Lokales

Ein Stück Kulturgeschichte bewahrt

Info-Tafel erinnert an Geschichte des Alten Friedhofs und den Bürgerentscheid vor 20 Jahren

Eine neue Info-Tafel weist am Alten Friedhof auf seine bewegte Geschichte und den Bürgerentscheid vom 24. Oktober 1993 hin. Zur Einweihung waren zahlreiche Gäste in der Friedhofskapelle erschienen.

Einweihung Info-Tafel, dann Rückblick auf 20 Jahre Bürgerentscheid, große Festveranstaltung in Friedhofskapelle mit OBin,

Ruth Müller-Kneile und Friedrich Heinzelmann enthüllen die neue Info-Tafel am Alten Friedhof.

Zahlreiche Besucher waren beim Festakt in der Friedhofskapelle, darunter Kirchheims OBin Angelika Matt-Heidecker sowie ihr Vorgä
Zahlreiche Besucher waren beim Festakt in der Friedhofskapelle, darunter Kirchheims OBin Angelika Matt-Heidecker sowie ihr Vorgänger im Amt, Alt-OB Peter Jakob. Auf dem kleinen Bild sind Ruth Müller-Kneile und Friedrich Heinzelmann beim Enthüllen der Info-Tafel am Alten Friedhof zu sehen.Fotos: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Feierlich enthüllten Ruth Müller-Kneile, Vorsitzende der Kirchheimer Ortsgruppe des Schwäbischen Heimatbunds, und Friedrich Heinzelmann, Vorsitzender des Verschönerungsvereins Kirchheim, die Info-Tafel, die beide Vereine zur Erinnerung an den Bürgerentscheid am 24. Oktober 1993 gestiftet haben. Darauf zu lesen ist in Kurzform die jahrhundertealte Geschichte des Alten Friedhofs und der dazugehörigen Gebäude sowie der Hinweis auf den erfolgreichen Bürgerentscheid zur Wiederbelegung des Alten Friedhofes im Jahr 1993.

Beim Festakt im Inneren der Friedhofskapelle kamen zahlreiche Akteure von damals zu Wort, die ihre Glückwünsche überbrachten, aber auch Erinnerungen an den Bürgerentscheid austauschten. Bezirkskantor Ralf Sach sorgte an der historischen Schäfer-Goll-Orgel mit Sonaten von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Mozart für den würdigen musikalischen Rahmen. Friedrich Heinzelmann, pensionierter Oberstudienrat, kundiger Heimatforscher und leidenschaftlicher Kämpfer für den Erhalt des Alten Friedhofes, freute sich sichtlich darüber, viele der alten Weggefährten von damals begrüßen zu dürfen und gemeinsam mit ihnen des Bürgerentscheides vor 20 Jahren zu gedenken. Nicht zuletzt Friedrich Heinzelmanns beherztem Einsatz als damaliger Vorsitzender des Heimatbundes war es zu verdanken, das es überhaupt zur Wiederbelegung des Alten Friedhofs kommen konnte.

Doch es war ein langer, steiniger Weg. Zweifellos war 1993 in Kirchheim die Frage, ob der Alte Friedhof wiederbelegt werden soll oder nicht, das herausragende kommunalpolitische Thema gewesen. Ein engagierter Freundeskreis mit Friedrich Heinzelmann als Sprecher trat damals auf die politische Bühne, um für den Alten Friedhof einzutreten und Sand ins Getriebe von Verwaltung und Ratsgremium zu streuen, deren Blick ausschließlich auf die Erweiterung des Waldfriedhofs gerichtet war.

Es seien damals sehr viele, sehr emotional geladene Debatten geführt worden, erinnerte sich Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Als Gemeinderätin hatte sie damals gegen die Wiederbelegung gestimmt. Auch Alt-OB Peter Jakob erinnerte sich noch deutlich an den Eifer, mit dem sich die Friedhoffreunde um Friedrich Heinzelmann einsetzten.

