Lokales

Dreieinhalb Jahre bis zum Campus

Gemeinderat beschließt günstiges und schnelles Vergabeverfahren für die neue Teck-Realschule

Einen ehrgeizigen Zeitplan haben Stadtverwaltung und Gemeinderat sich gesteckt, um an der Kirchheimer Limburgstraße den Rauner-Campus zu verwirklichen: Im September 2017 soll für die Teck-Realschule das neue Schuljahr am neuen Standort beginnen. Es bleiben also noch gut dreieinhalb Jahre, um vom Teilnahmewettbewerb zum bezugsfertigen Neubau zu kommen.

Raunerschule - Schule - Schüler - Pausenhof
Raunerschule - Schule - Schüler - Pausenhof

Andreas Volz

Kirchheim. Der Gemeinderat hat sich jetzt erst einmal einstimmig für das schnellstmögliche und kostengünstigste Vergabeverfahren entschieden: Nicht nur ein möglicher Planungswettbewerb, sondern sogar die gesamte Planung soll im Vorfeld der Vergabe entfallen. Es gibt lediglich einen Teilnahmewettbewerb – ohne Lösungsvorschläge. Anhand von Eignungskriterien und Referenzprojekten werden die Teilnehmer für den Wettbewerb ausgewählt. Der Zuschlag erfolgt ebenfalls anhand festgelegter Kriterien, wobei es aber nicht um Modelle oder Pläne geht. In der Sitzungsvorlage des Gemeinderats steht, dass es sich beim Zuschlag um eine „Prognoseentscheidung“ handelt.

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass es nur vier Monate dauern soll und dass lediglich 7 300 Euro als Kosten für Beratungsleistungen anfallen. Die anderen drei Varianten, die vorgeschlagen waren, dauern wesentlich länger: acht, neun und sogar mindestens zehn Monate. Die Kosten für diese drei anderen Verfahren wiederum würden zwischen 128 000 und 220 000 Euro liegen. Außerdem lässt sich einzig bei der jetzt gewählten Variante bereits im laufenden Verfahren der Masterplan erstellen, an dem sich ein späteres Konzept orientieren muss.

Bei so vielen Vorteilen stellt sich natürlich die Frage, warum man erst noch lange überlegen muss, bevor man sich für die schnelle und günstige Variante entscheidet. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sprach deshalb die Diskussionen an, die es im Technik- und Umweltausschuss bereits im Vorfeld um die architektonische Qualität des Realschulneubaus am Rauner-Campus gegeben habe.

Andreas Banzhaf (Freie Wähler) nahm nun im Gemeinderat direkt auf dieses Argument Bezug. Die Lage des neuen Gebäudes an der Umgehungsstraße sorge dafür, dass es die Öffentlichkeit kaum wahrnehmen werde: „Deshalb ist für uns die architektonische Qualität zweitrangig. Ganz oben stehen die Kosten.“ Es gehe darum, kostengünstig zu bauen, aber nicht billig. Banzhaf schlug folglich auch vor, ein externes Büro mit der Kostenüberwachung zu beauftragen.

Peter Bodo Schöllkopf mahnte seitens der SPD-Fraktion an, die Kosten – die derzeit ganz grob auf 12,8 Millionen Euro beziffert werden – „nicht wieder irgendwo hinzunageln“. Angesichts der Dauer des Projekts müsse man von vornherein 30 bis 40 Prozent draufschlagen. Das sei dann zwar viel Geld, aber er sehe die Ausgaben als gerechtfertigt an: „Wir bauen für die Zukunft, für Kinder und Jugendliche.“

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Bur am Orde-Käß sah das so ähnlich: „Schule muss auch ein Lebensraum sein.“ Die Planung am Rauner-Campus sei in die Zukunft gerichtet. Dort entstehe immerhin die drittgrößte Schule der Stadt. Und dem Anspruch einer so großen Schule müsse die Planung gerecht werden.

Mathias Waggershauser (CDU) stach mit seinem Redebeitrag in ein Wespennest, indem er an die Standortdiskussionen um die Rauner-Sporthalle erinnerte und bemerkte: „Wo jetzt die Halle steht, wäre eigentlich der richtige Standort für die Teck-Realschule.“ Die Chance dafür sei allerdings vertan. – Anschließend wurden gegenseitige Vorwürfe laut, welche Fraktion denn einst welche Pläne mit dem jetzigen Sporthallen-Standort verfolgt habe. Mathias Waggershauser fand aber noch eine salomonische Schlussformel für seinen Beitrag: „Ich hoffe, dass wir trotzdem einen schönen Entwurf für das neue Schulgebäude bekommen.“

Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker und Bürgermeister Günter Riemer nahmen noch kurz Stellung zu den Kosten und zur Kostenkontrolle. Günter Riemer zufolge ist es nach der Honorarverordnung nicht möglich, die Planungshonorare zu pauschalieren. Sie dürften also anteilig mit den Gesamtkosten steigen. Bei der Kostenüberwachung, die Angelika Matt-Heidecker als „eine Selbstverständlichkeit“ bezeichnete, hält es Riemer durchaus für möglich, das Architekturbüro Ernst2 aus Stuttgart damit zu beauftragen, das auch schon die Beratungsleistungen für das Verhandlungsverfahren übernimmt.

Zum aktuellen Gemeinderatsbeschluss gehört, dass ein Bauausschuss eingerichtet werden soll – „in Anlehnung an die positiven Erfahrungen beim Bau der Freihof-Realschule“. Diesem Ausschuss sollen neben Vertretern der Stadtverwaltung und des Planungsbüros, das den Zuschlag erhält, auch fünf Gemeinderatsmitglieder angehören sowie jeweils ein Vertreter der Schulleitung und der Elternschaft, und zwar von beiden betroffenen Schulen: der Raunerschule und der Teck-Realschule.

Außer dem Neubau der Teck-­Realschule am neuen Standort stehen ja auch für die Raunerschule gewisse Umbauten an. Schließlich soll sich die Raunerschule von der Haupt- und Werkrealschule zur Gemeinschaftsschule entwickeln. Zum Schuljahresbeginn 2015/16 soll diese Gemeinschaftsschule im Rau­ner an den Start gehen. Ebenfalls im September 2015 sollen die Bauarbeiten für die neue Teck-Realschule auf dem Rauner-Campus beginnen. Nach Baubeginn würden noch zwei Jahre bleiben, bevor die Teck-Realschule von der Aichelbergstraße an die Limburgstraße umziehen soll.