Lokales

Flüchtlinge sind häufig unerwünscht

Der Landkreis bekommt bei der Suche nach Unterkünften einen Korb nach dem anderen

Die Zahl der Flüchtlinge, die in der Bundesrepublik Asyl suchen, steigt weiter an. Der Landkreis, der für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig ist, sucht deshalb dringend nach neuen Gebäuden. Doch die Bereitschaft von Vermietern, Räume bereitzustellen, ist gering.

Familie Ahmad Ahmad hat in der Kirchheimer Gemeinschaftsunterkunft vorübergehend eine Heimat gefunden. Weil immer mehr Flüchtlin
Familie Ahmad Ahmad hat in der Kirchheimer Gemeinschaftsunterkunft vorübergehend eine Heimat gefunden. Weil immer mehr Flüchtlinge kommen, sucht der Landkreis dringend nach neuen Unterkünften.Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. Aktuell gibt es im Landkreis Esslingen 447 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften für Flüchtlinge. Dort lebten Ende 2011 427 Menschen, Tendenz steigend. Der bei Weitem größte Teil lebt in der Kirchheimer Unterkunft in der Charlottenstraße. 256 Plätze stehen dort aktuell zur Verfügung. Danach folgen Esslingen mit 100 Plätzen sowie Deizisau und Aichtal-Grötzingen mit jeweils 28 Plätzen.

Doch diese Kapazität reicht wegen steigender Flüchtlingszahlen nicht aus. „Wir brauchen in diesem Jahr 40 bis 60 zusätzliche Plätze“, sagte Landrat Heinz Eininger in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Deshalb sucht der Landkreis bereits seit 2010 intensiv nach geeigneten Gebäuden in seinen Kommunen. Allerdings konnten bisher nur zwei Gebäude mit einer Kapazität von 56 Plätzen neu angemietet und genutzt werden.

In Altbach ist es nach zähen Verhandlungen gelungen, ein Gebäude zu finden. Allerdings dürfen dort nur 30 Asylbewerber einziehen, obwohl theoretisch 90 darin leben könnten. Diese Zahl stelle für eine 5 800-Einwohner-Gemeinde eine unvertretbare Belastung dar, hatte der Gemeinderat gegen eine Vollbelegung des Gebäudes argumentiert. Allerdings scheinen sich Teile der Bürgerschaft mittlerweile mit dem Asylbewerberheim angefreundet zu haben. Um die 30 Menschen zu integrieren, die ab Sommer in Altbach leben sollen, hat sich ein Arbeitskreis Asyl gegründet. „Das freut uns sehr“, lobte Sozialdezernent Dieter Krug.

Landrat Eininger hat in der Bürgermeisterversammlung insbesondere die großen Kreisstädte dazu aufgerufen, für Räume zu sorgen. Eins ist für ihn klar: „Die beiden großen Kreisstädte Kirchheim und Esslingen erfüllen ihre Aufgabe vorbildlich. Auf den Fildern haben wir dagegen erheblich zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten.“ Der Landkreis habe dort mit seinem Anliegen kaum eine Chance. Sobald der Nutzungszweck bekannt werde, sei das Interesse, einen Mietvertrag abzuschließen, plötzlich sehr gering oder gar nicht mehr da. „Wir haben Schwierigkeiten, unsere Aufgabe zu erfüllen“, sagte Eininger mit Blick auf die Pflicht des Landkreises, Flüchtlinge unterzubringen. Möglicherweise werde man irgendwann in die Situation kommen, wieder Container aufzustellen zu müssen.

Woher kommen die Asylbewerber, die im Landkreis leben?

Ende 2011 waren insgesamt 427 Asylbewerber in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises Esslingen untergebracht. Ein gutes Viertel stammt aus Afghanistan. Mit jeweils zehn Prozent folgten die Herkunftsländer Irak, Türkei und Pakistan. Jeweils acht Prozent kamen aus Indien und Serbien, drei Prozent aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Vier Prozent stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aus Serbien. Nicht alle Nationalitäten werden in der Statistik erfasst. Deshalb entfallen auf „Sonstige“ 22 Prozent. 2010 war die Zahl der Flüchtlinge in der Bundesrepublik stark angestiegen, weil die Visumspflicht für Personen aus Serbien und Mazedonien aufgehoben worden war. „Zwischenzeitlich sind die Zugänge aus diesen Ländern wieder rückläufig“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Die seit Ende 2010 geltende Visumsfreiheit für Albanien und Bosnien-Herzegowina habe bisher keine nennenswerten Auswirkungen gehabt. Auch die politischen Umwälzungen in der arabischen Welt hätten sich 2011 nicht auf den Zugang in Baden-Württemberg ausgewirkt. Allerdings kämen sehr viele Flüchtlinge über die schlecht gesicherte Grenze zwischen der Türkei und Griechenland in die EU und reisten von dort aus weiter nach Deutschland.adö