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„Er war ein unbequemer Mensch“„Er war ein unbequemer Mensch“

Der Historiker Dr. Eberhard Sieber hat sich ausführlich mit Friedrich Tritschler befasst. Was bedeutet für ihn die Benennung eines Platzes nach dem Kirchheimer Freiheitskämpfer?

Sie hatten vorgeschlagen, den Platz der Kaserne, den Freihof, nach ­Tritschler zu benennen.

SIEBER: Ja, aber nach so langer Zeit des Stillstands ist es ausgesprochen erfreulich, dass man Friedrich Tritsch­ler überhaupt öffentlich würdigt. Der Kompromiss ist gut: Am historischen Ort von Tritschlers Wirken wird eine Gedenktafel angebracht, ein neuer Platz erhält seinen Namen.

 

Warum war solange nichts von Friedrich Tritschler zu hören?

SIEBER: Er war ein ausgesprochen unbequemer Mensch, ein Revolutionär, einer, der gegen die Obrigkeit war.

 

Und heute – glauben Sie als Pädagoge, dass Tritschler die Schüler des 21. Jahrhunderts begeistern kann?

SIEBER: Durchaus! Er ist ein ausgesprochen interessanter Mensch, der sein persönliches Schicksal für seine politischen Überzeugungen in die Waagschale geworfen hat. So musste er seinen Seifensiederbetrieb ruhen lassen zugunsten politischer Aktivitäten. Dadurch geriet er in große finanzielle Not und war auf Unterstützung angewiesen. Ganz schlimm erging‘s ihm nach der Auswanderung nach Amerika.

 

Hatte er Unterstützer in Kirchheim?

SIEBER: Jede Menge! Ganz sicher war Tritschler eine charismatische Figur, natürlich auf lokaler Ebene. Er war ja auch in den Landtag gewählt worden: Die Kirchheimer hielten zu ihm, auch als es die Paulskirche nicht mehr gab. Seine Ansprache vor Kirchheimer Bürgern am 2. April 1848 war übrigens die erste große Volksversammlung in Kirchheim. Wenn man so will, war er der Begründer der Demokratie hierzulande.