die Stimmung der Menschen im Ort mitzubekommen. Die Sorge der Bürger, dass die Ortsmitte darunter leiden könnte, kann er nachvollziehen. „Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, jetzt einen Discounter in Notzingen anzusiedeln. Diese Chance bietet sich in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr, weil wir keine weiteren Flächen anbieten können“, so Sven Haumacher.

Bei dieser Fläche handelt es sich um die letzte Erweiterungsmöglichkeit des Gewerbegebiets Brühl auf einer Fläche von ziemlich genau einem Hektar, direkt an der Ötlinger Straße gelegen. Dass dann auch am Notzinger Ortsrand Ackerflächen zu gepflasterten Parkplätzen werden, damit hat der Sohn eines Landwirts keine Probleme. „Deutschland ist kein Agrarstaat mehr, es geht um die Gemengelage“, so der Schultes. Zudem sei es nicht sicher, ob sich tatsächlich ein Discounter in der Bodenbachgemeinde ansiedelt. „Der mögliche Investor hat Kennzahlen. Daran erkennt er, ob sich ein Projekt rechnet oder nicht“, erklärt Sven Haumacher weiter. Außerdem habe dabei auch der Verband Region Stuttgart ein Wörtchen mitzureden – ob er eine Ansiedlung befürwortet oder nicht.

Das Ergebnis der artenschutzrechtlichen Prüfung für die Erweiterungsfläche lag dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung vor. „Es wurden dort keine geschützten Tiere gefunden. Das ist positiv für uns“, urteilte der Schultes. Das Gutachten weist auf eine „angemessene Durchgrünung“ des Gebiets hin, dazu zählen beispielsweise Baumpflanzungen und Grünflächen, um die Versiegelung so gering wie möglich zu halten.

„Für einen Supermarkt ist in der Ortsmitte kein Platz. Die Investoren suchen wie überall ein Grundstück am Ortsrand, und wir können eines anbieten“, erklärte Erhard Reichle lapidar. Herbert Hiller brachte eine Studie ins Gespräch, die besage, dass Ladengeschäfte in der Ortsmitte nicht unter Discountern am Ortsrand leiden. „Wir sollten eine Ansiedlung nicht verhindern. Wer weiß, wie lange es den Lebensmittelladen im Ortskern noch gibt“, gab er zu bedenken. Hin und her gerissen ist dagegen Helga Merz. „Ich will nicht, dass die Ortsmitte kaputtgeht – allein schon im Hinblick auf das altersgerechte Wohnen am Kelterplatz. Wenn es in der Ortsmitte nichts mehr gibt, was dann? Eine Ansiedlung birgt Gefahren“, ist sie der Auffassung.

Für Roland Böbel ist die Sorge der Bürger um den Ortskern berechtigt. „Wir sind besser aufgestellt als manch andere Gemeinde – wir haben eine Bank und Sparkasse, Zahnarzt und Apotheke mitten in Notzingen. Nicht öffentlich haben wir über eine mögliche Discounter-Ansiedlung schon viel diskutiert. Wir sind alle bestrebt, dass es künftig um Notzingen nicht schlechter bestellt sein soll“, sagte er.