Der endgültigen Entscheidung durch den Bürgerentscheid vorausgegangen waren damals langwierige juristische Auseinandersetzungen zwischen den Befürwortern und der Stadt Kirchheim – mit einer zunächst in Serie erfolgreichen Stadtverwaltung. Diese hatte dann aber in letzter Instanz vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim das Nachsehen und musste den Bürgerentscheid zulassen.

Der daraufhin am 24. Oktober durchgeführte Bürgerentscheid brachte dann die endgültige Entscheidung: 7 767 Bürger sprachen sich für eine Wiederbelegung des Alten Friedhofs aus, 7 551 wären nötig gewesen. Dadurch waren die Weichen dafür gestellt worden, dass die Teckstadt seitdem zwei Friedhöfe betreibt. Rat und Verwaltung der Stadt mussten den erklärten Willen des Volkes respektieren und akzeptieren. „Nach dem Bürgerentscheid war ich letztlich aber auch froh, endlich eine eindeutige Entscheidung vor mir zu haben – vor allem, nachdem sich das Thema Alter Friedhof ja über Jahre hinweg so stark verknotet hatte, das eine problemlose Auflösung lange nicht in Sicht war“, erinnerte sich Peter Jakob in seinem Grußwort und betonte: „Ab diesem Zeitpunkt zählte für uns nur noch eines: Die Bürger haben entschieden, und diese Entscheidung müssen wir konsequent und qualitätsbewusst umsetzen.“

20 Jahre später kann das Ergebnis sich durchaus sehen lassen. Vieles ist auf dem Alten Friedhof im Vergleich zu damals nicht nur anders, sondern auch schöner geworden: der großzügig gestaltete Eingangsbereich vor der Friedhofskapelle, die Hervorhebung und Sicherung der vielen wertvollen Kleindenkmäler sowie die zahlreichen neuen Plätze und Brunnen, die nicht nur funktionell, sondern auch künstlerisch ausgestaltet wurden und so dezent den parkartigen Charakter der Anlage unterstreichen. Die Veränderungen beweisen, das ein moderner Bestattungsbetrieb nicht grundsätzlich auf Kosten der Ästhetik und der historischen Substanz eines alten Friedhofs gehen muss. „Sie haben sich mit dem Alten Friedhof ein wunderschönes Stück Kirchheimer Kulturgeschichte bewahrt“, lobte Dr. Bernd Langner, Geschäftsführer des Schwäbischen Heimatbundes, der aus Stuttgart zum Festakt angereist war.

So oft Friedrich Heinzelmann von den Rednern auch als „treibende Kraft“ hinter dem Gelingen des Bürgerbegehrens genannt wurde, so sehr betonte er auch, dass das Resultat nicht sein alleiniges Verdienst sei. „Der Bürgerentscheid fiel denkbar knapp aus“, mahnte er. Lediglich 216 Stimmen haben den Ausschlag gegeben, bei einer Wahlbeteiligung von 35,4 Prozent. Er weiß: „Ohne meine Familie und meine Weggefährten im Schwäbischen Heimatbund und im Verschönerungsverein hätte ich die Aufgabe nicht schultern können.“ Besonders erwähnte er dabei Rechtsbeistand Heinz Dangel sowie den damaligen Geschäftsführer des Heimatbundes, Dieter Dziellak, die ihm beide für die zahlreichen Gerichtsverfahren Mut machten, den Rücken stärkten und fachkundige und freundschaftliche Hilfe leisteten. Beide konnten an diesem Tag nicht persönlich anwesend sein. Heinz Dangels übermitteltes Grußwort wurde stellvertretend von Stadtrat Dr. Christoph Miller verlesen.

Auch Angelika Matt-Heidecker, die sich mit einem Schmunzeln als „Alte Mäklerin von damals“ bezeichnete, stellte ganz ohne Groll fest: „In der Mittagspause einfach über den Alten Friedhof gehen zu können, um die mir nahestehenden Toten zu besuchen, hat heute für mich große Bedeutung. Und ich denke, dass viele Kirchheimer das auch so sehen und der Bürgerinitiative für ihren damaligen Einsatz sehr dankbar sind.“