Lokales

„Für ein friedvolles Miteinander“

Viele Bürger wollen in Bissingen beim AK Asyl mitmachen

In Bissingen bildet sich ein Arbeitskreis (AK) Asyl. Nach einer ersten Informationsveranstaltung der Gemeinde zu diesem Thema wollen vorerst rund 50 Bürger bei einer Initiative in der Seegemeinde mitmachen.

Bissingen. Rund 50 Frauen und Männer aus Bissingen trugen sich am Montagabend nach der Veranstaltung der Gemeinde zur Gründung eines Arbeitskreises Asyl in Bissingen in die Listen der verschiedenen Arbeitsgruppen ein. Bürgermeister Marcel Musolf hatte zuvor an die rund 50 Millionen Menschen erinnert, die weltweit seit einem Jahr auf der Flucht sind. Eine Folge davon: Im vergangenen Jahr wurden über 200 000 Asylanträge in Deutschland gestellt. Die Flüchtlinge wurden auf die Bundesländer verteilt. Für deren „Erstunterbringung“ sind die Landkreise zuständig, die damit vor fast unlösbaren Problemen stehen.

„Es muss deshalb jedem klar sein, dass Flüchtlingsthema findet ganz konkret vor Ort statt“, so der Bürgermeister, „wir werden uns deshalb nicht wegducken.“ Vielmehr wird auch die Gemeinde Bissingen dem Landkreis Esslingen unter die Arme greifen.

Zurzeit leben in Bissingen zehn Bürgerkriegsflüchtlinge in kommunalen Wohnungen in der sogenannten Anschlussunterbringung. Das heißt, ihre Verfahren wurden bereits abgeschlossen. Nach dem Gesetz sind dann die Kommunen für die Unterbringung zuständig. Im ehemaligen Kindergarten Pfarrstraße lässt die Gemeinde die Räume zu zwei Wohnungen umbauen. Im Sommer sollen dort 20 bis 25 Flüchtlinge einziehen. „Wir kennen aber die Nationalitäten noch nicht“, informierte Musolf die zahlreichen Zuhörer. Dem Bürgermeister geht es dabei nicht nur darum, dass seine Verwaltung das Thema irgendwie bewältigt. „Zum Gelingen einer gelebten Inte­gration brauchen wir den Rückhalt in der Bevölkerung“, so Musolf.

Dabei verhehlte er nicht, dass auf die Ehrenamtlichen des AK Asyl eine „Latte an Aufgaben“ zukomme, „natürlich im Schulterschluss mit der Gemeinde und der Arbeiterwohlfahrt“. Gedacht ist an regelmäßige Besuche der Flüchtlinge, an Sprachkurse für Erwachsene und Kinder, eine Hausaufgabenhilfe, an die Begleitung zu Ärzten, die Beschaffung von Kleidung, die Organisation von Arbeitsmöglichkeiten und Freizeitangeboten und Ähnliches mehr.

Die Vorbereitungen zur Aufnahme von Flüchtlingen in Weilheim schilderte der Sprecher des dortigen AK Asyl, Jochen Ziegler. Demnach steht die Unterbringung von 100 Asylbewerbern bevor. Deren Unterkünfte in Containern am Weilheimer Stadion sollen im Mai/Juni zur Verfügung stehen. „Eine kleingliedrige Unterbringung an dezentralen Standorten wie in Bissingen wäre uns auch lieber gewesen, aber es geht leider nicht“, meinte Ziegler. Im Dezember warb die Stadt um Mitarbeit im AK Asyl. Über 50 Personen meldeten sich daraufhin. Inzwischen wurden sieben Themengruppen gebildet. „Im Moment üben wir uns im Trockenschwimmen, und es gibt mehr Fragen als Antworten“, sagte Jochen Ziegler.

Auch Bürgermeister Musolf ging es darum, das Thema rechtzeitig anzupacken, um genügend Vorlauf für die Organisation zu haben. „Wir wollen ein friedvolles Miteinander in Bissingen und Ochsenwang mit den Flüchtlingen haben“, nannte er seine Zielsetzung. Ein erstes positives Signal kam bereits vor Wochen von der Bissinger Vereinsgemeinschaft, die den Erlös des Adventssingens in Höhe von 2 100 Euro für die Flüchtlingshilfe spendete. Als weiteres positives Signal wertete Bissingens Verwaltungschef den sehr guten Besuch der Veranstaltung und die zahlreichen Einträge in die Themenlisten. „Weitere Interessierte können sich jederzeit bei mir oder Herrn Koser, dem Chef des Ordnungsamtes, melden“.

In einer abschließenden Zuhörerrunde wurden Fragen besprochen wie: „aus welchen Ländern kommen die Flüchtlinge nach Bissingen? Gibt es psychologische Betreuung für traumatisierte Frauen, Männer und Kinder? Wo gibt es Vorbereitungsklassen zum Erlernen der deutschen Sprache? Ist es für Firmen möglich, Flüchtlinge zu beschäftigen? Wie viel Zeit benötigt der Einzelne im AK Asyl für sein Engagement? Ist an ein Patenmodell gedacht? Gibt es in Bissingen Menschen, die zum Beispiel arabisch können? Wer sorgt in Weilheim für die Finanzen?“