Lokales

Dumm gelaufen für Drogen-Dealer

38-Jähriger aus Kirchheim muss sich vor Gericht verantworten

Fünf Rauschgifthändler hat das Stuttgarter Landgericht bereits im Dezember 2011 zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und elf Jahren verurteilt. Jetzt sitzt der sechste, ein 38-jähriger Italiener, auf der Anklagebank, auf den die Polizei erst gekommen ist, weil im Herbst 2010 ein Mann in seiner Kirchheimer Wohnung wegen anderer Delikte kontrolliert wurde und man dabei auch große Mengen Drogen fand.

Kirchheim. Immer wieder gelingen der Polizei aus reinem Zufall gute Treffer im Kampf gegen besonders gewiefte Rauschgifthändler. So auch im Fall des 38-jährigen Italieners, der sich jetzt auf der Anklagebank der Fünften Großen Strafkammer am Stuttgarter Landgericht wiederfindet, nachdem er in Rotterdam festgenommen und an Deutschland ausgeliefert wurde. Er gilt als Haupttäter eines großen Rauschgiftdeals. Seine fünf Freunde, ein 26-jähriger türkischer Familienvater aus Kirchheim, ein 25-jähriger Bosnier aus Erkenbrechtsweiler sowie ein Postbeamter aus Kornwestheim und zwei Komplizen aus dem Raum Böblingen, sollen nach seinen Vorgaben bis Ende 2010 aus den Niederlanden an die 240 Kilogramm Drogen eingekauft haben.

Davon wusste die Polizei damals noch nichts und hätte es wohl auch nicht so schnell herausbekommen, obwohl der größte Teil des Rauschgiftes bereits an Abhängige verkauft war. Erst als wenige Tage vor Jahresende 2010 die Polizei wegen eines Familienstreits in die Wohnung des 26-jährigen Mannes in Kirchheim gerufen wurde, begann die dann erfolgreiche Ermittlungsarbeit gegen die Bande, zumal just in dem Augenblick, als die Polizei da war, auch noch ein Drogenlieferant an der Türe klingelte. In den Wohnungen der Männer wurden einmal 40 Kilogramm und einmal 30 Kilogramm Rauschgift sichergestellt. Außerdem konnte die Polizei in der Wohnung des 25-jährigen Bosniers in Erkenbrechtsweiler eine raffiniert angelegte Haschisch-Plantage abernten. Die fünf Freunde des jetzigen sechsten Angeklagten sind damals an ihren Wohnorten Kirchheim und Erkenbrechtsweiler festgenommen und im Dezember 2011 zu hohen Haftstrafen verdonnert worden (wir berichteten). Untergetaucht war der 38-Jährige.

Nun geht es um insgesamt 240 Kilogramm der Drogen, für die der 38-jährige Italiener als letztes, aber wichtigstes Mitglied der Bande sich vor den Stuttgarter Richtern verantworten muss. Der Mann schweigt allerdings. Seine ehemaligen Komplizen, einige sind wieder auf freiem Fuß, bezeichnen ihn jetzt im Zeugenstand als den Mann, der für den gesamten Transport der Ware von Eindhoven in den Niederlanden nach Kirchheim und nach Kornwestheim zuständig war. Weil er keinerlei Angaben macht, werden jetzt die Drogenfahnder der Nürtinger und Esslinger Polizei vernommen. Sie berichten übereinstimmend über den Erfolg ihrer damaligen Arbeit.

Dem 38-Jährigen drohen bis zu 15  Jahre Haft, was der Höchststrafe entspricht. Die Verhandlung wird am 17. Februar fortgesetzt.